„Ich will das Donaumoos erhalten“
Interview Norbert Mages will den Aufwind der Grünen nutzen und Landrat werden. Warum sein Weg in der Partei früh vorgezeichnet war, wo er den Wahlabend verbringen wird und welche Themen ihm besonders am Herzen liegen
Herr Mages, die Grünen sind bundesweit im Aufwind. Wie wollen Sie davon profitieren?
Norbert Mages: Ich denke, es geht weniger ums Profitieren, sondern darum, dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Der Hauptgrund für den Zulauf ist sicherlich, dass uns die Bevölkerung zutraut, gute Antworten zu finden. Die Menschen setzen heutzutage mehr auf gesunde Ernährung und erneuerbare Energien.
Vor allem in den Großstädten scheint die Partei tatsächlich den Zeitgeist zu treffen, war bei der Landtagswahl dort zum Teil stärkste Partei. Wie wollen Sie auf dem Land punkten?
Mages: Die Grünen gelten ja als Verbotspartei, die gerne den moralischen Zeigefinger hebt. Dazu gehöre ich nicht. Ich mache Menschen Angebote. Meine Devise ist es, ehrlich zu sein. Es hat in der Bevölkerung ein Bewusstseinswandel stattgefunden. Die Menschen sind viel offener gegenüber grünen Politikern. Natürlich sind wir als Partei in der Fläche noch nicht so verankert, deshalb waren die Ergebnisse in den Städten besser. Aber immerhin gibt es neben Neuburg schon einen Ortsverband in Karlskron und in Schrobenhausen soll der nächste entstehen.
Lassen Sie uns konkret werden: Welche Themen sind Ihnen wichtig? Mages: Die Energiewende muss vorangebracht werden. Der Bau von zwei bis drei Windrädern im Hagenauer Forst würde Schrobenhausen beispielsweise unglaublich nach vorne bringen. Forschung und Lehre auf dem Uni-Campus sind wichtig. Dort sollen die Themen Bauen und Energie Schwerpunkte sein. Eines meiner Mottos lautet auch: „Nur die Hälfte der Macht gehört Männern.“Während die Freien Wähler seit dem Frühjahr überhaupt erst so etwas wie ein Frauenbündnis haben, liegt die Gleichberechtigung in der DNA der Grünen.
Wie wichtig ist Ihnen das Thema Verkehr?
Mages: Als Landrat lege ich einem vierspurigen Ausbau der B 16 bis zur Zeller Kreuzung keine Steine in den Weg. Bis dorthin wäre es meiner Meinung nach aber ausreichend, dann reicht auch ein dreispuriger Weiterbau. Die Entscheidung der Firma Sonax, ein Werk in Oberhausen mit Schienenanbindung zu bauen, halte ich für weitblickend. Irgendwann sind die Straßen verstopft, wir können nicht unendlich weiterbauen. Deshalb müssen dringend der zweigleisige Ausbau der Donautalbahn sowie der Ausbau der Paartalbahn umgesetzt werden. Zudem brauchen wir einen Bahnhalt in Heinrichsheim. Es ist nicht nur der
größte Stadtteil Neuburgs, sondern auch der Wohnort vieler Audi-Mitarbeiter. Diese könnten dann mit dem Zug zum Werk fahren.
Ihr zentrales Motto stammt von Albert Einstein und lautet: „Auf Veränderungen zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.“Was wollen Sie im Landkreis konkret verändern?
Mages: Das Krankenhaus in Schrobenhausen. Wir können es uns nicht leisten, dort ein Vollkrankenhaus zu unterhalten – eine Grundversorgung natürlich schon. Besser wäre eine
mit Neuburg, Eichstätt, Aichach und Pfaffenhofen, in der jeder Standort einen Schwerpunkt hätte. Wir müssen uns stärker auf die Region konzentrieren, um eine gute gesundheitliche Versorgung zu gewährleisten. Ein weiterer Punkt ist sicherlich die Schullandschaft. Ich bin skeptisch, ob beim Neubau der Paul-Winter-Realschule die Deckelung von 35 Millionen Euro eingehalten werden kann. Außerdem muss das Neuburger Descartes-Gymnasium dringend saniert werden. Wenn ein Herr Söder ständig davon spricht, dass die Bildung unser wichtigster Rohstoff ist, dann
muss man eben auch mehr Geld dafür ausgeben. Außerdem will ich das Donaumoos erhalten.
Was macht das Donaumoos so wichtig? Mages: Es ist nicht nur ein Wasserspeicher, sondern kann gleichzeitig viel schädliches CO2 speichern. In 50 Jahren ist dort keine Landwirtschaft mehr möglich, weil der Torf zurückgeht. Hier sind dringend staatliche Ausgleichszahlungen an die Landwirte erforderlich, damit sie auf eine moorverträgliche Landwirtschaft umstellen können. Mir schwebt für das Moos außerdem ein sanfter Tourismus vor. Es versprüht eine beruKooperation higende Wirkung. Wenn Brunnen endlich seinen Halt bekommt, kann man mit der Bahn anreisen und den passenden Slogan hätte ich auch schon: Ausspannen im Land der weiten Horizonte.
Noch immer gibt es viele Klimawandel-Leugner, unter anderem den Präsidenten der USA. Was halten Sie diesen Menschen entgegen?
Mages: Sie sollen einfach mit offenen Augen durch die Welt gehen. Ein Blick auf den diesjährigen Sommer, auf die Zugspitze, in die Schweiz, auf die starken Unwetter in Italien und die schweren Waldbrände in Kalifornien reicht. Der Temperaturunterschied zwischen Nordpol und Äquator ist nicht mehr so groß. Dadurch reißt der Jet-Stream immer wieder ab. Die Folge: Wetterphänomene bleiben länger an einem Ort.
Sie haben als Kind oft im Wald gespielt. Da war der Weg als GrünenPolitiker früh geebnet...
Mages: Man wird nicht als Grüner geboren, aber man entwickelt ein näheres Gefühl zur Natur. Die Bewahrung der Schöpfung ist mir auch als praktizierender Christ sehr wichtig. Ich war einmal in Alaska, habe also wilde Natur gesehen. Da ist mir schlagartig bewusst geworden, wie viel wir in Europa schon verloren haben.
Privat spielen Sie auch gerne Theater. Inwieweit hilft das auf der großen Bühne der Politik?
Mages: Ich stand schon zuvor auf großer Bühne. Damals habe ich unter anderem den Gegenspieler Ottheinrichs gespielt, der ihn vom Thron stoßen wollte. Da haben mich schon einige gefragt, ob ich das jetzt auch wieder vor habe (lacht). Ansonsten ist es vor allem die Freude, kreativ zu sein, die Gemeinschaft und die Moderation. Man trifft auf viele verschiedene Charaktere – wie in der Politik auch.
Wie schafft es der Landkreis, ein kleines bisschen grüner zu werden? Mages: Jetzt hätte ich beinahe gesagt, mit einem grünen Landrat (lacht). Ich bin 25 Jahre politisch tätig, meiner Meinung nach sind Erfahrung und Weitblick wichtig. Beides bringe ich mit.
Den Wahlabend verbringen Sie?
Mages: Zunächst zu Hause, weil unser jüngster Sohn Geburtstag hat. Es gibt also in jedem Fall etwas zu feiern.
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Podiumsdiskussion Die Neuburger Rundschau veranstaltet eine Podiumsdiskussion, bei der sich alle vier Landratskandidaten zu zentralen Themen äußern. Diese findet am Dienstag, 8. Januar, um 19.30 Uhr im Kolpinghaus statt.