Klaus Benz sagt dem Weihnachtsmarkt „Servus“
Klaus Benz wird am Sonntag verkünden, dass er den Weihnachtsmarkt in Neuburg heuer zum letzten Mal moderiert hat. Peu à peu will er sich nun zurückziehen. Der nächste Abschied von einer großen Bühne folgt im Sommer
Neuburg Er wird auch „die Stimme Neuburgs“genannt. Doch nicht nur hier hat sich Klaus Benz in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen als Moderator gemacht. Im gesamten Landkreis ist er durch seine Auftritte bekannt wie ein bunter Hund. Nun will er sich Schritt für Schritt zurückziehen. Den Anfang macht der Weihnachtsmarkt auf dem Schrannenplatz, bei dem er am morgigen Sonntag nach 32 Jahren seinen letzten Auftritt am Mikrofon haben wird. Zum letzten Mal wird er dann im Sommer 2019 auch auf dem Neuburger Volksfest zu hören sein.
Benz sagt es so: „Mein Freund Horst Seehofer ist als Ministerpräsident und CSU-Parteivorsitzender gegangen worden, Angela Merkel als CDU-Chefin ebenfalls und ich wollte ganz einfach den Zeitpunkt selbst bestimmen, wann ich aufhöre.“Dieser ist für ihn jetzt gekommen. Bevor er im kommenden Jahr hoffentlich in bester Gesundheit seinen 70. Geburtstag feiern darf, hat er sich entschieden, sein Engagement als Moderator peu à peu zurückzufahren. Der zweifache Vater und Opa eines Enkelkindes hofft und freut sich auf noch ein paar schöne Jahre mit seiner Familie. „Meine Frau Rosemarie und alle anderen haben lange genug auf mich verzichten müssen, haben unheimlich viel Toleranz bewiesen und ich möchte den letzten Lebensabschnitt nicht mit Besprechungen, Vorbereitungen und manchem Ärger verbringen müssen.“
Denn er gibt schon zu, dass sich die Zeiten geändert haben und gerade auch auf dem Weihnachtsmarkt die Organisation viel aufwendiger geworden ist. Mittlerweile hat er während der vier Wochen auf der Bühne am Schrannenplatz 15 Auftritte. „Ich mache mir seit geraumer Zeit mehr Gedanken darüber, ob rundherum alles passt, während das Moderieren in den Hintergrund rückt. Gerade das aber war immer mein Ding“, erklärt Benz.
Aber keinesfalls möchte er, dass der Eindruck entsteht, dass er sich aus Frust zurückziehen würde. „In den vergangenen 32 Jahren Weihnachtsmarkt hat eindeutig das Positive überwogen“, unterstreicht er. Dabei denkt er an die Anfänge zurück, als sich acht bis zehn Geschäftsleute zusammentaten, um 1983 auf dem umgebauten Schrannenplatz aus dem Nichts einen Weihnachtsmarkt ins Leben zu rufen. Dann stiegen Werbegemeinschaft und Gewerbeverband ein, Rainer Röschke gestaltete einen
und schließlich ging es mit der Verlosung eines Autos los – damals noch als einziger Gewinn. Dafür brauchten die Organisatoren ● Eine Gewinnerin im Hl.-Geist-Weg saß beim Telefonanruf gerade in der Badewanne und kam tatsächlich nach zehn Minuten mit nassen Haaren auf die Bühne.
● Eine Familie holte sich in einer Sozialverlosung mit dem Roller den zweiten Hauptpreis und auch noch das Auto.
● An einem Samstagvormittag wurde Klaus Benz auf die Bühne ein Kind gebracht, das seine Eltern nicht mehr fand. Nach der Moderation für eine Musikgruppe kümmerte er sich um das Kind, ging mit ihm in eine Gaststätte und spendierte Pommes und Limo. Nachdem er wieder auf die Bühne musste, meldete er den Vorfall der Polizei, die allerdings durch einen Tele-
einen Moderator und fanden ihn 1987 in Klaus Benz. Aus dieser Verlosung entwickelte sich vor 30 Jahren schließlich die Neuburger Sozi„Packerlturm“ fonanruf der aufgeregten Mutter schon Bescheid wusste. Die Mama kam eiligst aus Rain am Lech angefahren, um ihr Kind abzuholen. Vor lauter Aufregung und Einkaufshektik hatte sie vergessen, dass sie ihr Kind in Neuburg dabei hatte.
● Es gab aber auch traurige Vorfälle. Im vergangenen Jahr warteten die Besucher des Weihnachtsmarktes auf eine Musikerin aus dem Raum Augsburg, die aber nicht kam. Am nächsten Tag konnte man in der Zeitung lesen, dass sie zusammen mit ihrer Freundin umgebracht wurde. Nicht minder tragisch war der frühe Tod von Kevin Bauer, der zusammen mit seiner Familie die „Glühwein-Pyramide“für den Weihnachtsmarkt geschaffen hat.
alverlosung. Der Losverkauf bringt seitdem Spenden für karikative Einrichtungen und auch viel mehr Gewinne mit sich.
In den folgenden Jahren war Klaus Benz durch seinen Ideenreichtum maßgeblich daran beteiligt, dass der Markt die professionelle Struktur erhält, die er mittlerweile besitzt. Mit den Fieranten und der Stadt habe es immer eine gute Zusammenarbeit gegeben und der Vergleich des Christkindlmarktes in der Oberen Altstadt mit dem Unteren Markt, auf dem es ja nur Fressbuden geben würde, sei für ihn immer ein Ansporn gewesen. Doch nachdem mit der „Glühwein-Pyramide“nun auch noch ein großer Wunsch des Arbeitskreises „Neuburger Weihnacht“und von ihm ganz persönlich in Erfüllung gegangen sei, wüsste er nichts, was es noch zu verbessern gäbe.
Pyramide, Eisfläche, die Markthalle eingebunden mit einer Ausstellung, Schnitzer Anselm Plancker als Attraktion aus Südtirol und viele schöne Buden: „Die Weihnachtsdult auf dem Schrannenplatz“, wie Benz sie bezeichnet, habe jetzt ein kleines, aber feines Niveau erreicht, das aber nicht mit der besonderen
Insgesamt 15 Auftritte beim Weihnachtsmarkt
Spontanität ist ihm schon immer gelegen
Atmosphäre auf dem Christkindlmarkt auf dem Karlsplatz verglichen werden dürfe. „Ich jedenfalls bin unheimlich glücklich und zufrieden, dass ich jetzt und hier auf dem Höhepunkt aufhören kann.“
Klaus Benz wird sich am Sonntag mit einem lachenden und einem weinenden Auge vom Weihnachtsmarkt verabschieden, „der mir sehr am Herzen liegt“. Ein gutes halbes Jahr später wird er sich dann ein letztes Mal dem Aufwand beim Neuburger Volksfest stellen. Was er noch einige Zeit weitermachen möchte sind Moderationen, „die mir spielerisch von der Hand gehen“, wo die Gespräche mit den Menschen im Vordergrund stehen, wo Spontanität gefragt ist. Sei es bei den Oldtimerveranstaltungen mit dem Motorclub, den Auftritten bei Starkbierfesten oder bei den Krönungen der Kartoffelkönigin. Dazu zählt auch der Benefizlauf der Lions Clubs aus Neuburg und Eichstätt, den er von Beginn an ohne Vergütung moderiert.
Natürlich ist Klaus Benz realistisch genug, um zu wissen, dass seine Sprüche nicht bei jedem gut ankommen. Da gab und gibt es durchaus auch Kritik an seiner Art zu moderieren. „Nur früher hat man mir am Stammtisch Auge in Auge gesagt, dass ich wieder einen rechten Schmarrn erzählt habe. Jetzt erfahre ich das anonym über die sozialen Medien.“Aber darüber steht Klaus Benz, „die Stimme Neuburgs“, die langsam, aber sicher immer weniger zu hören sein wird: „Pfiat’s eich!“