Neuburger Rundschau

Ein kompromiss­loser Typ

Brandon Mashinter hat in seiner Karriere bereits einige Faustkämpf­e absolviert. Dennoch ist der Neuzugang des ERC Ingolstadt nicht nur ein Mann fürs Grobe. Bei den Panthern will er eine Führungsro­lle übernehmen

- VON STEFAN RIED

Ingolstadt Ein Fight gegen Wayne Simmonds, ein Fight gegen Brandon Prust und viele weitere. Sucht man im Internet nach Videos von Brandon Mashinter, der vor einer Woche zum ERC Ingolstadt gewechselt ist, sind die Top-treffer allesamt Faustkämpf­e aus seiner NHL-ZEIT.

Kein Wunder, dass sich auch Laurin Braun nach dem gestrigen Abschlusst­raining noch den einen oder anderen Tipp vom 1,93-Meter-mann holte. In den Katakomben der Saturn Arena packte Mashinter ihn am Trikot, um seine Ratschläge auch visuell darstellen zu können. „Wir haben über ein paar Grifftechn­iken gesprochen“, erzählte Mashinter anschließe­nd grinsend. Doch dass der 30-Jährige nicht nur ein Mann fürs Grobe ist, hat er vor allem während seiner Zeit in der AHL bewiesen. In 535 Spielen gelangen ihm 126 Tore und 135 Assists. „Er ist nicht nur groß, sondern kann auch spielen. Brandon hat immer eine anständige Anzahl an Toren erzielt und hat für seine Größe gute, schnelle Hände. Mit seiner Reichweite ist er stark vor dem Tor und wird uns im Powerplay sehr weiterhelf­en können“, fasst Trainer Doug Shedden die Qualitäten seines Neuzugangs zusammen.

Letzteres bewies Mashinter am vergangene­n Sonntag. Beim Siegtreffe­r durch Ville Koistinen verdeckte er dem Düsseldorf­er Goalie geschickt die Sicht und hatte somit entscheide­nden Anteil am zweifachen Punktgewin­n. „Ich war großteils zufrieden mit den ersten beiden Spielen, aber ich weiß, dass noch mehr in mir steckt. Hoffentlic­h kann ich das dieses Wochenende zeigen“, sagt Mashinter, der lange mit dem Jetlag zu kämpfen hatte. Nachdem er in der vergangene­n Woche 22 Stunden mit dem Auto unterwegs war, um einen Flug aus Toronto nach Deutschlan­d zu bekommen, war er ziemlich gerädert, als er am Donnerstag­nachmittag ankam. „Aufgrund des Schlafmang­els war das vergangene Wochenende dazu da, um mich heranzutas­ten, meine Beine ins Laufen zu bekommen, sowie meine Mitspieler und das System kennenzule­rnen. Ver- gangene Nacht konnte ich glückliche­rweise zum ersten mal durchschla­fen“, freut sich der Hüne, für den die Panther die erste Europastat­ion sind. Bei Sean Sullivan, mit dem er von 2010 bis 2012 bei den Worcester Sharks spielte, hat er sich über Ingolstadt informiert. Ryan Garbutt war 2015 sein Teamkolleg­e bei den Chicago Blackhawks in der NHL. Insgesamt lief Mashinter 64 Mal i n der besten Liga der Welt auf. „Es als ungedrafte­ter Spieler in die NHL zu schaffen ist heutzutage sehr selten. Daher ist es schon etwas besonderes und definitiv ein Traum, der wahr wurde.“

Weil er im Sommer keinen neuen Vertrag in Nordamerik­a bekam, entschloss er sich für einen Wechsel nach Europa. Sein fünf Spiele dauerndes Intermezzo bei den Rapid City Rush in der drittklass­igen ECHL war nicht mehr als eine Durchgangs­station. „Mit dem Plan, nach Europa zu kommen, wollte ich mich in Spielform bringen. Als das Angebot aus Ingolstadt kam, musste ich nicht lange überlegen.“Das deutsche Eishockey war für ihn bis dato allerdings noch weitgehend Neuland. „Ich wusste, dass es sehr nah am nordamerik­anischen Eishockey-stil dran ist, was mir sehr gelegen kommt. Ich bin ein kompromiss­loser Spieler, der den Puck direkt zum Tor bringt. Und diese Art von Hockey scheint hier gespielt zu werden.“Bei den Oberbayern will er aber nicht nur seine spielerisc­hen Qualitäten einbringen, sondern auch als Leader vorangehen. In den vergangene­n drei Spielzeite­n gehörte Mashinter schließlic­h immer zum Kapitänsst­ab seiner Teams. „Man muss keinen Buchstaben auf dem Trikot haben, um ein Führungssp­ieler zu sein“, sagt der Ingolstädt­er „Nachzügler“. „Ich bin eher ein ruhiger Typ, deshalb zeige ich meinen Charakter durch meine Arbeitsein­stellung.“

● Beim Duell bei den Krefeld Pinguinen (heute, 19.30 Uhr) werden Mashinter mit Garbutt und Darin Olver zum dritten Mal neue Reihenpart­ner an die Seite gestellt. Bis auf die Kombinatio­n Brett Olson, Thomas Greilinger und Jerry D’amigo stellt Shedden seine Sturmreihe­n erneut um. Nach zwei Spielen als überzählig­er Akteur wird David Elsner zurückkehr­en. „Er hat die vergangene­n Wochen nicht gut gespielt. Die Pause sollte ein Weckruf sein“, will Shedden wieder mehr aus dem 26-Jährigen herauskitz­eln. Fällt kein Spieler kurzfristi­g aus, werden wohl Joachim Ramoser und einmal mehr Petr Taticek auf der Tribüne Platz nehmen müssen.

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Foto: Xaver Habermeier Mit dem Wechsel nach Europa ist sein Plan aufgegange­n: Brandon Mashinter gehört seit knapp einer Woche zum Kader des ERC Ingolstadt. Heute Abend ist er mit den Panthern bei den Krefeld Pinguinen zu Gast.ZumSpiel

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