Karlskron bekommt einen Supermarkt
Karlskron 2019 Was sich viele Jahre als schwierig erwies, wird jetzt umgesetzt: Im Herbst wird die neue Turnhalle fertig, im Jahr darauf kommt dann ein Lebensmittelladen. Und auch in die Ortsumfahrung kommt Bewegung
Was tut sich 2019 in den Gemeinden im Landkreis? Welche Projekte stehen an und welche Schwerpunkte setzen die Bürgermeister? Wir haben mit den Rathauschefs gesprochen – über Notwendigkeiten, über Wünsche und warum manches am Ende länger dauert als geplant. Karlskron Auf diesen Zuschlag ist Stefan Kumpf schon ein bisschen stolz: In Karlskron wird ein Supermarkt gebaut. Der Bürgermeister schätzt, dass er Mitte 2020 fertig sein dürfte. Für seine 5000-Einwohner-Gemeinde ist das ein Riesenerfolg, denn bislang müssen die Karlskroner entweder in Reichertshofen oder Zuchering ihre Einkäufe erledigen. Im Ort selbst gibt es nur eine Metzgerei, die auch ein kleines Artikelsortiment führt.
Dass es in Karlskron keinen Supermarkt gibt, liegt daran, dass Zuchering und Reichertshofen nur jeweils fünf Kilometer entfernt sind und die Gemeinde bislang für eine Supermarktkette nicht lukrativ genug war. Denn das unversorgte Einzugsgebiet galt bei den einschlägigen Einzelhändlern als zu klein. Doch Karlskron wächst – und damit auch die Zahl der potenziellen Käufer. Nächstes Jahr soll das Baugebiet Straßäcker erschlossen werden. 60 Grundstücke für 110 Wohneinheiten kommen dann auf den Markt – ein schlagendes Argument für Edeka, die sich mit einem rund 1200 Quadratmeter großen Markt nun gegenüber der Spangler-Halle ansiedeln werden. Kumpf schätzt, dass er im Sommer 2020 fertig sein wird.
Neben dem Baugebiet Straßäcker wird die Gemeinde Karlskron auch in Adelshausen Bauplätze ausweisen. Die 27 Grundstücke am Linnerberg werden voraussichtlich Ende 2019 ausgeschrieben, Interessenten könnten dann 2020 zum Bau- en beginnen. Für Bürgermeister Stefan Kumpf wird die Suche nach neuen Baugebieten aber weitergehen. „Der Siedlungsdruck aus Ingolstadt ist groß“, sagt er. Nicht nur aus diesem Grund sei es wichtig, ein faires Vergabesystem zu entwickeln. Denn mit jedem Kilometer näher zu Ingolstadt würden die Baulandpreise teurer. In Zuchering etwa koste ein Bauplatz bis zu 1000 Euro je Quadratmeter, sagt Kumpf. Nur fünf Kilometer entfernt in Karlskron liegen die Preise zwischen 300 und 400 Euro. Da liegt es nahe, dass externe Investoren ein lukratives Geschäft wittern, was wiederum Kumpf verhindern möchte. „Ich will nicht, dass bei uns mit Bauland Geld gemacht wird.“Doch das ideale System für die Vergabe von Bauplätzen habe die Gemeinde noch nicht gefunden. „Das Punktesystem des Bayerischen Gemeindetags ist in meinen Augen Mist“, urteilt er. Denn es würde unter anderem Gutverdiener benachteiligen – und damit ausgerechnet jene Menschen, mit denen eine Gemeinde langfristig über die Einkommenssteuer Geld verdienen würde. „Am fairsten wäre losen“, sagt Kumpf. Doch auf das Glück allein will sich der 40-Jährige bei der Entwicklung seiner Gemeinde auch nicht verlassen. Der Gemeinderat wird deshalb nicht umhinkommen, sich mit diesem Thema eingehend zu beschäftigen.
Deutlich weniger Kopfzerbrechen bereitet Kumpf dagegen der Neubau der Turnhalle. Pünktlich zum Schuljahresbeginn im Herbst soll sie fertig werden. „Das wird ein großes Fest“, sagt er und spielt damit auf den Abschluss einer rund zehn Jahre währenden Diskussion an. Im August war die 40 Jahre alte Turnhalle abgerissen worden, im Oktober wurde mit dem Neubau, der auch eine Mensa für die angrenzende Schule beinhaltet, begonnen. „Bis dato läuft alles gut“, ist Kumpf mit dem Verlauf zufrieden, auch wenn ihn die Kostensteigerung von einst geschätzten 6,7 auf jetzt 8,2 Millionen Euro wenig freut. Nach Abzug der Fördergelder muss die Gemeinde etwa die Hälfte davon selbst tragen.
Ein großes Fest wird Kumpf wohl auch feiern, wenn einst die Ortsumfahrung fertig sein wird. Denn wer aus Ingolstadt kommt und auf der B 16 abbiegt in Richtung Süden, der muss erst durch Deubling, dann mitten durch Karlskron und dabei auch noch eine enge Links-RechtsAbzweigung passieren, und schließlich durch Pobenhausen. Mit einer Ortsumfahrung soll sich das ändern. Neun Varianten wurden ausgearbeitet, wobei laut Kumpf nur sechs machbar und sinnvoll sind. Den Gemeinderäten wurden sie alle vorgestellt, im Februar soll eine Entscheidung getroffen werden, welche Variante weiterverfolgt wird. Kumpf würde dabei am liebsten eine Trasse wählen, die keine Ingolstädter Flur schneidet, sondern sich ausschließlich auf Karlskroner Gebiet bewegt.
Nach dem Beschluss beginnt das wohl aufwendigste und langwierigste Verfahren: der Erwerb der Grundstücke entlang der gewählten Strecke. „Dabei kann es bis zur Enteignung gehen“, gibt Kumpf zu verstehen. Nach Schätzungen würde eine Umfahrung rund 17 Millionen Euro kosten, die Gemeinde müsste davon etwa 15 Prozent selbst tragen.