Konzert im Kerzenschein
Christuskirche Weil die Sopranistin ausfiel, übernahm Kantorin Edyta Müller kurzerhand auch den Gesangspart. Wie ihr das gelang
Neuburg „Dieses Konzert ist ein Experiment, und bei einem Experiment kann auch mal etwas schiefgehen“, begrüßte Pfarrer Jürgen Bogenreuther vergangenen Freitagabend das Publikum in der Neuburger Christuskirche. Geladen worden war zu einem Konzert im Kerzenschein mit Orgel und Sopran. Doch es kam, wie angekündigt, anders als geplant.
Sopranistin Friedericke Maus war erkrankt und es gelang Kantorin Edyta Müller, die eigentlich an der Orgel und am Klavier sitzen wollte, nicht, noch einen Ersatz für die Sängerin zu finden. So wurde kurzer- hand umdisponiert. Müller übernahm kurzerhand die gesamten Parts an den Tasteninstrumenten sowie einige Gesangseinlagen, bei denen sie von Jan Interschick begleitet wurde.
Der kurzfristige Ausfall tat der Qualität des Konzerts keinen Abbruch. Müller, die erst seit diesem Sommer als Kantorin in der Christuskirche tätig ist, ist auch solistisch auf jeden Fall des Zuhörens wert. Die studierte Kirchenmusikerin beherrscht ihr Handwerk ausgezeichnet. Auf dem Programm stand eine gut sortierte Mischung traditioneller Pastoralen, geistlicher Lieder von Johann Sebastian Bach und William Chatterton Dix und Weihnachtslie- der, in die auch die paar Dutzend Zuhörer des Abends mit einstimmten.
Zwei Werke von Bach und Buxtehude erklangen zum Auftakt auf der Orgel, Müller interpretierte sie sehr flott und mitreißend und wirkte so dem Getragenen, das Kirchenmusik manchmal mit sich zu bringen pflegt, entgegen. Vor allem die Nuancen in der Dynamik verstand sie meisterhaft herauszuarbeiten. Gleichzeitig war die Musik aber nie übertrieben, sondern charmant und harmonisch und füllte den nur von Kerzen und Teelichtern erleuchteten Kirchenraum mit Wärme und Gemütlichkeit. Eine andere Klangwelt entstand in César Francks Pastorale, in der ein wenig französische
Ein wenig französische Melancholie
Melancholie durchschimmerte. Ein Schmuckstück des Abends war „Claire de Lune“von Debussy, das sich, nicht eigentlich ein Kirchenlied, hervorragend ins Programm einfügte und zart, aber bestimmt durch den Raum hallte. Mozarts „Ave verum corpus“und der Cantique de Noel von Adolphe Adam rundeten mit ihren Sopranparts den Abend ab. Zum Ende hin durfte auch das Publikum nochmals mit einstimmen und zu „Es ist ein Ros’ entsprungen“und „Stille Nacht“selbst die Stimmen erklingen lassen. Trotz Anlaufschwierigkeiten war das „Konzert im Kerzenschein“also ein gelungenes Experiment, das im kommenden Jahr gerne seine Fortsetzung finden darf.