Ein Stern verglüht
Ausgerechnet der Weihnachtsstern steckt in der Krise
In Omas Wohnzimmer war er der Farbklecks im ja doch eher grauen Advent: leuchtend rot, die Blätter zum Stern ausgebreitet. Doch anders als viele Dinge von gestern hat es der Weihnachtsstern nicht geschafft, sich im Hier und Heute das hippe Etikett „Retro“anzuheften. Da nutzt auch kein Schöntrinken mit übersüßtem Glühwein. Die schlechte Botschaft für die spießige Topfpflanze: Ihr Stern verglüht.
Immerhin: Etwa 32 Millionen Weihnachtssterne haben die deutschen Blumenhändler, Bau- und Supermärkte nach Angaben einer Marketing-initiative mit dem passenden Namen „Stars for Europe“in der vergangenen Saison verkauft. Hört sich viel an, aber: Das ist ein Rückgang von 20 Prozent in den vergangenen zehn Jahren, sagt Rainer Krämer von der Initiative. „Um lebende Pflanzen muss man sich kümmern“, sagt Krämer. Dafür hätten viele Menschen heute keine Zeit mehr oder kein Händchen.
Seit den 1960er Jahren schmückt die ursprünglich aus Mittelamerika stammende Pflanze bei uns die weihnachtlichen Fensterbänke. Einst war der Weihnachtsstern sogar die Topfpflanze Nummer eins in Deutschland, inzwischen hat die Orchidee ihn überholt. Ein Wettkampf der Diven also, der den Weihnachtssternfreunden zusetzt. Denn der Weihnachtsstern kann zickig sein: keine Zugluft, keine Heizungsluft, nicht zuviel Wasser. Sonst rieseln die Blätter wie der Schnee.
Rund 700 Betriebe ziehen nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Deutschland Weihnachtssterne auf, die meisten in Nordrhein-westfalen, Baden-württemberg und Bayern. Viele Betriebe bekommen ihre Stecklinge von Mutterpflanzen, die in Ostafrika wachsen.