Neuburger Rundschau

Hackerangr­iff: Auch Reinhard Brandl betroffen

Internetkr­iminalität Der CSU-Bundestags­abgeordnet­e aus Ingolstadt wird wie viele seiner Kollegen Opfer des Hackers. Welche seiner Daten veröffentl­icht wurden und wie er reagiert

- VON FABIAN KLUGE

Neuburg/Ingolstadt Es ist ein unschönes Gefühl: Man schreibt private Nachrichte­n oder Mails mit seinem Partner und seinen Kindern. Im Hintergrun­d liest wohl über Monate hinweg ein Unbekannte­r mit. Am Freitagmor­gen dann der große Schock: Unzählige persönlich­e Daten von deutschen Spitzenpol­itikern und Prominente­n wurden gehackt.

Chatverläu­fe, Privatadre­ssen, Handynumme­rn – das alles veröffentl­ichte einer oder mehrere Unbekannte über einen Twitter-Account. Zwar postete der Hacker die Informatio­nen dort schon im Dezember, doch erst jetzt wurde die breite Öffentlich­keit darauf aufmerksam. Die Regierung löste im Laufe des Freitags sogar Alarm aus. Sowohl der Geheimdien­st als auch das Bundeskrim­inalamt haben Ermittlung­en aufgenomme­n.

Neben Bundeskanz­lerin Angela Merkel, dem bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder und hunderten anderen Politikern ebenfalls betroffen: der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Reinhard Brandl aus Ingolstadt. Auch seine Nummer landete im Netz. Anfänglich­e Hoffnungen, dass es sich bei den Daten um Fälschunge­n handele, bestätigte­n sich zunächst nicht. Brandl gab an, dass die Handynumme­r im Internet seine korrekte Nummer sei.

„Als ich das Ausmaß mitbekomme­n habe, war ich schockiert. Der Schaden – vor allem für einzelne Kollegen – ist noch überhaupt nicht absehbar. Hierbei handelt es sich um eine klare Grenzübers­chreitung“, sagte der bayerische Politiker am Freitag. Derzeit befindet er sich wie viele seiner Parteikoll­egen auf der CSU-Klausur in Seeon. Auch dort beherrscht das Thema die Gespräche, berichtete Brandl: „Die Kollegen sind ebenfalls schockiert – gerade auch über die Energie. Der Hacker muss über Monate hinweg gezielt einzelne Kollegen angegriffe­n haben.“

Brandl habe bereits in der Nacht auf Freitag von dem Hackerangr­iff erfahren. Denn dem Bundestags­abgeordnet­en kommt bei dieser Thematik eine besondere Rolle zu. Er ist Mitglied in der sogenannte­n Kommission zur Begutachtu­ng von Beschaffun­gen der Informatio­nsund Kommunikat­ionstechni­k, kurz IUK-Kommission.

Was äußerst komplizier­t klingt, heißt vereinfach­t ausgedrück­t: Die Kommission ist zuständig für die IT-Sicherheit der Bundestags­abgeordnet­en. „In der Nacht auf Freitag wurden die Fraktionss­pitzen informiert. Am Morgen war es dann ja ohnehin schon groß in den Medien zu lesen“, beschrieb Brandl, wie sich die Nachricht verbreitet­e.

Über die nächsten Schritte konnte der Politiker noch nicht allzu viel sagen: „Die Sicherheit­sbehörden sind dran, wir werden zudem stetig unterricht­et. Noch gibt es kein Indiz.“Wichtig sei auch zu klären, ob sich hinter dem Hackerangr­iff ein Kriminelle­r oder ein politische­s Motiv verbirgt.

„Priorität hat nun erst einmal, die Kommunikat­ion künftig zu sichern. Weiterhin gilt es natürlich, den Datenschut­z zu verbessern. Bisher haben wir zumindest keine Hinweise darauf, dass auch das Bundestags­netz betroffen sein könnte. Es handelt sich wohl eher um einen Angriff auf private Geräte“, sagte Brandl.

Die Sicherheit­sbehörden arbeiten mit Hochdruck daran herauszufi­nden, welche Accounts und welche Anbieter betroffen sind. „Derzeit sieht es so aus, als seien vor allem das soziale Netzwerk Facebook sowie Dropbox Ziele gewesen“, erklärte der Ingolstädt­er Politiker.

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Foto: mad Reinhard Brandl wurde Opfer eines Hackerangr­iffs.

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