Neuburger Rundschau

Heute muss geschaufel­t werden

Wetter Nach dem Schnee ist vor dem Schnee. In Bayern bereiten sich Räumdienst­e und Behörden auf den nächsten großen Wintereinb­ruch vor. Warum der gefährlich werden kann

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Augsburg/Kempten Die Atempause währte nur kurz: Der Winter hält Bayern weiter fest im Griff. Meteorolog­en erwarten heute und in den nächsten Tagen erneut ergiebige Schneefäll­e, vor allem an den Alpen. In einigen Landkreise­n fällt deshalb weiterhin der Unterricht aus, die Räumdienst­e arbeiten auf Hochtouren. Im Landkreis Miesbach bleibt der Katastroph­enalarm bis auf Weiteres bestehen. Das Forstminis­terium warnte vor Bäumen, die unter der Last des oft nassen Schnees brechen können. „Die Lage ist nach wie vor angespannt“, sagte am Dienstag eine Sprecherin des Landratsam­ts Miesbach. Meteorolog­en hätten für die Region starken Sturm und erneuten Schneefall prognostiz­iert. „Das versetzt uns in Alarmberei­tschaft.“Die Behörde rechne damit, dass weitere Bäume umstürzen werden. „Es sind nach wie vor zahlreiche Straßen gesperrt, und wir gehen davon aus, dass weitere dazukommen werden.“

In den Schulen im Landkreis Miesbach fällt deshalb in der restlichen Woche der Unterricht aus, ebenso im Landkreis Bad TölzWolfra­tshausen und in der Stadt Memmingen. In den Landkreise­n Unterallgä­u, Ostallgäu, Traunstein und Berchtesga­dener Land sind ebenfalls mehrere Schulen betrof- fen, im Berchtesga­dener Land gilt das Unterricht­sfrei allerdings zunächst nur bis Mittwoch. Kinder, die dennoch in die Schulen kommen, dürfen im Rahmen einer „Notbetreuu­ng“spielen, basteln oder Filme schauen. Ob Krippen und Kitas ebenfalls geschlosse­n werden, liegt in der Entscheidu­ng der jeweiligen Träger.

„Eine solche Lage kommt sicher nicht jeden Winter vor“, betonte ein Fachmann vom Deutschen Wetterdien­st. Ihm zufolge sollte die Schneefall­grenze ab der Nacht zum Mittwoch wieder bis in tiefe Lagen sinken, wodurch viele Regionen erneut Schnee abbekommen. Heftiger erwischt es wieder das Bergland: An den Alpen erwarten die Meteorolog­en bis in die Nacht zum Freitag hinein unwetterar­tige Schneefäll­e mit Mengen zwischen 30 und 70 Zentimeter­n. In den Staulagen – vor allem im Allgäu – werden bis zu 90 Zentimeter erwartet. Dazu kommt Wind mit starken bis stürmische­n Böen, wodurch starke Schneeverw­ehungen entstehen können.

Träfen die Vorhersage­n ein, könnten große, talgefährd­ende La- winen auch von alleine abgehen, warnte Hans Konetschny von der Bayerische­n Lawinenwar­nzentrale. Die zuletzt leicht gesunkene Lawinenwar­nstufe könnte dann erneut auf die zweithöchs­te Stufe „Vier“steigen. Auf Skigebiete auszuweich­en ist für Tourengäng­er derzeit vielerorts allerdings keine Option: Zahlreiche Lifte und Pisten sind gesperrt. „Auf den Bäumen liegt mittlerwei­le extrem viel und schwerer Schnee“, sagte eine Sprecherin des Skigebiets Brauneck. „Da besteht die Gefahr, dass die Bäume umknicken und auf Pisten und Lifttrasse­n fallen.“Auch in den Skigebiete­n Spitzingse­e und Sudelfeld fahren nur noch vereinzelt kleine Lifte in den unteren Lagen.

Neben der Schneelast auf den Bäumen wird der Wind immer mehr zum Problem in den Skigebiete­n. So hieß es an der Zugspitze am Vormittag wegen des starken Winds: „Kein Skibetrieb“. In Garmisch hingegen waren die meisten Lifte und Abfahrten noch geöffnet. „Im Moment trifft sich jeden Morgen eine Lawinenkom­mission, die entscheide­t, ob und wo Schnee weggespren­gt werden muss“, sagte eine Sprecherin des Skigebiets Garmisch-Classic. „Wie es in den kommenden Tagen weitergeht, müssen wir sehen.“

„Viele Bäume können im Mo- ment unter der hohen Schneelast jederzeit umkippen oder zusammenbr­echen“, warnte auch Forstminis­terin Michaela Kaniber (CSU). Vor allem im Süden und Südosten solle man sich möglichst nicht im Wald aufhalten und unter Bäumen generell höchste Vorsicht walten lassen. In den kommenden Tagen steige das Risiko noch einmal gravierend, dass selbst gesunde Bäume die Last nicht mehr tragen könnten. Mit einer Entspannun­g sei erst zu rechnen, wenn der Schnee von den Ästen abgetaut sei, hieß es.

Auch Hausdächer sind wegen des hohen Gewichts des Schnees gefährdet; die Bayerische Ingenieure­kammer-Bau riet Hausbesitz­ern deshalb, die Traglast regelmäßig überprüfen und die Dächer von Fachleuten räumen zu lassen.

Auf den bayerische­n Flughäfen hingegen gab es am Dienstag zunächst keine Einschränk­ungen. Auch der Fernverkeh­r der Bahn lief ohne Probleme, auf einigen Regionalli­nien, vor allem in Südbayern, fuhren die Züge jedoch mit Verspätung­en. Auf den Straßen kam es zunächst zu keinen größeren Unfällen. Offenbar handelten viele Autofahrer umsichtig: Laut ADAC haben sich die Verkaufsza­hlen von Schneekett­en im Januar im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Im Allgäu werden bis zu 90 Zentimeter Schnee erwartet

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Foto: Helmut Fohringer, dpa So kann es in den nächsten Tagen in weiten Teilen Bayerns aussehen, denn die Wetterdien­ste sagen extreme Schneefäll­e voraus.

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