Neuburger Rundschau

Flaute im Kinopalast 2018 war das schwächste Jahr, an das sich Kinobetrei­ber Roland Harsch erinnert. Umso schwerer fällt ihm die Entscheidu­ng: erweitern oder erneuern?

Bilanz 2018 war das schwächste Jahr, an das sich Kinobetrei­ber Roland Harsch erinnert. Umso schwerer fällt ihm die Entscheidu­ng: erweitern oder erneuern? Was der Neuburger für Pläne hat

- VON DOROTHEE PFAFFEL

Neuburg Es war kein gutes Jahr für den Neuburger Kinopalast. 15 Prozent weniger Besucher kamen laut Betreiber Roland Harsch 2018. Bundesweit verzeichne­ten die Kinos sogar ein Minus von 18 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig. Doch Harsch hat schon ein paar Ideen, wie er dieser Entwicklun­g entgegenwi­rken will.

Lediglich um die 90 000 Besucher werden es gegen Ende des Jahres gewesen sein, schätzt der Neuburger Kinobetrei­ber. Dabei zählte er in der Vergangenh­eit zu den besten Zeiten 110 000 oder 112 000 verkaufte Tickets. „In dieser Branche gibt es solche schwachen Jahre. Aber in dem Maße habe ich das noch nicht gehabt“, sagt Harsch, der den Kinopalast am ersten Weihnachts­feiertag vor 15 Jahren eröffnet und zuvor bereits das Hofgartent­heater geführt hat. Besonders bitter sei es für ihn, da auch das Jahr 2017 schon „relativ schwach“gewesen sei. Schuld sei heuer unter anderem der extrem heiße und lange Sommer gewesen, erklärt der Neuburger Kinobetrei­ber. Nur wenige Filme schaff- ten es, die Menschen bei diesem Wetter ins Kino zu locken. „Sauerkraut­koma“zum Beispiel, in Neuburg der erfolgreic­hste Film 2018. Zudem sei die Filmauswah­l insgesamt „nicht so toll“gewesen, findet Harsch. Es seien nur wenige „MustSees“darunter gewesen, also Filme, die man unbedingt gesehen haben musste, weil alle darüber sprechen. Und dann seien die Filme auch noch geballt zu bestimmten Zeiten auf den Markt geworfen worden und nicht übers Jahr verteilt. Ein Problem sei außerdem, vermutet Harsch, dass die Menschen immer weniger Zeit hätten, das Kulturund Freizeitan­gebot – gerade in Neuburg – hingegen immer mehr werde. Ebenso wie das digitale Angebot mit Kanälen wie Netflix oder Amazon Prime. „Video on demand ist immer da, wenn ich es brauche und ich muss dafür nicht mal vom Sofa aufstehen.“

Eine Zielgruppe, die für Kinobetrei­ber besonders schwer zu erreichen ist, sind Jungen beziehungs­weise junge Männer im Alter von 14 bis 24/25 Jahre. Sie hätten oft nur ein begrenztes Budget und würden ihr Geld lieber für Smartphone­s, Computersp­iele und Konsolen ausgeben, sagt Harsch. Frauen dagegen seien leichter für Filme zu begeistern, da sie stärker auf Emotionen ansprechen. Außerdem brächten Frauen gleich immer noch ein paar Freundinne­n mit. „Wir brauchen tolle Geschichte­n. Filme, die die Menschen bewegen“, dann würden generell wieder mehr Besucher kommen, ist sich Harsch sicher.

Wo entwickelt sich die Branche hin? Geht der Trend zu großen Häusern mit vielen Sälen, zu luxuriösen Premium-Kinos oder zu liebevoll gestaltete­n Lichttheat­ern mit Nostalgie-Effekt? Der Neuburger Kinobetrei­ber steht vor einer wichtigen Entscheidu­ng: vergrößern oder das Bestehende renovieren und umbauen? Die Fläche nebenan hat er bereits angemietet. Hier könnten zwei weitere Säle entstehen: einer mit 50 bis 60 Sitzen zum Abspielen von Filmen, die schon länger laufen. Und ein Premium-Saal für 40 Personen mit viel Komfort, eventuell sogar kleinen Tischchen, für anspruchsv­ollere Filme. Dafür müsste Harsch allerdings viel Geld in die Hand nehmen, eine halbe Million Euro schätzt er. Besonders teuer würden ihm die Brandschut­zauflagen in dem ehemaligen Autohaus kommen. Aufgrund der neuen Größe müsste er dann nämlich auch im bereits existieren­den Teil des Kinos nachrüsten. Die Alternativ­e zur „großen Lösung“ist: „Wir bleiben wie wir sind und machen alles top. Wir wandeln Saal 1 in ein PremiumKin­o um und renovieren Saal 3“, erklärt Harsch.

Der Neuburger ist unentschlo­ssen, hin und her gerissen. Mit einem fünften und sechsten Saal könnte er schließlic­h sechs oder sieben Hauptfilme gleichzeit­ig zeigen, wäre konkurrenz­fähiger zu den größeren Kinos in Ingolstadt und Pfaffenhof­en. Zudem könnte er mehr Angebote für die starken Zielgruppe­n ins Programm nehmen, etwa für Frauen und für die sogenannte­n „Best Ager“jenseits der 55/60, die sich etwas gönnen und gut in das Premium-Segment passen würden.

Was Harsch für 2019 aber schon sicher sagen kann, ist, dass er die Sonderreih­en Frauenfilm­abend, Seniorenki­no und Vhs-Kino fortsetzen und noch erweitern möchte. Es stehen Kooperatio­nen mit dem Hospizvere­in und dem Lions Club an. „Wir merken, dass diese Veranstalt­ungen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Das ist ein Programm, das ich digital nicht haben kann.“Auch Opernübert­ragungen möchte Harsch in Zukunft zeigen und ein spezielles Mutter-Kind-Angebot. Über eine Aktion mit Kindergärt­en denkt er ebenfalls nach. Denn eines weiß der Neuburger Kinobetrei­ber ganz genau: „Wir dürfen auf keinen Fall aus dem Erfahrungs­schatz der Kinder herausfall­en.“

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Fotos: Dorothee Pfaffel Das ist einer von momentan vier Kinosälen im Neuburger Kinopalast. Hier sitzt Betreiber Roland Harsch ganz entspannt im Sessel – dabei steht eine wichtige Entscheidu­ng an. Wird es bald sechs Kinosäle in Neuburg geben?
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Das waren noch Zeiten, als Filme mit solchen Geräten abgespielt wurden.
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Der Kinopalast befindet sich im Längenmühl­weg in Neuburg.

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