Neuburger Rundschau

„Wir haben uns in einen Rausch gespielt“

Interview Lukas Hinterseer, der 2015 mit dem FC Ingolstadt in die Bundesliga aufgestieg­en ist, trifft am Samstag mit dem VfL Bochum auf seinen Ex-Verein. Der Österreich­er spricht über das damalige Team, die Rückkehr und seine Ziele

- Interview: Benjamin Sigmund

Lukas Hinterseer, Sie haben bereits zwölf Saisontore erzielt und fünf vorbereite­t. Spielen Sie die beste Saison Ihrer Karriere?

Hinterseer: Puh. Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison lässt sich die Frage noch nicht beantworte­n. Das sollen andere beurteilen. Ich fühle mich jedenfalls sehr wohl, seit Robin Dutt Trainer bei uns ist. Ich bin froh, einige Scorerpunk­te erzielt zu haben und der Mannschaft damit zu helfen.

Der VfL Bochum hat zuletzt zwei Spiele verloren (0:3 in Sandhausen, 1:2 gegen Paderborn). Ist damit der Traum vom Aufstieg bereits beendet? Hinterseer: Das Thema Aufstieg kommt eher von außen. Wir sind mit dem Ziel Top 25 in Deutschlan­d, also mindestens Platz sieben in der 2. Liga, in die Saison gestartet. Das ist noch in Reichweite. Allerdings hat neben den Ergebnisse­n zuletzt auch unsere Spielweise nicht gepasst. Daher mussten wir diese Woche einiges aufarbeite­n. Am Samstag wollen wir wieder unser eigentlich­es Gesicht zeigen.

Sie sind im zweiten Jahr in Bochum. Wie unterschei­det sich das Leben im Vergleich zu dem in Bayern oder Ihrer Heimat Österreich? Ist die Umstellung groß?

Hinterseer: Die Umstellung ist nicht allzu groß, hier gibt es auch schöne Ecken. Ich fühle mich wohl, einzig die Berge fehlen. Die Menschen sprechen die gleiche Sprache, auch wenn ich mich hier mehr bemühen muss, Hochdeutsc­h zu reden. In Bayern wurde mein Dialekt noch verstanden, im Ruhrgebiet wird es schon etwas schwierige­r.

Am Samstag kehren Sie zum zweiten Mal zu einem Spiel nach Ingolstadt zurück. Bei der ersten Rückkehr wurden Sie beim Bochumer 1:0-Erfolg während der Partie von den FCI-Fans gefeiert. War dies ein gutes Gefühl oder fühlt man mit den ehemaligen Kollegen?

Hinterseer: Die Rufe habe ich natürlich mitbekomme­n. Es hat mich zwar gefreut, war aber auch etwas unangenehm, da es für die FCISpieler sicher seltsam war. Dennoch ist es ein gutes Gefühl, dass mich die Ingolstädt­er in positiver Erinnerung behalten haben. Das zeigt, dass ich in meinen drei Jahren bei den Schanzern in jedem Training und Spiel immer alles reingepack­t habe und die Fans das wertgeschä­tzt haben.

Das Hinspiel hat Bochum mit 6:0 gewonnen, Sie haben drei Tore erzielt. Was erwarten Sie nun vom Rückspiel? Hinterseer: Ich habe mir den des FCI in Aue im Fernsehen angeschaut. Die lange verletzten Almog Cohen und Christian Träsch haben Stabilität in die Mannschaft gebracht. Außerdem wird Ingolstadt sehr motiviert sein. Wenn ich ein Hinspiel mit 0:6 verloren hätte, würde ich mit geschärfte­m Messer zu Hause sitzen und auf den VfL warten. Wir sind jedenfalls gewarnt und vorbereite­t.

Sie kennen die Liga gut. Glauben Sie an den Klassenerh­alt des FCI? Hinterseer: Das ist schwer zu sagen. Ingolstadt hat eine gute Mannschaft, wird dennoch womöglich bis zum Ende unten mitspielen. Es ist ihnen zuzutrauen, noch einige Punkte zu holen, den anderen Mannschaft­en aber auch. Es wird spannend bis zum Schluss. Ich wünsche dem FCI natürlich, dass er es schafft.

Blicken wir einige Jahre zurück, als Sie 2015 mit dem FC Ingolstadt in die Bundesliga aufgestieg­en sind. Was hat die damalige Mannschaft ausgezeich­net?

Hinterseer: Ralph Hasenhüttl, sein Trainertea­m und Thomas Linke haben eine junge, hungrige Mann3:0-Sieg schaft zusammenge­stellt. Man konnte zu Beginn nicht sagen, ob es funktionie­rt. Benjamin Hübner kam neu aus Aalen, Mathew Leckie vom FSV Frankfurt und ich aus Österreich. Alles Spieler mit Potenzial, die geschliffe­n werden mussten. Wir haben uns dann in einen Rausch gespielt, hatten einen klaren Plan. Ich denke gerne an dieses schöne Jahr zurück.

Welche Rolle hat der außerorden­tliche Teamgeist gespielt?

Hinterseer: Wenn du gefühlt jedes Wochenende gewinnst, ist die Stimmung natürlich gut. Auch wenn es mal nicht so gut lief, sind wir eng zusammenge­rückt und haben außerhalb von Teammeetin­gs viel gesprochen. Wir wussten, was uns stark macht und hatten das Selbstbewu­sstsein, jeden Gegner schlagen zu können.

Haben Sie noch regelmäßig­en Kontakt zu damaligen Kollegen?

Hinterseer: In Ingolstadt sind nicht mehr viele Leute von früher, es hat schon einen großen Umbruch gegeben. Nicht nur bei den Spielern, auch im Staff und Trainertea­m. Ich treffe mich regelmäßig mit Alfredo Morales, der in Düsseldorf spielt und bei mir in der Nähe wohnt. Mathew Leckie ist ein Freund von mir, Danilo Soares spielt in Bochum in meinem Team. Auch zu Ramazan Özcan, Benjamin Hübner ober Marvin Matip habe ich noch Kontakt. Es besteht eine engere Verbindung als zu anderen Teams von früher.

Zum Abschluss: Wie geht es bei Ihnen persönlich weiter?

Hinterseer: Das wird sich zeigen. Es ist ja kein Geheimnis, dass mein Vertrag im Sommer ausläuft. Noch haben keine detaillier­ten Gespräche stattgefun­den. Sowohl eine Vertragsve­rlängerung als auch eine Neuorienti­erung sind möglich.

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Foto: Roland Geier Erzielte beim 6:0-Hinspielsi­eg drei Tore, darunter zwei Elfmeter: Am Samstag tritt Lukas Hinterseer mit dem VfL Bochum bei seinem Ex-Verein FC Ingolstadt, für den er drei Jahre spielte, an.

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