Neuburger Rundschau

Der Sportler aus Spanien

Neuvorstel­lung Mit dem Tarraco bringt Seat sein drittes SUV. So unterschei­det es sich von VW Tiguan und Skoda Kodiaq

- VON MICHAEL GEBHARDT

Seat ist im SUV-Fieber: Nach Ateca und Arona bringen die Spanier mit dem Tarraco im Frühjahr 2019 noch einen Hochbeiner auf den Markt. Der ist wie die beiden anderen keine iberische Eigenentwi­cklung, sondern ein Geschwiste­rchen aus dem Konzernbau­kasten.

Konkret nutzt Seat für das 4,74 Meter lange Mittelklas­se-SUV die gleiche Plattform wie Skoda für den Kodiaq und VW für den verlängert­en Tiguan Allspace. Das sieht man dem nach dem alten Namen der Stadt Tarragona benannten SUV auch an, vor allem im Profil sieht er dem Wolfsburge­r ziemlich ähnlich. Er ist aber ja auch ein halber Niedersach­se: Zusammen mit dem Tiguan läuft der Tarraco im Volkswagen-Stammwerk vom Band.

Eigenständ­iges Design haben die Spanier ihrem jüngsten Zugang an Front und Heck verpasst. Die Scheinwerf­er sind markentypi­sch, der sechseckig­e Kühlergril­l dagegen könnte auch von DS stammen. Ebenfalls neu ist das durchgehen­de Leuchtenba­nd zwischen den Rücklichte­rn, das unter Automobild­esignern gerade der letzte Schrei ist. Wie zum Beispiel auch beim Kia Sportage hat es beim Seat aber keine Funktion.

Ebenfalls aus dem VW-Baukasten haben sich die Interieur-Designer bedient: Das bekannte 10,25-Zoll-Kombiinstr­ument ist serienmäßi­g an Bord, genauso wie ein acht Zoll großer Touchscree­n, der nicht mehr ins Armaturenb­rett eingelasse­n ist, sondern frei auf der schwebt. Apple Car Play und Android Auto sind immer dabei. Wer eine integriert­e Navigation­slösung will, muss mindestens 420 Euro aufzahlen.

Fast doppelt so teuer, aber von fraglichem Nutzen ist die dritte Sitzreihe: Wie üblich sind die Notsitze nur den kleinsten Gästen zumutbar; gleichzeit­ig schrumpft das Ladevolume­n bei voller Bestuhlung auf überschaub­are 230 Liter. Mit nur fünf Passagiere­n besetzt nimmt es der Seat mit mehr als 700 Liter Gepäck auf, legt man auch Reihe zwei flach, gehen ordentlich­e 1920 Liter rein. Ordentlich sind auch die Platzverhä­ltnisse in den ersten beiden einzig nach oben wird es schnell eng – vor allem, wenn man das optionale Panorama-Glasdach geordert hat. Die Sitze selbst hinterlass­en wie der gesamte Innenraum einen recht soliden Eindruck.

Zufrieden dürften die meisten Kunden auch mit der Motorenaus­wahl sein: Zum Start gibt es zwei Benziner und zwei Diesel mit jeweils 150 und 190 PS. Bis auf den 29 980 Euro teuren 1.5-TSI-Einstiegs-Otto schöpfen alle Aggregate ihre Kraft aus zwei Litern Hubraum. Die schwächere­n fahren mit Frontantri­eb und Sechsgang-Handschalt­ung vor, bei den stärkeren sind Allrad und Siebengang-DopMittelk­onsole pelkuppler Serie. Das führt zum stolzen Tarif von 43800 Euro für den Top-Selbstzünd­er. Dann sind aber neben der ohnehin üppigen Serienauss­tattung (mit Voll-LEDScheinw­erfern, Spurhaltea­ssistent und 17-Zoll-Alus) Schmankerl wie der Abstandste­mpomat, die elektrisch betätigte Heckklappe, Rückfahrka­mera, schlüssell­oses Zugangsund Startsyste­m und die DreizonenK­limaautoma­tik dabei.

Dass der starke Selbstzünd­er, obwohl kein Schnäppche­n, das Zeug zum Publikumsl­iebling hat, ist nach der ersten Testfahrt schnell klar. Der Diesel überzeugt einerseits mit angenehmer Laufruhe und moderaReih­en, tem Verbrauch, anderersei­ts hat er mit 400 Newtonmete­r Drehmoment ausreichen­d Kraft, um das gut 1,8 Tonnen schwere SUV souverän zu bewegen und den Standardsp­rint in acht Sekunden abzuhaken.

Einzig die Automatik macht ihm etwas zu schaffen: Ihre manchmal zögerliche Reaktion auf einen spontanen Gasstoß versucht sie nach der Denkpause mit einem ruppigen Satz nach vorne wieder wettzumach­en. Das wirkt ein wenig unharmonis­ch, auch wenn der Tarraco unter seinen Geschwiste­rn zweifelsoh­ne den Sportler mimt. Diesen Titel hat er vor allem seiner feinfühlig abgestimmt­en Lenkung zu verdanken, die dem Fahrer reichlich Rückmeldun­g gibt. Übertriebe­ne Härten mutet er seinen Fahrgästen nicht zu, im Gegenteil: Die optionalen, adaptiven Dämpfer federn sogar Dynamik-Modus-Unebenheit­en noch sauber weg.

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Foto: Seat SUV Nummer drei aus dem Hause Seat: der Tarraco.

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