Bummeln nach Bethlehem
Der Neuburger Krippenweg lädt auf 24 Stationen zu einem vorweihnachtlichen Spaziergang ein. Es geht vorbei an gestrickten Elefanten, verschneiten Landschaften und 3-D-modellen. Sogar eine Metallkrippe ist dabei
Neuburg Es muss ja nicht gleich die Reise aus dem Morgenland sein, um in Weihnachtsstimmung zu geraten – es geht auch einfacher. Statt mühsam dem Stern von Bethlehem entgegen zu schlürfen, reicht es, den Spuren des Neuburger Krippenwegs zu folgen. Mittlerweile zum vierten Mal lädt der Weg ein zu einem vorweihnachtlichen Bummel entlang 24 Stationen, ausgehend vom Weihnachtsmarkt am Schrannenplatz quer durch die Untere und Obere Stadt. Krippen unterschiedlicher Art warten darauf, in den Schaufenstern der Geschäfte und in der Hofkirche von den Spaziergängern entdeckt zu werden. Hinter vielen von ihnen verbergen sich faszinierende Geschichten.
Bunt geschmückt mit Perlen und Pailletten folgt ein wollener Riese demütig einem Weisen aus dem Morgenland. Es ist der Stoffelefant im Schaufenster des Wollhauses – ein Neuling auf dem Krippenweg. „Der Elefant ist zum ersten Mal dabei“, erzählt Inhaberin Brunhilde Heinrich und ergänzt: „Hinter ihm verbirgt sich eine ganz besondere Geschichte.“Er ist – wie ein Großteil der gesamten Krippe – Masche für Masche unter den Händen ihrer treuen Kundin Renate Lindinger, einer passionierten Strickerin aus Neuburg entstanden. Ihr Vater war in englischer Kriegsgefangenschaft in Afrika und hatte währenddessen einen Patchworkelefanten aus Resten gefertigt. Als er wieder freikam, hatte er ihn der Tochter mitgebracht. In Anlehnung an diesen Elefanten ihrer Kindheit, schuf Lindinger den königlich geschmückten Stoffelefanten.
Es sind diese Geschichten, die den Neuburger Krippenweg zu etwas Besonderem machen. Keine der ausgestellten Krippen ist gleich, jede hat ihre eigene Geschichte, auch wenn sie alle von derselben, biblischen, Geschichte erzählen. Viele der Besucher entlang des Wegs verbinden wiederum ihre eigene Geschichte mit Krippen, wachgerufen von den Ausstellungsstücken. Eine Passantin bleibt vor dem Schaufenster des Modehauses Brenner am Schrannenplatz stehen, angezogen von der Tiroler Krippe von Krippenbaumeister Peter Stowasser. Sie staunt über den Detailreichtum, bewundert die täuschend echten Steinmauern, das Moos am Wegesrand und all die Einzelheiten dieser Momentaufnahme im Kleinen – als würde die Zeit für einen Moment stillstehen und das Schaufenster einen Ausschnitt der Wirklichkeit preisgeben, für immer festgehalten in der winterlichen Szene mit dem Jesuskind.
Die Dame nutzt diesen Zwischenstopp auf dem Weg zum Einkaufen, hält inne und erzählt ihre persönliche „Krippenerfahrung“. Nie wird sie das handgeschnitzte Haus, das strohgedeckte Dach, vor allem aber das Licht vergessen, das schon damals elektrisch das Hirtenfeuer zum Glimmen brachte und den Stall in ein Dämmerlicht tauchte – angetrieben von einer kleinen Batterie mit Drähten, feinsäuberlich versteckt. „Das hat mich als Kind natürlich beeindruckt“, erzählt sie mit glänzenden Augen. Ein weiteres Detail ist ihr bis heute im Kopf geblieben: Die abgebrochenen Beine der Tierfiguren wurden damals – in der Nachkriegs- – durch Zündhölzer ersetzt. Die Schäfchen auf flammenden Hufen steigerten ihre Faszination für die Krippe noch mehr und machten sie zu „ihrer“Krippe.
Unverwechselbar sind auch die Krippen in den Schaufenstern. Vielfalt sei das Ziel des Krippenwegs, erklärt Initiatorin Angelika Burghart. „Die wechselnden Teilnehmer bestücken ihre Schaufenster und Auslagen selbst“– dabei gäbe es keinerlei Vorgaben. Von dem Ergebnis ist sie immer wieder begeistert. Im Tabakgeschäft Lanig in der Rosenstraße etwa steht eine Krippe aus Metall, im Bücherturm am Sèter Platz eine Miniaturkrippe zum Zusammenfalten und bei Chez Chocolat eine Krippe aus einem halben Baumstamm mit „ausfahrbarem“Maria-und-josef-paar im 3-D-effekt. Erklärtafeln zu jeder Krippe geben den Besuchern die wichtigsten Informationen mit auf den Weg gen Bethlehem, der Bummel durch die Straßen soll nicht nur optisch ansprechen, sondern auch informativ sein.
Entstanden ist die Idee für einen Neuburger Krippenweg durch einen Blick über die Stadtgrenzen hizeit naus, erzählt Burghart: „Andere Städte, etwa Ingolstadt, haben seit Jahrhunderten einen Krippenweg, der von Kirche zu Kirche führt.“In Neuburg soll er gleichermaßen zum Schaufensterbummel einladen, die Geschäfte ankurbeln und den Weihnachtsmarkt am Schrannenplatz bereichern.
OWegbeschreibung Ein Übersichtsplan mit allen Stationen des Krippenwegs befindet sich im Flyer „Neuburger Weihnacht“, erhältlich beim Stadtmarketing, oder unter www.neuburger-weihnacht.de/ im Internet.