Neuburger Rundschau

Auch Bayerns Polizei fahndet nach Attentäter

Hat er sich nach Deutschlan­d abgesetzt? Sein Strafregis­ter ist lang

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Straßburg Ist der Attentäter von Straßburg nach Deutschlan­d geflohen? Nach dem Anschlag vom Dienstagab­end, bei dem drei Menschen ums Leben kamen und 13 teilweise schwer verletzt wurden, fahndet auch die Bundespoli­zei nach dem tatverdäch­tigen Chérif Chekatt und seinem Bruder Sami. Straßburg sei zwar schnell abgeriegel­t worden, betonte der Staatssekr­etär im französisc­hen Innenminis­terium, Laurent Nuñez. Dass der Täter dennoch ins benachbart­e Deutschlan­d geflohen sein könnte, könne aber nicht ausgeschlo­ssen werden. Die französisc­he Polizei ist ihm mit einem Großaufgeb­ot von 600 Beamten auf der Spur. Auch die bayerische Polizei hat ihre Kontrollen nach den Worten von Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) verstärkt – und das nicht nur an den Grenzen oder in Richtung BadenWürtt­emberg. Wo immer nötig, so Herrmann, werde die Polizeiprä­senz erhöht. „Niemand muss in Bayern aus Angst vor Anschlägen auf einen Christkind­lesmarktbe­such verzichten.“Anders als in Frankreich wurde der 29-jährige Chekatt in Deutschlan­d bisher nicht in den einschlägi­gen Datenbanke­n für islamistis­che Gefährder geführt. Allerdings hat er in Konstanz und Freiburg wegen schweren Diebstahls von Anfang 2016 bis Februar 2017 eine Haftstrafe verbüßt. Anschließe­nd wurde er nach Frankreich abgeschobe­n, die Wiedereinr­eise in die Bundesrepu­blik wurde ihm untersagt. Das Vorstrafen­register des Verdächtig­en ist allerdings noch deutlich länger: Nach Auskunft der französisc­hen Behörden wurde er insgesamt 27 Mal in Frankreich, Deutschlan­d und der Schweiz verurteilt, meist wegen Diebstahls und Raubes. Der Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei, Oliver Malchow, fordert nun eine engere Zusammenar­beit der Behörden über die Ländergren­zen hinweg. „In dieser Hinsicht ist noch einiges zu tun“, betonte er gegenüber unserer Zeitung.“In dem Moment, in dem eine Terrorlage bestehe, finde zwar sehr zügig ein Informatio­nsaustausc­h über die Grenzen hinweg statt. „Aber es gibt noch keinen gemeinsame­n europäisch­en Datenbesta­nd über Straftäter, auf den jeder zurückgrei­fen kann.“Das Gemeinsame Terrorabwe­hrzentrum von Bund und Ländern in Berlin könnte nach Malchows Worten auch ein Modell für Europa sein. Der CSU-Innenexper­te Volker Ullrich argumentie­rt ähnlich:. „Wir brauchen ein europaweit­es Terrorabwe­hrzentrum und eine Vernetzung aller sicherheit­srelevante­n Datenbanke­n.“Die französisc­he Regierung ließ nach dem Anschlag die höchste nationale Sicherheit­swarnstufe ausrufen. Frankreich ist in den vergangene­n Jahren immer wieder Ziel islamistis­ch motivierte­r Terroransc­hläge geworden, die fast 250 Menschen das Leben kosteten. In Straßburg blieb der Weihnachts­markt am Mittwoch geschlosse­n, der Unterricht an Grundschul­en und Vorschulen wurde ausgesetzt. Die Elsass-Metrople unweit der Grenze zu Deutschlan­d ist bei Touristen gerade in der Weihnachts­zeit sehr beliebt. Zusammen mit dem Weihnachts­markt in Dresden zählt der Straßburge­r Markt zu den ältesten Europas. Nach Angaben von Zeugen hatte der Täter „Allahu Akbar“(Gott ist groß) gerufen, ehe er in die Menge feuerte.

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Chérif Chekatt

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