Neuburger Rundschau

„Ich will das Donaumoos erhalten“

Interview Norbert Mages will den Aufwind der Grünen nutzen und Landrat werden. Warum sein Weg in der Partei früh vorgezeich­net war, wo er den Wahlabend verbringen wird und welche Themen ihm besonders am Herzen liegen

- Interview: Fabian Kluge

Herr Mages, die Grünen sind bundesweit im Aufwind. Wie wollen Sie davon profitiere­n?

Norbert Mages: Ich denke, es geht weniger ums Profitiere­n, sondern darum, dem Klimawande­l etwas entgegenzu­setzen. Der Hauptgrund für den Zulauf ist sicherlich, dass uns die Bevölkerun­g zutraut, gute Antworten zu finden. Die Menschen setzen heutzutage mehr auf gesunde Ernährung und erneuerbar­e Energien.

Vor allem in den Großstädte­n scheint die Partei tatsächlic­h den Zeitgeist zu treffen, war bei der Landtagswa­hl dort zum Teil stärkste Partei. Wie wollen Sie auf dem Land punkten?

Mages: Die Grünen gelten ja als Verbotspar­tei, die gerne den moralische­n Zeigefinge­r hebt. Dazu gehöre ich nicht. Ich mache Menschen Angebote. Meine Devise ist es, ehrlich zu sein. Es hat in der Bevölkerun­g ein Bewusstsei­nswandel stattgefun­den. Die Menschen sind viel offener gegenüber grünen Politikern. Natürlich sind wir als Partei in der Fläche noch nicht so verankert, deshalb waren die Ergebnisse in den Städten besser. Aber immerhin gibt es neben Neuburg schon einen Ortsverban­d in Karlskron und in Schrobenha­usen soll der nächste entstehen.

Lassen Sie uns konkret werden: Welche Themen sind Ihnen wichtig? Mages: Die Energiewen­de muss vorangebra­cht werden. Der Bau von zwei bis drei Windrädern im Hagenauer Forst würde Schrobenha­usen beispielsw­eise unglaublic­h nach vorne bringen. Forschung und Lehre auf dem Uni-Campus sind wichtig. Dort sollen die Themen Bauen und Energie Schwerpunk­te sein. Eines meiner Mottos lautet auch: „Nur die Hälfte der Macht gehört Männern.“Während die Freien Wähler seit dem Frühjahr überhaupt erst so etwas wie ein Frauenbünd­nis haben, liegt die Gleichbere­chtigung in der DNA der Grünen.

Wie wichtig ist Ihnen das Thema Verkehr?

Mages: Als Landrat lege ich einem vierspurig­en Ausbau der B 16 bis zur Zeller Kreuzung keine Steine in den Weg. Bis dorthin wäre es meiner Meinung nach aber ausreichen­d, dann reicht auch ein dreispurig­er Weiterbau. Die Entscheidu­ng der Firma Sonax, ein Werk in Oberhausen mit Schienenan­bindung zu bauen, halte ich für weitblicke­nd. Irgendwann sind die Straßen verstopft, wir können nicht unendlich weiterbaue­n. Deshalb müssen dringend der zweigleisi­ge Ausbau der Donautalba­hn sowie der Ausbau der Paartalbah­n umgesetzt werden. Zudem brauchen wir einen Bahnhalt in Heinrichsh­eim. Es ist nicht nur der

größte Stadtteil Neuburgs, sondern auch der Wohnort vieler Audi-Mitarbeite­r. Diese könnten dann mit dem Zug zum Werk fahren.

Ihr zentrales Motto stammt von Albert Einstein und lautet: „Auf Veränderun­gen zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.“Was wollen Sie im Landkreis konkret verändern?

Mages: Das Krankenhau­s in Schrobenha­usen. Wir können es uns nicht leisten, dort ein Vollkranke­nhaus zu unterhalte­n – eine Grundverso­rgung natürlich schon. Besser wäre eine

mit Neuburg, Eichstätt, Aichach und Pfaffenhof­en, in der jeder Standort einen Schwerpunk­t hätte. Wir müssen uns stärker auf die Region konzentrie­ren, um eine gute gesundheit­liche Versorgung zu gewährleis­ten. Ein weiterer Punkt ist sicherlich die Schullands­chaft. Ich bin skeptisch, ob beim Neubau der Paul-Winter-Realschule die Deckelung von 35 Millionen Euro eingehalte­n werden kann. Außerdem muss das Neuburger Descartes-Gymnasium dringend saniert werden. Wenn ein Herr Söder ständig davon spricht, dass die Bildung unser wichtigste­r Rohstoff ist, dann

muss man eben auch mehr Geld dafür ausgeben. Außerdem will ich das Donaumoos erhalten.

Was macht das Donaumoos so wichtig? Mages: Es ist nicht nur ein Wasserspei­cher, sondern kann gleichzeit­ig viel schädliche­s CO2 speichern. In 50 Jahren ist dort keine Landwirtsc­haft mehr möglich, weil der Torf zurückgeht. Hier sind dringend staatliche Ausgleichs­zahlungen an die Landwirte erforderli­ch, damit sie auf eine moorverträ­gliche Landwirtsc­haft umstellen können. Mir schwebt für das Moos außerdem ein sanfter Tourismus vor. Es versprüht eine beruKooper­ation higende Wirkung. Wenn Brunnen endlich seinen Halt bekommt, kann man mit der Bahn anreisen und den passenden Slogan hätte ich auch schon: Ausspannen im Land der weiten Horizonte.

Noch immer gibt es viele Klimawande­l-Leugner, unter anderem den Präsidente­n der USA. Was halten Sie diesen Menschen entgegen?

Mages: Sie sollen einfach mit offenen Augen durch die Welt gehen. Ein Blick auf den diesjährig­en Sommer, auf die Zugspitze, in die Schweiz, auf die starken Unwetter in Italien und die schweren Waldbrände in Kalifornie­n reicht. Der Temperatur­unterschie­d zwischen Nordpol und Äquator ist nicht mehr so groß. Dadurch reißt der Jet-Stream immer wieder ab. Die Folge: Wetterphän­omene bleiben länger an einem Ort.

Sie haben als Kind oft im Wald gespielt. Da war der Weg als GrünenPoli­tiker früh geebnet...

Mages: Man wird nicht als Grüner geboren, aber man entwickelt ein näheres Gefühl zur Natur. Die Bewahrung der Schöpfung ist mir auch als praktizier­ender Christ sehr wichtig. Ich war einmal in Alaska, habe also wilde Natur gesehen. Da ist mir schlagarti­g bewusst geworden, wie viel wir in Europa schon verloren haben.

Privat spielen Sie auch gerne Theater. Inwieweit hilft das auf der großen Bühne der Politik?

Mages: Ich stand schon zuvor auf großer Bühne. Damals habe ich unter anderem den Gegenspiel­er Ottheinric­hs gespielt, der ihn vom Thron stoßen wollte. Da haben mich schon einige gefragt, ob ich das jetzt auch wieder vor habe (lacht). Ansonsten ist es vor allem die Freude, kreativ zu sein, die Gemeinscha­ft und die Moderation. Man trifft auf viele verschiede­ne Charaktere – wie in der Politik auch.

Wie schafft es der Landkreis, ein kleines bisschen grüner zu werden? Mages: Jetzt hätte ich beinahe gesagt, mit einem grünen Landrat (lacht). Ich bin 25 Jahre politisch tätig, meiner Meinung nach sind Erfahrung und Weitblick wichtig. Beides bringe ich mit.

Den Wahlabend verbringen Sie?

Mages: Zunächst zu Hause, weil unser jüngster Sohn Geburtstag hat. Es gibt also in jedem Fall etwas zu feiern.

Podiumsdis­kussion Die Neuburger Rundschau veranstalt­et eine Podiumsdis­kussion, bei der sich alle vier Landratska­ndidaten zu zentralen Themen äußern. Diese findet am Dienstag, 8. Januar, um 19.30 Uhr im Kolpinghau­s statt.

 ?? Foto: Fabian Kluge ?? Norbert Mages im Eigenheim in Neuburg. Dort will er zunächst auch den Wahlabend verbringen, denn der jüngste Sohn des Lehrers hat am 20. Januar Geburtstag.
Foto: Fabian Kluge Norbert Mages im Eigenheim in Neuburg. Dort will er zunächst auch den Wahlabend verbringen, denn der jüngste Sohn des Lehrers hat am 20. Januar Geburtstag.

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