Kommandant setzt Kommune unter Zugzwang
Jahresversammlung Die Freiwillige Feuerwehr Karlshuld steht plötzlich ohne Führung da. Warum Torsten Löwe sich bei den turnusmäßigen Neuwahlen nicht mehr aufstellen lassen wollte
Karlshuld Konsequenzen zog der Karlshulder Feuerwehrkommandant Torsten Löwe, weil er sich über jahrelange Verzögerungen für den Bau des dringend benötigten Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr Karlshuld geärgert hat. Das alte Domizil weise gravierende Mängel auf, der Betrieb könne nur durch Sondergenehmigungen weitergeführt werden, so Löwe. „Für mich persönlich ist die resultierende Konsequenz dieser Verwaltungspolitik, mein persönliches Engagement zurückzuziehen und euch zu bitten, mich nicht wieder als Kommandanten zu wählen“, sagte Löwe bei der Jahresversammlung. Ein Nachfolger konnte am Samstagabend nicht gefunden werden und auch die Posten des stellvertretenden Kommandanten und des Zeugwarts bleiben vorerst unbesetzt. Jetzt ist die Kommune gefordert und muss binnen drei Monaten für eine Nachbesetzung der vakanten Posten sorgen.
Seitenhieb an die Adresse der Gemeinderäte
„Unserer Gemeinde scheint nicht bewusst zu sein, dass das Feuerwehrwesen eines ihrer Pflichtaufgaben ist, und dass sie dafür zu sorgen hat, dass die Sicherheit für die Bevölkerung gewährleistet ist“, betonte Löwe mit Blick auf die teilnehmenden Gemeinderäte. Bürgermeister Karl Seitle selbst war bei der Veranstaltung nicht anwesend, dafür war sein Stellvertreter Michael Lederer im Greppmair-Saal dabei.
„Wir haben einen Bedarfsplan mit Gefahrenanalyse erstellen lassen, wollen noch im Januar ein Gremium bilden und dann konkrete Pläne für einen Neubau angehen“, erklärte Lederer und stellte für die Jahre 2020/2021 den Spatenstich in Aussicht. Dann soll schnellstmöglich in der Nähe des jetzigen Standortes ein neues Feuerwehrhauses fertiggestellt werden – zentral und damit ideal. Doch so richtig Freude wollte trotz dieser Zusage bei der Versammlung nicht aufkommen. Zu viel Porzellan schien nach vielen Jahren Verzögerungspolitik zerschlagen. Der scheidende Kommandant Löwe erinnerte an die Mängellisten des alten Domizils ab 2010, die sich bis zur Fünfjahresfrist 2014 hinzog, und weiteren Gründe für Verzögerungen, weil die Gemeinde andere Projekte bevorzugt habe. Seit mehreren Jahren hätten andere Vorhaben wie der Bau der Kinderkrippe oder aufwendige Straßensanierungen Vorrang, so der Vorwurf von Torsten Löwe.
Bei der Aussprache appellierte Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier an die Gemeinderäte, dieses Bauvorhaben zu priorisieren. „Es geht um die Zukunft der Karlshulder Feuerwehr“. Er bemängelte, dass er als oberster Feuerwehrchef des Landkreises nicht in die Erstellung des Feuerwehr-Bedarfsplanes einbezogen worden sei. Wie wichtig die Wehr im Rettungswesen der Gemeinde sei, verdeutlichte Löwe in seiner Bilanz. 2018 war für die Karlshulder Wehr mit 23 Einsätzen und 414 Einsatzstunden ein arbeitsintensives Jahr. Sieben Brände, 13 technische Hilfeleistungen und drei ABC-Einsätze wurden absolviert.
2201 geleistete, ehrenamtliche Einsatzstunden
Um für das vielfältige Einsatzspektrum gerüstet zu sein, leisteten die Ehrenamtlichen zahlreiche Übungen und Lehrgänge. In der Brandsimulationsanlage vermittelte das 18-köpfige Team 362 Teilnehmern ihr Wissen. „All diese Aktivitäten stehen für ein arbeitsintensives Jahr, die Ehrenamtlichen erbrachten 2201 Stunden“, sagte Löwe. Vorsitzender Manfred Pelzer ließ die geselligen Höhepunkte in Kurzform Revue passieren.
Anschließend gab es bei den Neuwahlen, die bis auf wenige Ausnahmen Wiederwahlen waren, einstimmige Ergebnisse. Einzig der Vorsitzende Michael Pelzer scheidet aus. Zum Nachfolger gewählt wurde Maximilian Bertl. Offen blieben wegen fehlender Kandidaten die Kommandantenposten und der des Zeugwarts.