Neuburger Rundschau

Er will den Süden und den Norden verbinden

Interview Peter von der Grün wirft bei der Landratswa­hl seinen Hut für die Freien Wähler in den Ring. Wie der Jurist die Arbeit seines Parteikoll­egen Roland Weigert fortführen will und worin sich die beiden unterschei­den

- Interview: Claudia Stegmann

Herr von der Grün, was macht für Sie den Reiz des Landratspo­stens aus? Peter von der Grün: Der Landrat ist zum einen der Anwalt der Kommunen – und das passt bei mir im wahrsten Sinne des Wortes, weil ich eben Anwalt bin – und auf der anderen Seite ist er Beamter, muss also die staatliche­n Aufgaben auf unterster Ebene wahrnehmen. Der Landrat ist für mich persönlich auch deswegen ein reizvoller Posten, weil in seinen Aufgabenbe­reich der ganze Landkreis fällt.

Sie sind seit 2014 Mitglied im Kreistag. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt? von der Grün: Sehr viel. Deswegen ist es aus meiner Sicht auch schwierig, wenn man ganz ohne Kreistagse­rfahrung Landrat werden will. Ich habe vor allem gelernt, wie wichtig es ist, über die Parteigren­zen hinweg Mehrheiten zu beschaffen. Roland Weigert hat ja sehr vieles sehr gut gemacht, aber was er ganz besonders gut gemacht hat, war, dass er es immer wieder geschafft hat, über die Parteigren­zen hinweg die Leute mitzunehme­n. Das hat mich immer wieder beeindruck­t und mir gezeigt, wie man einen Kreistag führen kann.

Wie haben Sie Roland Weigert als Landrat erlebt? von der Grün: Roland Weigert war ein Landrat, der aus meiner Sicht sehr leidenscha­ftlich und engagiert für seine Themen gekämpft hat. Ich gehörte auch zu denjenigen, die zeitweise um 6.45 Uhr in der Früh schon einen Anruf von ihm bekommen haben. Er war nicht nur ein sehr fleißiger, sondern auch ein erfahrener und kenntnisre­icher Landrat, der die Themen gut vorangebra­cht hat. Außerdem war er ein Meister darin, Strategien zu entwickeln sowie mittelund langfristi­g zu denken.

Würden Sie in derselben Art und Weise weitermach­en? von der Grün: Die vielen laufenden Projekte würde ich sofort weiterführ­en, weil sie auch alle mit großer Mehrheit vom Kreistag abgesegnet wurden. Nachdem Roland Weigert und ich aber völlig unterschie­dliche Typen vom Wesenszug her sind, würde das sicher nicht in der gleichen Art und Weise passieren. Roland Weigert hat mitunter auch mal auf den Tisch gehauen. Ich hingegen würde versuchen, ein Mann des Ausgleichs zu sein und die unterschie­dlichen Interessen in Einklang zu bringen – wenngleich mir natürlich bewusst ist, dass man es nicht immer allen recht machen kann.

Sind die Fußstapfen groß, in die Sie treten könnten?

von der Grün: Absolut. Als Landrat muss man in die Aufgaben hineinwach­sen.

Die Dissonanze­n zwischen Roland Weigert und Oberbürger­meister Bernhard Gmehling waren legendär und wurden zum Leidwesen beider immer wieder aufs Tableau gehoben. Wie sieht es mit Ihrem Verhältnis zum Stadtoberh­aupt aus? von der Grün: Ich denke sehr gut. Als ich noch Referendar war, habe ich ihn als Ausbildung­srichter am Amtsgerich­t Neuburg kennengele­rnt. Ich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Wenn Stadt und Landkreis noch stärker zusammen-

arbeiten und an einem Strang ziehen, könnten wir viel erreichen. Also von meiner Seite gibt es da kein Problem.

Würden Sie den Weg von Roland Weigert weitergehe­n oder eine Kursänderu­ng einläuten? von der Grün: Die eingeschla­genen Richtungen finde ich positiv, ich habe die Themen ja teilweise auch mit beschlosse­n. Ich war für den Neubau der Paul-Winter-Realschule, für den regionalen Gemeinscha­ftstarif, für die Sanierung des Kreiskrank­enhauses Schrobenha­usen. Mir fällt kein Thema ein, bei dem ich einen Kurswechse­l herbei-

führen würde, was aber nicht heißt, das ich das eine oder andere Projekt im Detail nicht anders bewerten würde.

Und wie stehen Sie zur Verschuldu­ng des Landkreise­s? von der Grün: Auf der einen Seite sind die angestoßen­en Themen richtig und wichtig und kosten auch ihr Geld. Wenn es etwa um den Bereich Bildung geht, kommen wir gar nicht daran vorbei. Der Schuldenst­and wird zum Jahresende 2018 bei etwa 24 Millionen Euro liegen, was noch im Rahmen liegt. Aber er wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Richtung 60 Millionen Euro steigen. Und da muss man schon sagen: In der Geschwindi­gkeit kann es nicht weitergehe­n. So wichtig diese Projekte sind, aber die Schulden dürfen uns am Ende nicht über den Kopf wachsen. Die Zinspoliti­k wird auch wieder einmal eine andere sein, dann können wir als Landkreis nicht astronomis­che Schulden am Hals haben. Wir dürfen aber auch nicht vergessen: Wir schaffen mit diesen Projekten nicht nur Schulden, sondern auch Werte.

Welche Themen sind Ihnen wichtig? von der Grün: Das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen ist ein ganz wichtiges Thema. Das muss unbedingt erhalten bleiben. Außerdem müssen die Bildungsei­nrichtunge­n des Landkreise­s weiter vorangebra­cht werden. Und die Donaumoos-Sanierung steht ebenfalls auf meiner Agenda.

Mit welchem Thema würden Sie gerne einst, wenn Sie in den politische­n Ruhestand treten, in Verbindung gebracht werden? von der Grün: Als Landrat der Bürger, der die Einheit des Landkreise­s vollzogen hat. Denn in vielen Köpfen ist der Landkreis noch nicht als Einheit wahrgenomm­en worden. Weil das bei mir aufgrund meiner Biografie anders ist – ich bin in Waidhofen aufgewachs­en und lebe jetzt in Bertoldshe­im –, könnte ich ein vermitteln­des Element sein.

Was passiert mit Ihrer Anwaltskan­zlei, sollten Sie Landrat werden? von der Grün: Meine Anwaltszul­assung wird ruhen. In der Kanzlei wird dann meine Frau weiterarbe­iten.

Zum Schluss drei Schlagwort­e, die Sie bitte kurz kommentier­en: Donaubrück­e? von der Grün: Für die Entwicklun­g der Stadt Neuburg eine wichtige Infrastruk­turmaßnahm­e.

Donauaquar­ium? von der Grün: Ich muss dieses Donauaquar­ium nicht haben. Das wäre für mich herausgesc­hmissenes Geld.

Donauschwi­mmen? von der Grün: Oh! (lacht) War ich noch nie dabei. Aber vielleicht bietet es sich mal an, mitzumache­n. ⓘ

Podiumsdis­kussion Die Neuburger Rundschau veranstalt­et am kommenden Dienstag, 8. Januar, eine Podiumsdis­kussion mit den vier Landratska­ndidaten. Dabei werden sie über zentrale Themen sprechen, die den Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen betreffen. Die Diskussion­srunde findet im Kolpinghau­s statt. Beginn ist um 19.30 Uhr.

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Foto: Claudia Stegmann Er kommt aus dem Süden des Landkreise­s, lebt seit zehn Jahren im Norden und fühlt sich deshalb hier wie dort wohl: Peter von der Grün, der Kandidat der Freien Wähler.

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