Neuburger Rundschau

Das letzte Jahr einer Ära

Karlshuld 2019 Bürgermeis­ter Karl Seitle geht zur nächsten Kommunalwa­hl 2020 in Rente. Zuvor will er im kommenden Jahr noch einige wichtige Projekte abschließe­n und anstoßen

- VON NORBERT EIBEL

Was tut sich 2019 in den Gemeinden im Landkreis? Welche Vorhaben stehen an und welche Schwerpunk­te setzen die Bürgermeis­ter? Wir haben mit den Rathausche­fs gesprochen – über Notwendigk­eiten, über Wünsche und warum manches am Ende länger dauert als geplant. Karlshuld

Der 20. April 2020 wird für Karl Seitle ein besonderer, ein runder Tag. „Dann werd’ ich 70“, blickt der Karlshulde­r Bürgermeis­ter voraus. „Und bin noch zehn Tage im Dienst. Da geh’ ich noch aufs Volksfest zum O’zapfen ...“Und dann? Dann ist eine Ära zu Ende. 36 Jahre wird er dann, geht alles gut, die Geschicke der Moosgemein­de gelenkt und geprägt haben. Doch noch ist es nicht soweit. Erst steht 2019 vor der Türe. Und im nächsten Jahr will der „ewige Karl“nochmals richtig anpacken.

Karlshuld, die selbst ernannte Donaumoosm­etropole, wächst und der Boom ist ungebroche­n. Fast 5800 Einwohner zählt die Gemeinde mittlerwei­le. Als Karl Seitle sein Amt 1984 antrat, waren es erst 3485 Seelen – ein sagenhafte­s Wachstum von 65 Prozent. Das hat Folgen und ist eine Herausford­erung zugleich. Nicht nur für die Infrastruk­tur

Im siebten Jahr in Folge, betont Karl Seitle, ist seine Kommune schuldenfr­ei. Vier Millionen Euro stehen auf der Habenseite, doch dieses Guthaben werde angesichts zahlreiche­r Projekte und steigender Ausgaben in den nächsten Jahren zusammensc­hmelzen. Mit 14,4 Millionen Euro hat der laufende Haushalt, den Investitio­nen geschuldet, ein Rekordvolu­men erreicht.

Das Haus für Kinder, dort sind zwei Kindergart­en-, drei Krippenund zwei Hortgruppe­n unter einem Dach untergebra­cht, muss weiter ausgebaut werden. Die Nachfrage an Kinderbetr­euungsplät­zen ist ungebremst, zwei weitere Hortgruppe­n werden 2019 zugebaut. Vor zwei Jahren hatte der Gemeindera­t den „teuersten Bau, den wir je hatten“beschlosse­n. Mittlerwei­le sind acht Millionen Euro ausgegeben, knapp ein Drittel ist als Zuschuss geflossen. Allein die Küche kostet 800000 Euro. Ein großer Parkplatz mit 60 Plätzen soll garantiere­n, dass die Kinder auch sicher ankommen. Im September nächsten Jahres wird alles fertig sein, so der Zeitplan.

Der stetige Ausbau der Kinderbetr­euungsplät­ze schlägt sich auch noch andernorts, nämlich bei den Personalko­sten, nieder. 53 Angestellt­e kümmern sich derzeit um 175 Kindergart­en- und 60 Krippenkin­der. Mittlerwei­le sei es sehr schwie- rig, noch qualifizie­rtes Personal zu finden. Man habe deshalb immer schon Berufsprak­tikanten eingestell­t. „Die bleiben uns auch meistens“, erklärt Bürgermeis­ter Seitle die Strategie der Gemeinde. Die Kehrseite des Wachstums: Die Gemeinde kann die Nachfrage nach Bauland kaum noch decken. Sieben Parzellen hat man noch im Angebot. „Und wir werden Neubaugebi­ete erst ausweisen, wenn ausreichen­d Kindergart­en- und Krippenplä­tze da sind, und nicht anders herum. Die Leute sind da sonst gnadenlos“, lautet Seitles Credo. Aufgerufen werden derzeit für den Quadratme- ter je nach Lage zwischen 280 und 400 Euro. Noch vor wenigen Jahren war der Preis erheblich niedriger. Beim letzten Baugebiet habe man 85 Euro aufgerufen, ergänzt Karl Seitle. „Keine wirklich gute Entwicklun­g“, findet er. „Bauen ist zu teuer geworden. Da wäre der Staat gefordert. Doch der macht das Gegenteil von dem, was er sagt.“

Wenn Karl Seitle sich in seinem Bürgermeis­tersessel zurücklehn­t und die Jahre Revue passieren lässt, was fällt ihm dann ein? „Es ist nix mehr so, wie es war. Alles hat sich total verändert. Wir haben aber auch immer was gemacht.“Ein wichtiges Projekt wird er noch anstoßen, doch abschließe­n muss es sein Nachfolger. Auf Grundlage einer Machbarkei­tsstudie hatten die Gremien der beiden Gemeinden Karlshuld und Königsmoos die Erweiterun­g der interkommu­nalen Kläranlage beschlosse­n. Die Anlage ist vor 32 Jahren in Betrieb genommen worden und an der Kapazitäts­grenze angelangt. Am bestehende­n Standort werden eine Schlammein­dickung eingebaut, das Betriebsge­bäude aufgestock­t sowie ein zusätzlich­es Vorklärbec­ken, ein Faulturm und ein Blockheizk­raftwerk errichtet. „Das ist der Nachteil, wenn du so lange im Amt bist“, scherzt Karl Seitle. „Man muss seine eigenen Bauten sanieren.“Vier Millionen Euro kostet das Projekt, Karlshuld schultert die Hälfte. In zwei Jahren soll Baubeginn sein.

Und das ist noch nicht alles fürs neue Jahr . Die Gemeinde soll möglichst bald wieder einen niedergela­ssenen Arzt bekommen. „Wir sind dabei“, sagt Karl Seitle dazu. Vermutlich wird der neue Mediziner am Medizinisc­hen Zentrum (MVZ) am Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen praktizier­en und dazu eine Filiale im Donaumoos betreiben.

Ein großer Parkplatz für die Sicherheit der Kinder

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Fotos: Norbert Eibel Die interkommu­nale Kläranlage an der Ach ist eines der letzten, großen Projekte, das Karl Seitle in den verbleiben­den Monaten seiner letzten Amtszeit auf den Weg bringen möchte.
 ??  ?? Karl Seitle sitzt seit 34 Jahren im Bürgermeis­tersessel und lenkt die Geschicke der Gemeinde Karlshuld.
Karl Seitle sitzt seit 34 Jahren im Bürgermeis­tersessel und lenkt die Geschicke der Gemeinde Karlshuld.
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Der Bewegungsp­ark gleich hinter der Maurus-Gerle-Schule wird sehr gut von der Bevölkerun­g angenommen.

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