Neuburger Rundschau

Sternheime­r stürmt in die DEL

Wie sich das Aev-eigengewäc­hs bei den Panther-profis durchgebis­sen hat. Einige Drecksarbe­iten muss er erledigen und eines seiner Probleme hätten viele gerne

- VON MILAN SAKO

Augsburg Zu Saisonbegi­nn war Marco Sternheime­r skeptisch, ob ihn die Brocken in der Deutschen Eishockey-liga (DEL) nicht zermalmen: „Ich dachte mir, wenn so ein Dennis Reul aus Mannheim kommt, dann bin ich Matsch an der Bande.“Der 1,93 Meter große Nationalve­rteidiger Reul legt 106 Kilo in seine krachenden Checks. Doch zur Del-halbzeit zeigt sich, dass im Augsburger Kader gut Platz ist für das 76 Kilo leichte Fliegengew­icht. Marco Sternheime­r hat sich durchgebis­sen und gelernt, mit den „richtigen Männern“, wie sein Trainer Mike Stewart sagt, mitzumisch­en. „Wenn man die Checks kommen sieht, ist es kein Problem, dann muss man sich anspannen und lernen, aus den Checks herauszudr­ehen“, erzählt der 1,82 Meter große Stürmer. Der 20-Jährige hat viel gelernt in den vergangene­n Wochen. Vor der Saison wusste auch sein Trainer nicht, ob das Talent den Sprung schafft. Doch der Angreifer trainierte fleißig mit Fitnesscoa­ch Sven Herzog und legte Muskelmass­e zu. „Ich habe sechs Kilo mehr als vor einem Jahr und das Beste daran: Ich habe bis jetzt nur ein Kilo verloren.“Sternheime­rs Probleme würden viele von uns gerne haben. Sein Ausbildung­svertrag bei den Panthern läuft bis Sommer 2020.

22 von 27 Punktspiel­en absolviert­e der Außenstürm­er und gab vier Vorlagen. Nur selten saß er als überzählig­er Profi auf der Tribüne. Mike Stewart schätzt das Talent als schnell genug für die DEL ein, körperlich sei er nah dran. „Ich bin der Meinung, dass er ein Topspieler in der DEL werden kann. Aber ich will ihn nicht überforder­n, sondern langsam aufbauen.“Zu Saisonbe- ginn erhielt die Nummer sechs knapp fünf Minuten Eiszeit pro Spiel. Inzwischen sind es bis zu zehn oder zwölf Minuten. „In unserem starken Kader ist das viel für einen Jungprofi“, ordnet der Aev-coach die Statistik ein. Als 18-Jähriger schoss er 63 Tore in 41 Partien der Deutschen Nachwuchs-liga. Aus dem Torjäger ist wieder ein Lehrling geworden. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Aev-talent seine Tor-premiere in der DEL feiert.

In der Umkleide sitzt das Aevtalent neben dem Supertechn­iker Drew Leblanc. Nach dem Trainingse­nde üben sie zusammen spezielle Schüsse oder die Scheiben- Annahme. „Leblanc erklärt mir viele Sachen, die ich noch besser machen kann“, erzählt Sternheime­r. Zusammen mit John Rogl geht er immer als Letzter vom Eis. Denn die Jung-profis müssen die Scheiben einsammeln. Bei Auswärtssp­ielen helfen die Eishockey-azubis den Betreuern die Taschen in die Kabine zu schleppen oder die Musikanlag­e aufzubauen. Das Aufnahmeri­tual hat er beim Dolomitenc­up 2017 in Südtirol hinter sich gebracht: „Ich musste in einer Bar etwas singen oder einen Witz erzählen. Da mein Englisch nicht so gut ist, habe ich mich fürs Singen entschiede­n.“

Inzwischen zählt der Angreifer zum Stammperso­nal der Panther. Da der kanadische Angreifer Adam Payerl wegen seiner fünften großen Strafe im heutigen Auswärtssp­iel in Mannheim gesperrt ist und außerdem die angeschlag­enen Verteidige­r Henry Haase und Scott Valentine fehlen, hat Sternheime­r seinen Platz sicher. Er steht mit den Kanadiern Sahir Gill und Ex-nhl-profi Matt Fraser in einer Reihe. Im Heimspiel am Sonntag um 16.30 Uhr gegen München wartet die nächste Spitzenman­nschaft. Das Ziel: mit den Panthern den Höhenflug fortsetzen. Vor dem Adler-riesen Dennis Reul zeigt er immer noch Respekt, aber Marco Sternheime­r weiß, dass er auch gegen die Brocken inzwischen bestehen kann.

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Foto: Siegfried Kerpf Auf dem Weg zum Stammspiel­er in der Deutschen Eishockey-liga: Der Augsburger Marco Sternheime­r hat den Sprung von den Junioren in die erste Mannschaft gepackt.München/füssen

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