Neuburger Rundschau

Neuer Dämpfer für die AfD

Die anderen Parteien verweigern den Rechtspopu­listen einen Sitz in dem Gremium, das in geheimen Sitzungen das Landesamt für Verfassung­sschutz kontrollie­rt

- VON ULI BACHMEIER

München Die fünf anderen Fraktionen haben im Landtag dem Kandidaten der AfD einen Sitz im Parlamenta­rischen Kontrollgr­emium (PKG) verweigert. Das Gremium kontrollie­rt in geheimen Sitzungen das Bayerische Landesamt für Verfassung­sschutz. Kandidat der AfD war der 68-jährige Raimund Swoboda, ein ehemaliger Leitender Polizeidir­ektor aus Unterfrank­en. Er war bereits als Kandidat für das Amt eines Landtagsvi­zepräsiden­ten durchgefal­len.

Bereits am Dienstagna­chmittag waren in der mehr als vierstündi­gen Debatte über die Regierungs­erklärung von Ministerpr­äsident Markus Söder die tiefen Gräben zwischen der AfD und dem Rest des Landtags deutlich geworden. Teile der AfD quittierte­n Söders Ankündigun­g, sich im nächsten Jahr in Afrika über die Ursachen von Flucht und Migration zu informiere­n, mit höhnischem Gelächter. AfD-Fraktionsc­hefin Katrin Ebner-Steiner warf der Staatsregi­erung eine „antideutsc­he und antibayeri­sche Poli- tik“vor. Sie forderte eine „patriotisc­he Erneuerung“und bezeichnet­e führende Politiker anderer Parteien als „Parteibonz­en“. Bayern solle in eine „multi-ethnische Besiedlung­szone“ umgewandel­t werden, sagte EbnerStein­er – und erntete prompt Proteste.

FDP-Fraktionsc­hef Martin Hagen sprach von „Schmarrn“und „rechten Verschwöru­ngstheorie­n“und sagte: „Das war wirklich eine extremisti­sche Rede.“Würde ein AfDKandida­t in das PKG gewählt, würde man den Bock zum Gärtner machen. SPD-Fraktionsc­hef Horst Arnold sagte, eine Rede wie von Ebner-Steiner sei „demokratis­ch schwer zu ertragen“. Der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CSU, Tobias Reiß, merkte mit Blick auf die AfD an, dass ausgerechn­et diejenigen eine Spaltung der Gesellscha­ft beklagten, die diese Spaltung selbst betrieben. Der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Freien Wähler, Fabian Mehring aus dem Augsburger Land, nannte EbnerStein­ers Rede eine „Schande“für das Parlament.

Bei der Abstimmung über die Besetzung des PKG erhielt der AfDAbgeord­nete Swoboda nur 35 Jastimmen. 118 Abgeordnet­e votierten mit Nein, 34 enthielten sich der Stimme. Damit war automatisc­h auch der AfD-Kandidat für die Stellvertr­etung, Stefan Löw, ein 28-jähriger Polizeiobe­rmeister außer Dienst aus Bad Neustadt an der Waldnaab, nicht gewählt.

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Fabian Mehring
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K. Ebner-Steiner

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