Plastikfrei einkaufen
Aus der Hälfte des jetzigen G’schenk Packerl wird Anfang April ein Geschäft, das Produkte ohne Kunststoffverpackung anbietet. Was es in der Auffüll-Bar alles geben wird und welche Idee dahinter steckt
Manuela Breu eröffnet in Neuburg den ersten Unverpacktladen im Landkreis. Was es dort ab April geben wird und welche Idee dahintersteckt.
Plastik ist in Supermärkten allgegenwärtig: Die Gurke steckt in Folie, die Zahnpasta in der Tube, das Shampoo in der Flasche. Manuela Breu, Inhaberin des G’schenk Packerl in der Münchener Straße in Neuburg, hat die Nase voll vom vielen Verpackungsmüll. Deshalb eröffnet sie im April den ersten Unverpacktladen des Landkreises. In ihrer Auffüll-Bar bietet Breu dann Lebensmittel und Hygieneartikel ohne jegliche Kunststoffverpackung an. „Ich würde einfach gerne selber so einkaufen“, erklärt die 42-Jährige ihre Motivation. „Und wenn’s sonst niemand macht, dann mach’s halt ich.“Die Neuburgerin lebt umweltbewusst, fährt jeden Tag mit dem Rad zu Arbeit. Ihr Gemüse kauft sie auf dem Wochenmarkt, das Fleisch holt sie mit einer Box beim Metzger, Semmeln mit einem Stoffbeutel beim Bäcker. Dennoch bleibt viel zu viel Müll. Der nächstgelegene Unverpacktladen hat im Oktober in Ingolstadt aufgemacht – zu weit weg für den täglichen Einkauf. Weitere Läden gibt es zum Beispiel in Nördlingen, Augsburg und München. Die Idee zu dem Unverpacktladen kam Manuela Breu vergangenes Jahr im August beim Wandern. Gemeinsam mit ihrem Mann Andreas hat sie alles durchgerechnet, geplant und ein Konzept entwickelt. Im November hat sie das Gewerbe angemeldet. Ab Mitte Februar wird das G’schenk Packerl „ganz nebenbei“umgebaut. Die Auffüll-Bar entsteht nämlich auf der Hälfte der Geschäftsfläche des Geschenkeladens. Durch Regalwände sollen daraus zwei komplett voneinander getrennte Geschäfte werden, zwei Eingangstüren gibt es bereits. Das G’schenk Packerl, das Breu schon seit vielen Jahren führt, wird wie gewohnt weiterlaufen, versichert sie, nur mit einem etwas reduzierten Sortiment. Gleich nebenan wird es innovativ: Dort können Kunden ab dem 4. April Getreide kaufen, das sie mithilfe einer Mühle selbst mahlen können, außerdem Cerealien, Nüsse, Hülsenfrüchte, Reis und Nudeln. Backpulver, Vanillepudding, Tees, Gewürze und Süßigkeiten werden ebenfalls zu finden sein. In einer Frischetheke will Breu Biokäse anbieten. Weitere Molkereiprodukte wie Butter, Joghurt, Sahne und Milch werden in einem Kühlschrank stehen. Auch Biowein soll es geben. Bio-Qualität ist Breu wichtig. Fast noch wichtiger ist ihr jedoch Regionalität. „Wir wollen die Transportwege so kurz wie möglich halten“, erklärt die Neuburgerin. Die Produkte sollen, wenn möglich, in Austauschbehältern geliefert werden, „damit wir irgendwann gar keinen Müll mehr produzieren“. In der Auffüll-Bar geht es aber nicht nur um Lebensmittel, auch Hygiene- und Drogerieartikel werden in den Regalen stehen: Haarseifen statt Shampoos, Zahnbürsten aus Bambus, Zahnpasta in Tablettenform, Klopapier, Baumwollpads und -einlagen. Klarspüler, Geschirreiniger, Putzmittel und Waschmittel kann man sich abfüllen. Gefäße zum Abfüllen, Boxen und Stoffbeutel können die Kunden von Zuhause mitbringen oder in Breus Laden kaufen. Die 42-Jährige warnt davor, die bisher verwendeten Plastikbehälter einfach wegzuwerfen. Stattdessen sollte man sie erst einmal weiterverwenden. Zum Abfüllen des Waschmittels etwa könnten die Kunststoffflaschen aus den Supermärkten benutzt werden, sobald sie leer sind. Das Einkaufen ist unkompliziert: Man wiegt seinen Behälter auf einer Waage im Geschäft ab, klebt ein Etikett mit dem Gewicht drauf – und los geht’s. Abfüllen kann man sich auch kleine Mengen – für Singlehaushalte oder zum Probieren. Wer will, kann sich sein eigenes Müsli zusammenstellen. Oder dem Rezept für das Lieblingsmüsli der Familie Breu folgen. Eine Sitzecke, in der Kunden Kaffee trinken und selbst gemachte Kuchen essen können, soll es ebenfalls im Geschäft geben. Um ihr Konzept abzurunden, will Breu Workshops veranstalten, in denen Interessierte lernen, wie sie zum Beispiel selbst Bienenwachstücher herstellen können, um Frischhaltefolie zu ersetzen. Manuela Breu ist sich bewusst, dass ihre Idee in einer Stadt der Größe Neuburgs mutig ist, aber „man muss auch mal ein Wagnis eingehen“, gibt sie sich optimistisch. „Den Leuten muss bewusst werden, dass es auch anders geht. Und ich möchte ihnen die Möglichkeit dazu geben.“