Wie andere europäische Metropolen gegen Verkehrschaos und Luftverschmutzung vorgehen
● London Auto- und Lkw-Fahrer, die unter der Woche tagsüber ins Zentrum von London wollen, müssen schon seit 2003 eine Maut bezahlen, mit der die Stadtverwaltung den Verkehr und somit die Umweltbelastung reduzieren wollte. Zwischen 7 Uhr und 18 Uhr werden die Wagen mittels automatischer Nummernschilderkennung per Videokameras überwacht. All jenen, die die Abgabe nicht rechtzeitig entrichten, droht eine Gebühr. Die sogenannte Congestion Charge hat auch eine Weile funktioniert. Doch schnell reichten die Schadstoffwerte trotz der 11,50 Pfund, umgerechnet knapp 13 Euro, pro Wagen pro Tag an die Zeit vor der Einführung der Staugebühr heran. Doppeldeckerbusse, Taxis, Autos und Lieferwagen drängen sich insbesondere morgens und abends durch den dichten Verkehr der Hauptstadt. Deshalb hat Bürgermeister Sadiq Khan im Oktober 2017 eine Zusatzmaut für Autos eingeführt, die älter als zehn Jahre sind. Für Diesel- und Benzinfahrzeuge, die nicht mindestens dem Standard Euro 4 entsprechen, fällt für den gesamten Großraum London eine sogenannte T-Charge von zehn Pfund, umgerechnet gut elf Euro, an, die zusätzlich zur Congestion Charge bezahlt werden muss. Ab April gilt in der Londoner Innenstadt sogar eine „Ultra Low Emission Zone“, in der DieselAutos mindestens dem Standard Euro 6, Benziner dem Standard Euro 4 entsprechen müssen. Um die Luftverschmutzung zu reduzieren, werden zudem Fahrradwege ausgebaut und Maßnahmen überlegt, mit denen Straßen künftig nur noch für Elektroautos freigegeben werden sollen.
● Rom Was Fahrten in die Stadtzentren angeht, gibt es in Italien klare Regeln. In Rom zum Beispiel braucht es eine Genehmigung, die nur Anwohner bekommen können und die sie kaufen müssen. Aber auch in anderen Teilen des Landes gelten strenge Vorschriften: Norditalien hat alten Diesel-Autos in der kalten Jahreshälfte den Kampf angesagt. Seit Oktober bis Ende März gelten im Vergleich zu anderen Wintern verschärfte Fahrverbote im Piemont, der Lombardei, in Venetien und der Emilia-Romagna. Auch wenn kein Schadstoff-Alarm besteht, müssen Altfahrzeuge der Schadstoffklasse 3 und älter an Werktagen tagsüber in der Garage bleiben.
● Brüssel Die belgische Metropole hat einen mehrjährigen Plan aufgestellt, um die Luftqualität langfristig zu verbessern. Seit Anfang 2018 gilt für sehr alte Diesel mit der Schadstoffklasse Euro 1 – oder ganz ohne Euronorm – im Großraum Brüssel ein Fahrverbot. Bis 2025 sollen die Regeln von Jahr Jahr verschärft werden. Ab 2022 sind den Plänen der Stadt zufolge auch Diesel mit Schadstoffnorm 4 verboten. Von 2025 an sollen nur noch DieselAutos mit der Euronorm 6 in der belgischen Hauptstadt fahren dürfen.
Um die Einhaltung der Verbote kontrollieren zu können, hat die Stadt zahldafür reiche Kameras installiert. Seit Oktober sind 350 Euro Strafgebühr fällig, wenn man innerhalb der Zone mit einem verbotenen Diesel erwischt wird. Jeder hat jedoch an maximal acht Tagen pro Jahr die Möglichkeit, sich vom Fahrverbot freizukaufen: Mit einem Tagespass zum Preis von 35 Euro dürfen die Brüsseler ausnahmsweise auch mit ihren eigentlich verbotenen Autos in die Stadt fahren.
● Oslo Norwegen fördert mit steuerlichen Mitteln den Kauf von Elektroautos und ist damit sehr erfolgreich. Fast die Hälfte aller neu zugelassenen Fahrzeuge ist inzwischen elektrisch. Bis 2025 soll kein Neuwagen in Norwegen mehr mit fossilen Brennstoffen laufen. Die Stadt Oslo, die im Winter häufiger von Abgaswolken eingenebelt wird, macht das Fahren von Dieselautos besonders unattraktiv. Wird die Luft dick, müssen diese draußen bleizu ben. Schon jetzt sind die Mautgebühren für Benziner und Diesel hoch.
● Madrid In der spanischen Hauptstadt wurde wegen hoher Luftverschmutzung erstmals am 28. Dezember 2016 ein Fahrverbot für bestimmte Fahrzeuge verhängt. Damals durften innerhalb des Autobahnrings M30 nur Autos und Lastwagen mit geradem KfzKennzeichen fahren, nachdem sich über Madrid eine Dunstglocke gebildet hatte. Die Stadtregierung will nun noch weiter gehen: Schon in den nächsten Monaten werden Fahrzeuge, die nicht einem Anwohner gehören, aus dem Stadtzentrum verbannt. Überhaupt wird die ganze Stadt radikal umgebaut. Auf zuvor mehrspurigen Straßen führt demnächst nur noch eine Fahrspur in jede Richtung. Erlaubt sind dann nur noch Taxen, Busse, Lieferwagen und Autos mit Elektroantrieb. (kpry, dpa)