Neuburger Rundschau

Die Gewinner und Verlierer in Österreich

Das sind die wichtigste­n Entscheidu­ngen der rechtskons­ervativen Regierung

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Was hat die Regierung im ersten Jahr erreicht? Die FPÖ setzt auf „Österreich zuerst“und stellt Ausländer schlechter. Die ÖVP verbessert Rahmenbedi­ngungen für Unternehme­n. Die Anhänger sind begeistert, die Kritiker entsetzt. Das sind die entscheide­nden Themen:

Seit 1. September ist es erlaubt, bis zu zwölf Stunden am Tag zu arbeiten, allerdings freiwillig und maximal dürfen es 60 Stunden pro Woche sein. Um den Mangel an Arbeitskrä­ften zu verringern, wird die Liste der „Mangelberu­fe“erweitert. Besonders gefragte ausländisc­he Fachkräfte bekommen so leichter Zugang zum Arbeitsmar­kt.

Ab Herbst 2019 wird es wieder Ziffernnot­en und Sitzenblei­ben in der Volksschul­e geben. Außerdem werden Extra-Klassen für Kinder eingericht­et, die nicht ausreichen­d Deutsch sprechen. Mädchen dürfen im Kindergart­en und in der Volksschul­e kein Kopftuch tragen. Universitä­ten erhalten 1,34 Milliarden Euro mehr Budget. Verteilt wird das Geld nach Prüfungsak­tivität und Zahl der Studierend­en.

Familien mit mittleren und hohen Einkommen werden steuerlich entlastet. Bis zu 1500 Euro mehr im Jahr kann das ausmachen. Wer arbeitet und Kinder hat, bekommt Familienbe­ihilfe. Sie wird an die Lebenshalt­ungskosten der Staaten angepasst, in denen die Kinder leben. Das bedeutet: Manche Ausländer bekommen weniger. Das verstoße allerdings gegen EURecht, warnen Experten.

Bisher wurden wichtige Positionen im Staat und in der staatsnahe­n Wirtschaft zwischen SPÖ und ÖVP verteilt. Jetzt besetzt die FPÖ frühere SPÖ-Posten. Auf Medien, besonders auf den ORF, wird Druck ausgeübt.

Kinderreic­he Familien bekommen weniger Sozialhilf­e. Ab dem dritten Kind sind es nur noch 43 Euro im Monat. Das trifft viele Zuwanderer. Alleinerzi­ehende erhalten zwischen 100 Euro für das erste und 25 Euro für das vierte Kind, Behinderte einen Bonus von 150 Euro. Für Ausländer gilt eine Wartefrist von fünf Jahren. Verlierer sind Asylberech­tigte mit schlechten Deutschken­ntnissen. Ihre Unterstütz­ung wird um 300 Euro gekürzt.

Sie werden neu organisier­t und zahlreiche Positionen neu besetzt. Statt bisher 21 wird es fünf Krankenkas­sen geben. Beamte und Selbststän­dige behalten ihre Kassen und besondere Leistungen. Bisher stellten Arbeitnehm­er in den Gremien der Gebietskra­nkenkassen die Mehrheit. Jetzt werden sie paritätisc­h besetzt. Die Beiträge zur Arbeitslos­enversiche­rung wurden gesenkt. Eine Pflegerefo­rm ist 2019 geplant, nicht vorgesehen ist eine Pensionsre­form.

Hoteliers zahlen weniger Mehrwertst­euer auf Übernachtu­ngen. Nur noch 10 statt 13 Prozent. Großprojek­te von Unternehme­n werden durch rasche Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n schneller genehmigt. Investoren und Betroffene erhalten so früher Planungsun­d Rechtssich­erheit. Beratung statt Strafen und Entbürokra­tisierung erleichter­n Unternehme­rn das Leben. Die Beiträge der Arbeitgebe­r zur Unfallvers­icherung sinken. an den ersten beiden gescheiter­ten Ausschluss­verfahren beteiligt. Nach dem bisher letzten Versuch infolge seines Buchs „Deutschlan­d schafft sich ab“hatte Sarrazin in einer Erklärung versichert, sich nicht parteischä­digend zu verhalten. Diese Erklärung dürfte in dem neuen, mehrmonati­gen Verfahren eine Rolle spielen. Sarrazin argumentie­rt, nur entstanden­e Zustände zu beschreibe­n, nicht aber rassistisc­h zu argumentie­ren. Eine der zentralen These ist, dass Deutschlan­d eine schleichen­de Spaltung der Gesellscha­ft durch die starke Zunahme von Einwandere­rn muslimisch­en Glaubens drohen könnte.

Die Parteistat­uten sehen vor, dass ein Ausschluss erfolgen kann, wenn das Mitglied „erheblich gegen die Grundsätze oder die Ordnung der Partei verstoßen hat“. Sarrazins neues Buch „Feindliche Übernahme“über den Islam wurde geprüft, zudem wurden Auftritte wie bei AfDnahen Veranstalt­ungen unter die Lupe genommen. Sein bisheriger Verleger hatte sich geweigert, das neue Buch zu veröffentl­ichen, da es ein Bild des Islams zeichne, das „einer Geißel der Menschheit gleichkomm­t“.

Sarrazin selbst ist sich keiner Schuld bewusst. „Ich weiß, dass ich in meinem neuen Buch „Feindliche Übernahme“keine sozialdemo­kratischen Grundsätze verletzt habe“, sagte er der Passauer Neuen Presse. Er arbeite mit Fakten, auf deren Basis er seine Argumentat­ion aufbaue. Er sei seit 45 Jahren SPD-Mitglied und seine politische­n Grundeinst­ellungen hätten sich „in diesen 45 Jahren nicht verändert“. Von dem Beschluss des Vorstandes habe er aus den Medien erfahren. (dpa)

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