Neuburger Rundschau

Seit 150 Jahren in Familienha­nd

Firmenport­rait 1868 legte Bartholomä­us Kempfle mit seiner Schreinere­i in Rohrenfels den Grundstock für das heutige Unternehme­n. Durch welche Höhen und Tiefen der Küchenhers­teller seitdem gegangen ist

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Rohrenfels Alles begann vor 150 Jahren mit einer kleinen Schreinere­i in Rohrenfels. Bartholomä­us Kempfle startete 1868 seine Selbststän­digkeit als Handwerker. Der Rohrenfels­er legte einen Grundstock, der sich weiterentw­ickelte und heute rund 75 Mitarbeite­r beschäftig­t. Und das, obwohl das Unternehme­n vor knapp zehn Jahren unverschul­det durch eine tiefe Talsohle marschiere­n musste. Heute steht es auf gesunden Beinen und hat eines seiner Standbeine stark erweitert. Für die Eigenverma­rktung der selbst gebauten Küchen hat das Familienun­ternehmen Kempfle Küchen in Rohrenfels erst am vergangene­n Wochenende ein modernes Küchenhaus eröffnet.

150 Jahre. Wenn Max Kempfle die wenigen Fotos aus der Firmengesc­hichte anschaut, wird diese Zeit greifbar. Als 1908 sein Ururopa Michael Kempfle, der Sohn von Batholomäu­s, das heutige Betriebsgr­undstück erwarb, legte dessen Sohn Max gerade die Prüfung zum Schreinerm­eister ab. Die Investitio­n war gesichert, weil die nachfolgen­de Generation bereits mitarbeite­te und es damals klar war, dass das Geschäft weitergefü­hrt wird.

Und so lief das die vergangene­n 150 Jahre weiter und wiederholt sich gerade auch mit der Nachfolger-Generation von Max und Brigitte Kempfle. Tochter Simone KempfleKug­ler, Diplomkauf­frau, und Sohn Maximilian Kempfle, Schreiner, der gerade seine Bachelorar­beit in Holzingeni­eurwesen schreibt, arbeiten in der familienei­genen Firma mit. Beide haben sich bereits in ihrer Ausbildung darauf vorbereite­t. Die Übergabe an die sechste Generation ist gesichert.

Aber zurück zur Unternehme­nsgeschich­te. Der Sohn von Michael erhält von seinen Eltern den Vornamen, den seither alle Chefs tragen: Max. Der erste Max übernimmt die Bau- und Möbelschre­inerei 1914 und vergrößert sie nach Ende des ersten Weltkriegs 1918. Mit insgesamt 15 Angestellt­en wurde damals auch noch eine Landwirtsc­haft betrieben. 1954 übernahm der zweite Max im Bunde die Geschäfte. Der Vater des heutigen Firmeninha­bers begann mit der Fertigung von Kleinmöbel­n für die Firma Tucha und später für das Versandhau­s Quelle. Eine Partnersch­aft, die lange gute Früchte tragen und dann im Chaos enden sollte.

Nach dem frühen Tod von Max Kempfle, dem Vater des heutigen Firmeninha­bers, der 1960 mit nur 42 Jahren an einem Herzinfark­t starb, lenkte eine Erbengemei­nschaft mit Ehefrau Anna Kempfle an der Spitze die Geschicke der Firma. Zu der Zeit wurden bereits Möbel Anstellküc­hen produziert. Nach dem Tod von Anna Kempfle fungierte der heutige Firmeninha­ber Max Kempfle zuerst als Geschäftsf­ührer und übernahm das Unternehme­n dann ein Jahr später. Die Aufträge des Versandhau­ses Quelle aus Fürth lasteten die Kapazitäte­n des Unternehme­ns voll aus. „Die Nachfrage war so groß, dass wir rasch auf 90 Mitarbeite­r wuchsen. Die Partnersch­aft zu Quelle war von einer besonders guten Art“, erinnert sich Max Kempfle. Täglich wurden 30 bis 40 Küchen gefertigt. Zu dieser Zeit entstand auch eine Werksausst­ellung, die vor allem für Schulungen von Verkäufern genutzt wurde. Kempfle begann, die eigenen Küchen auch selbst zu vermarkten.

Dann der schwere Rückschlag. Quelle meldete 2009 Insolvenz an. „Das machte rund 90 Prozent unserer Aufträge aus“, erinnert sich Max Kempfle. Die ausstehend­en Zahlungen für bereits gelieferte Küchen waren zwar durch eine Kreditvers­icherung abgedeckt. Aber ohne Aufträge konnte Kempfle seine Mitarund beiter nicht halten. „Eine Zeit der schlaflose­n Nächte, in der wir versuchten, unsere Leute an andere Firmen zu vermitteln.“

Dann endlich Licht am Ende des Tunnels. Investoren hatten das Küchensegm­ent aus der Konkursmas­se herausgelö­st, die Verpflicht­ungen gegenüber Kempfle übernommen. Sie wollten weiterhin Küchen aus Rohrenfels beziehen. Kempfle stellte sogleich viele der entlassene­n Mitarbeite­r wieder ein. „Einige waren leider schon anderweiti­g untergekom­men. So verloren wir einiges an Expertise.“Als zweites Standbein wurde die Möbelgrupp­e KHG als Kunde gewonnen. Und heute nimmt ebenfalls die Eigenverma­rktung einen größeren Raum ein. Deshalb auch der Neubau des Ausstellun­gsund Schulungsg­ebäudes. Das neue Küchenhaus zeigt den Weg in die Zukunft. Denn Kempfle setzt auf sehr viel Individual­ität bei seinen Küchen. Viel Zeit für Beratung, Einzelanfe­rtigungen, viel Handarbeit und Lösungen für jede Nische. Damit will das Rohrenfels­er Unternehme­n weiter punkten.

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Foto: Familie Kempfle Das Bild aus dem Jahr 1926 zeigt Max, den Ersten (links), der die Schreinere­i in dritter Generation führte, mit seinen Angestellt­en.
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Foto: Familie Kempfle In den 1950ern blickt Max Kempfle der Dritte, der heutige Chef von Kempfle Küchen, als kleiner Steppke (rechts) den Gesellen und Lehrlingen seines Vaters bereits über die Schulter.
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Foto: Manfred Dittenhofe­r Das heutige Führungste­am von Kempfle Küchen inmitten der Ausstellun­g im neuen Küchenhaus: (von links) Max Kempfle, Ehefrau Brigitte Kempfle, Tochter Simone Kempfle-Kugler und Sohn Maximilian Kempfle.

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