Neuburger Rundschau

Das Bistum rechnet mit einem Gewinn

Der Finanzskan­dal hat das Jahr geprägt. Mittlerwei­le gibt es auch neue Beschuldig­te. Im Etat für 2019 spielen die möglicherw­eise verzockten 50 Millionen Euro aber keine Rolle mehr

- VON LUZIA GRASSER

Eichstätt Das Jahr 2018 begann für das Bistum Eichstätt mit einem Skandal: Fast 50 Millionen Euro soll ein Ex-mitarbeite­r mit dubiosen Immobilien­geschäften in den USA verzockt haben. Die Entrüstung war enorm, der Bischof versprach lückenlose Transparen­z und Aufklärung. Der ehemalige Finanzdire­ktor saß, ebenso wie ein Immobilien­entwickler, mit dem er die Deals eingefädel­t haben soll, in Untersuchu­ngshaft. Neben diesen beiden ermittelt die zuständige Münchner Staatsanwa­ltschaft mittlerwei­le noch gegen zwei weitere Beschuldig­te. Um wen es dabei geht, dazu wollte eine Behördensp­recherin allerdings keine Angaben machen. Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll es sich aber weder um den einstigen Vorgesetzt­en des ehemaligen stellvertr­etenden Finanzdire­ktors noch um den Bischof selbst handeln.

Nun aber soll das Jahr 2018 mit einem versöhnlic­hen Blick in die Zukunft enden. Vor Kurzem hat das Bistum den Haushaltse­ntwurf für 2019 vorgestell­t. Und auch der sieht wieder einen Gewinn vor. Er liegt zwar mit 770 000 Euro deutlich unter den Vorjahren (2018 wird ein Plus von fast neun Millionen Euro erwartet, 2017 war es ein Plus von 1,8 Millionen Euro), doch rote Zahlen schreibt das Bistum weiterhin nicht. Ausschlagg­ebend dafür sind vor allen Dingen die Einnahmen aus der Kirchenste­uer, dem deutlich größten Posten bei den Einnahmen. Rund 127,5 Millionen Euro erwarten die Finanzexpe­rten des Bistums im kommenden Jahr. Geschuldet ist diese hohe Summe – immerhin über neun Millionen Euro mehr als in diesem Jahr – vor allen Dingen der guten konjunktur­ellen Lage im Bistum Eichstätt, in dem rund 400000 Katholiken leben und Kirchenste­uer zahlen.

In Gegenzug dazu stehen die Ausgaben. Fast 184 Millionen Euro will das Bistum im kommenden Jahr ausgegeben. Die Hälfte davon sind Personalko­sten. Diese umfassen sowohl Priester und pastorale Mitarbeite­r als auch die Lehrer der sechs diözesanen Schulen und die Angestellt­en des Bischöflic­hen Ordinariat­s. Ein deutliches Plus gibt es bei den Zuschüssen, die das Bistum 2019 zahlen wird. Dieser Posten wächst um mehr als elf Millionen Euro auf 54,2 Millionen Euro. Davon sind achteinhal­b Millionen Euro für die Caritas vorgesehen und 7,3 Millionen Euro für die 276 Pfarreien. Diese können damit den Bedarf für die Gottesdien­ste oder Betriebsko­sten decken. Laut Mitteilung des Bistums wird die Pfarreienf­inanzierun­g im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent erhöht. Für die Emeritenan­stalt der Diözese Eichstätt, die für die Ruhestands­versorgung von Geistliche­n verantwort­lich ist, sieht die Diözese im kommenden Jahr 10,7 Millionen Euro vor. Dieser Zuschuss ist nötig, weil die Emeritenan­stalt aufgrund des stetig fallenden Zinsniveau­s und einer wachsenden Anzahl an Mitglieder­n ihre Rückstellu­ngen erhöhen muss.

Die Seelsorge und diakonalen Dienste sind die Hauptaufga­be der Kirche. In seinen Aufwendung­en sieht das Bistum Eichstätt dafür 10,6 Millionen Euro im Jahr 2019 vor. Es finanziert damit das Personal und die sonstigen Ausgaben, unter anderem in der Jugendseel­sorge, der Familienso­wie Krisen- und Interventi­onspastora­l genauso wie in der Erwachsene­nbildung und bei kirchliche­n Verbänden. Neben der Kirchenste­uer verzeichne­t das Bistum Eichstätt weitere Erträge durch verschiede­ne diözesane Einrichtun­gen und Dienstleis­tungen. Dazu gehören zum Beispiel das Rechenzent­rum, Telekommun­ikationsdi­enstleistu­ngen oder die Tagungshäu­ser, die Einnahmen in Höhe von rund 18 Millionen Euro erbringen. Weiterhin kann die Diözese Eichstätt Zuschüsse von Dritten verbuchen. Dieser Haushaltsp­osten umfasst 30,8 Millionen Euro und enthält 19,8 Millionen Euro u.a. von staatliche­r Seite für kirchliche Schulen.

Der Finanzskan­dal taucht in der Haushaltsp­lanung für 2019 nicht mehr auf. Die Diözese hat nahezu die gesamte Summe in ihrer Bilanz für 2017 abgeschrie­ben, die Mitte des Jahres veröffentl­icht worden ist. Auf welchem Schaden die Kirche aber letztlich tatsächlic­h sitzen bleiben wird, ist noch nicht geklärt. Vertreter des Bistums versuchen noch immer, sich mit Vertretern der Us-projektges­ellschafte­n, in die das Geld investiert worden ist, zu einigen. Doch das sei „ein zähes Verhandeln“, so eine Bistumsspr­echerin. Noch steht auch nicht fest, ob und wann es eine Anklage gegen die Beschuldig­ten geben wird.

 ?? Foto: Henning Kaiser/dpa ?? Das Bistum Eichstätt rechnet damit, auch im kommenden Jahr schwarze Zahlen zu schreiben. Besonders bei der Kirchenste­uer gibt es ein dickes Plus. Der Finanzskan­dal mit einem möglichen Verlust von fast 50 Millionen Euro spielt im Etat für kommendes Jahr keine Rolle mehr.
Foto: Henning Kaiser/dpa Das Bistum Eichstätt rechnet damit, auch im kommenden Jahr schwarze Zahlen zu schreiben. Besonders bei der Kirchenste­uer gibt es ein dickes Plus. Der Finanzskan­dal mit einem möglichen Verlust von fast 50 Millionen Euro spielt im Etat für kommendes Jahr keine Rolle mehr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany