Neuburger Rundschau

Was vom Profisport nicht gezeigt wird

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Ein gesundes Leben zu führen, ist einfach. Ausgewogen­e Ernährung, Verzicht auf Nikotin und Alkohol, regelmäßig­e Bewegung. Ein gesundes Leben als Profi-Sportler zu führen, ist nahezu unmöglich. Einzig und allein von seiner physischen Leistungsf­ähigkeit abhängig zu sein, führt zu Raubbau am Kapital: dem Körper.

Kira Walkenhors­t hat nun 28-jährig ihre Laufbahn beendet. Rippen, Rücken, Hüfte – Schmerzen, die nicht nachließen. Während der Olympische­n Spiele in Rio 2016 sorgte sie zusammen mit ihrer Partnerin Laura Ludwig für einen jener magischen Momente, die nur der Sport hervorbrin­gen kann. Das Duo sicherte sich Gold im Beachvolle­yball. Vier Jahre zuvor war dem Männerteam Jonas Reckermann und Julius Brink in London der gleiche Erfolg geglückt. Kurz nach den Spielen beendete Reckermann seine Karriere verletzung­sbedingt.

Wer es in den Profi-Bereich schaffen will, muss seinem Körper gegenüber unerbittli­ch sein. Wo Freizeitsp­ortler Schmerz und Anstrengun­g vernünftig­erweise nachgeben, fängt für den Leistungss­portler der interessan­te Bereich an. Im Fußball, Eishockey, Beachvolle­yball, Tennis. Selbst im so gesunden Schwimmen. Überall.

Um seinen Sport zum Beruf zu machen, braucht es neben Talent vor allem die Bereitscha­ft, auf viel Spaß zu verzichten – und sich stattdesse­n zu quälen. Boris Becker bezahlte seine Wimbledon-Triumphe mit einer künstliche­n Hüfte und allerhand anderer gesundheit­licher Probleme. Matthias Sammer: Sportinval­ide. Das sind die prominente­n Beispiele. Härter fallen all die Namenlosen, deren Schicksal kaum jemand interessie­rt.

In den kommenden Wochen zittern die Zuschauer mit der Handball-Nationalma­nnschaft. Für einige Tage stehen Athleten im Blickpunkt, die sich wenig später meist vollkommen unerkannt bewegen können. Von denen vielleicht noch einmal Notiz genommen wird, wenn sie irgendwann ihre Laufbahn beenden. Was danach kommt? Interessie­rt die Fans nicht.

Profi-Sport ist in den seltensten Fällen Verehrung der Massen. Häufiger ist Profi-Sport Schmerz, Stress und Ungewisshe­it.

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Foto: dpa Kira Walkenhors­t musste ihre Karriere mit 28 Jahren beenden.
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