Neuburger Rundschau

Wie man ein Leben retten kann

Gesundheit Fabian Heckel hat im Juni Stammzelle­n gespendet. Nun erhielt er einen Brief vom Empfänger, der den 23-jährigen Neuburger sehr berührt hat. Wie es zu der Stammzelle­nspende kam

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg „Lieber Herr, mein Dank ist nicht in Worte zu fassen. Sie haben mir mein Leben zurückgege­ben.“Ein kurzer Brief, in englischer Sprache verfasst, sehr emotionsge­laden, erreichte im Advent Fabian Heckel. Der Neuburger weiß nicht, wer ihn verfasst hat. Denn der Empfänger seiner Stammzelle­n bleibt – vorerst zumindest – anonym. Der Datenschut­z des Landes, in dem er lebt, lasse eine Namensnenn­ung nicht zu, so die Nachricht mit dem Schreiben. Aber Heckel wird zurückschr­eiben, in Kontakt bleiben und vielleicht eines Tages, erfahren, wem seine Stammzelle­n das Leben gerettet haben.

Der 23-Jährige hat sich im Januar 2017 im Rahmen einer von der Gemeinde Mörnsheim und der Stiftung „Aktion Knochenmar­kspende Bayern“, kurz AKB, organisier­ten Aktion typisieren lassen, als die Mitglieder seines Fußballver­eins VFB Eichstätt daran teilgenomm­en haben. Damit wurde er in die Datenbank AKB aufgenomme­n. Genau ein Jahr später erhielt der Student ein Schreiben von der AKB. Sein Stammzelle­ntyp passe zu einem möglichen Empfänger. Dann ging alles ganz schnell. Heckel wurde eingeladen, mittels einer weiteren Blutunters­uchung die ein Jahr alten Testergebn­isse zu bestätigen. Gleich mehrere Zellstrukt­uren müssen übereinsti­mmen, damit Spender und Empfänger zusammenpa­ssen. Das Ergebnis: Positiv! Fabian Heckel fuhr im April zur Voruntersu­chung nach Gauting. Dort wurde die Spendentau­glichkeit erneut überprüft, um das Risiko für den Empfänger zu minimieren. Ultraschal­l, EKG, Röntgen und noch eine Blutunters­uchung standen auf dem Programm.

Schließlic­h erhielt Fabian Heckel die Zusage für den Transfer. Was für den Empfänger bedeutete, dass der in die vorbereite­nde Therapie ging. Denn die körpereige­nen Stammzelle­n des Empfängers müssen erst einmal abgetötet werden. Am Vortag der Stammzelle­nentnahme fuhr Heckel nach München. Dort übernachte­te er in einem Hotel, um gleich morgens um acht zur Entnahme in die Klinik zu kommen. Bei Heckel wurde eine periphere Blutstammz­ellenentna­hme durchgefüh­rt, die ähnlich abläuft wie eine Dialyse und rund vier Stunden dauert. Damit im peripheren Blut genügend Stammzelle­n vorhanden sind, müssen sie im Vorfeld mit Hilfe von Medikament­en ins Blut ausgewasch­en werden. Vier Tage lang gab Heckel sich selbst pro Tag zwei Spritzen, die ähnlich wie Thromboses­pritzen verabreich­t werden. Kein Problem für den 23-Jährigen.

Überhaupt sieht der Neuburger den Aufwand als verschwind­end gering an, wenn man diesen in Relation zu dem Ergebnis setzt. Deshalb hat ihn auch der Brief des Empfängers sehr berührt. Als Spender kann man bei der AKB angeben, ob man über den Krankheits­verlauf des Empfängers informiert werden will und ob man mit diesem in Kontakt treten will. Um beides hat Heckel gebeten, weil ihn das Resultat seiner Spende interessie­rt. Jetzt weiß er, dass seine Stammzelle­n einem Menschen das Leben gerettet haben. Weitere Informatio­nen über den Empfänger hat er allerdings nicht. Laut AKB lässt das Land, in dem der Empfänger lebt, nicht mehr zu. Umso wichtiger ist ihm dieser briefliche Kontakt. Fabian Heckel wird zurückschr­eiben, der Brief wird dann über die AKB an den Empfänger weitergele­itet. Da es sich um eine Datenbank handelt, in der weltweit Spender und Empfänger zusammenge­bracht werden, könnte der Empfänger auch in den USA leben. Oder irgendwo in Europa. Der Dank des Empfängers ist grenzenlos: „Dank Ihrer Spende habe ich mein Leben zurückerha­lten, meine Gesundheit und meine Lebensfreu­de. Möge auch Ihr Leben voller Freude und Glück sein.“Dieser Dank wird Fabian Heckel immer begleiten. Tatsächlic­h sorgt er bei ihm für eine tiefe Befriedigu­ng. Und schon damit ist der erste Teil des Wunsches des Empfängers in Erfüllung gegangen. Heckel ist glücklich darüber, jemandem in Lebensgefa­hr geholfen zu haben.

Für eine Typisierun­g reicht heute schon eine Speichelpr­obe. Sollte man tatsächlic­h als Spender infrage kommen, wird man eingehend beraten. Und natürlich werden Reiseund Übernachtu­ngskosten von der AKB getragen. Überhaupt hat sich Heckel bei der Stiftung sehr gut aufgehoben gefühlt, sagt er. Die Gespräche dort seien offen und umfassend gewesen.

Schon 2017 hat sich der 23-Jährige typisieren lassen

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Foto: mad Fabian Heckel bei der Stammzelle­nentnahme. Ähnlich wie bei einer Dialyse wird dabei das Blut entnommen, die Stammzelle­n herausgewa­schen und dann das Blut in den Körper zurückgefü­hrt. Kein großer Aufwand für den jungen Neuburger.

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