In die Vollen
Serie (4) Zweimal im Monat treffen sich Senioren zum „Abräumen“in der Mehrzweckturnhalle im Ostend. Warum es dabei nicht nur um Sport geht, sondern auch ein Stück Kuchen Platz hat und was das mit „Christbaum“zu tun hat
Neuburg „Jetzt geht es in die Vollen – also auf alle Neune“, ruft Erwin Breisach der 25-köpfigen Runde des Seniorenkegelns mit voller Stimme zu. Die ist auch nötig, angesichts der lautstarken, humorigen Stimmung in der Mehrzweckturnhalle. „Kegeln ist für uns eine Möglichkeit, Sport und Geselligkeit zu verbinden“, erklärt der Manager Breisach. Das Konzept geht auf. Und eines vorweg: Dass die Senioren hier eine ruhige Kugel schieben, wäre eine reine Untertreibung.
Kegeln fördert die Konzentration und ist körperlich anspruchsvoll. Unter diesem Motto organisiert Breisach seit zwölf Jahren als eine Art Veranstaltungsmanager für Senioren Kegelnachmittage. Aus monatlich einmaligen Treffen im Keller der städtischen Mehrzweckturnhalle sind zwei geworden. Wer die Kegelbahnen, die durch den Hintereingang erreichbar sind, aufsucht, wird sich beim Seniorenkegeln am Donnerstagnachmittag sicher nicht verlaufen. Schon nach der Eingangstür im Erdgeschoss sind gesellige Unterhaltungen aus dem Keller zu hören. Steigt man die Treppen hinab, hört man die Kugeln auf den Bahnen rollen. Die Vereinsgaststätte des Kegelvereins Neuburg ist sichtbar modern und auch die Bahnen sind technisch in einem guten Zustand. „Nach meh- Durchschnittlich 25 Senioren treffen sich im zweiwöchigen Turnus zu Kegelnachmittagen in der Mehrzweckturnhalle im Ostend. Wie gut die Stimmung ist, haben sie am Donnerstag unter Beweis gestellt.
Wasserschäden wurde hier immer wieder saniert und modernisiert“, erklärt Breisach.
Zur Wohlfühlatmosphäre kommt der Service. Die Vereinsheimwirtin Brigitte Faude kümmert sich zusammen mit Anna Löster um die Bewirtung. Außerhalb der Karte serviert Löster selbst gebackenen Kuchen. Kalorien sind kein Thema: Bei durchschnittlich über 100 Schüben, die jeder Teilnehmer absolviert, sind diese schnell verbrannt.
Über drei Stunden wird gekegelt. Aufgeteilt in drei Teams, die sich tischweise vor den Bahnen gefunden haben, stehen Spiele im Modus „jede Gruppe gegen die anderen zwei“an. „Freilich will jede Gruppe gewinnen“, aber zu Raufereien ist es laut Breisach noch nicht gekommen, wie er scherzhaft sagt. Ebenso wenig zu Muskelkater, zumindest habe es noch nie jemand zugeben. Edi Hlawon ist mit 89 Jahren der älteste Teilnehmer und kennt ebenfalls keireren
nen Muskelkater. Dass er an diesem Nachmittag zur Höchstform aufläuft, kaum eine Bande schiebt, dafür aber gleich mehrere Siebener, Achter oder Neuner, liegt für den Senior an seiner guten Tagesform und der Anfeuerung durch seinen Tisch, gemischt aus Frauen und Männern. „Hier gibt es nur ein Miteinander“, betont Herwig Richter beim Spiel „Christbaum“. Weiter werden gespielt „Abräumen“und „In die Vollen“. „Das Schöne daran ist, dass man den Sport das ganze Jahr über machen kann und Spaß und Bewegung nie zu kurz kommen“, so Richter.
Apropos Kegelverein. Laut der Vereinswirtin, die selbst in der Frauengruppe kegelt, werde hier das Licht noch lange nicht ausgemacht. Die Mitgliederanzahl sei zwar gesunken und es fehle an Nachwuchs, aber es gebe noch genügend Aktive. Und Hoffnung: „Es gibt genügend Buchungen für die Kegelbahnen, sei es für Kindergeburtstage oder gesellige Gruppen“, so Faude. Dabei entdeckt sie viele talentierte Kegler. Aber nur selten wolle jemand im Verein mitmachen. Anders bei den Kegelnachmittagen der Senioren. Hier kommen ständig Neue dazu. Allerdings mussten zwei Frauen, die am Donnerstag loslegen wollten, zuschauen. „Die zwei Damen hatten zwar gute Laune und sportlichen Willen dabei, aber leider keine Turnschuhe – und die sind hier Pflicht“, so Erwin Breisach.