„Wir haben uns in einen Rausch gespielt“
Interview Lukas Hinterseer, der 2015 mit dem FC Ingolstadt in die Bundesliga aufgestiegen ist, trifft am Samstag mit dem VfL Bochum auf seinen Ex-Verein. Der Österreicher spricht über das damalige Team, die Rückkehr und seine Ziele
Lukas Hinterseer, Sie haben bereits zwölf Saisontore erzielt und fünf vorbereitet. Spielen Sie die beste Saison Ihrer Karriere?
Hinterseer: Puh. Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison lässt sich die Frage noch nicht beantworten. Das sollen andere beurteilen. Ich fühle mich jedenfalls sehr wohl, seit Robin Dutt Trainer bei uns ist. Ich bin froh, einige Scorerpunkte erzielt zu haben und der Mannschaft damit zu helfen.
Der VfL Bochum hat zuletzt zwei Spiele verloren (0:3 in Sandhausen, 1:2 gegen Paderborn). Ist damit der Traum vom Aufstieg bereits beendet? Hinterseer: Das Thema Aufstieg kommt eher von außen. Wir sind mit dem Ziel Top 25 in Deutschland, also mindestens Platz sieben in der 2. Liga, in die Saison gestartet. Das ist noch in Reichweite. Allerdings hat neben den Ergebnissen zuletzt auch unsere Spielweise nicht gepasst. Daher mussten wir diese Woche einiges aufarbeiten. Am Samstag wollen wir wieder unser eigentliches Gesicht zeigen.
Sie sind im zweiten Jahr in Bochum. Wie unterscheidet sich das Leben im Vergleich zu dem in Bayern oder Ihrer Heimat Österreich? Ist die Umstellung groß?
Hinterseer: Die Umstellung ist nicht allzu groß, hier gibt es auch schöne Ecken. Ich fühle mich wohl, einzig die Berge fehlen. Die Menschen sprechen die gleiche Sprache, auch wenn ich mich hier mehr bemühen muss, Hochdeutsch zu reden. In Bayern wurde mein Dialekt noch verstanden, im Ruhrgebiet wird es schon etwas schwieriger.
Am Samstag kehren Sie zum zweiten Mal zu einem Spiel nach Ingolstadt zurück. Bei der ersten Rückkehr wurden Sie beim Bochumer 1:0-Erfolg während der Partie von den FCI-Fans gefeiert. War dies ein gutes Gefühl oder fühlt man mit den ehemaligen Kollegen?
Hinterseer: Die Rufe habe ich natürlich mitbekommen. Es hat mich zwar gefreut, war aber auch etwas unangenehm, da es für die FCISpieler sicher seltsam war. Dennoch ist es ein gutes Gefühl, dass mich die Ingolstädter in positiver Erinnerung behalten haben. Das zeigt, dass ich in meinen drei Jahren bei den Schanzern in jedem Training und Spiel immer alles reingepackt habe und die Fans das wertgeschätzt haben.
Das Hinspiel hat Bochum mit 6:0 gewonnen, Sie haben drei Tore erzielt. Was erwarten Sie nun vom Rückspiel? Hinterseer: Ich habe mir den des FCI in Aue im Fernsehen angeschaut. Die lange verletzten Almog Cohen und Christian Träsch haben Stabilität in die Mannschaft gebracht. Außerdem wird Ingolstadt sehr motiviert sein. Wenn ich ein Hinspiel mit 0:6 verloren hätte, würde ich mit geschärftem Messer zu Hause sitzen und auf den VfL warten. Wir sind jedenfalls gewarnt und vorbereitet.
Sie kennen die Liga gut. Glauben Sie an den Klassenerhalt des FCI? Hinterseer: Das ist schwer zu sagen. Ingolstadt hat eine gute Mannschaft, wird dennoch womöglich bis zum Ende unten mitspielen. Es ist ihnen zuzutrauen, noch einige Punkte zu holen, den anderen Mannschaften aber auch. Es wird spannend bis zum Schluss. Ich wünsche dem FCI natürlich, dass er es schafft.
Blicken wir einige Jahre zurück, als Sie 2015 mit dem FC Ingolstadt in die Bundesliga aufgestiegen sind. Was hat die damalige Mannschaft ausgezeichnet?
Hinterseer: Ralph Hasenhüttl, sein Trainerteam und Thomas Linke haben eine junge, hungrige Mann3:0-Sieg schaft zusammengestellt. Man konnte zu Beginn nicht sagen, ob es funktioniert. Benjamin Hübner kam neu aus Aalen, Mathew Leckie vom FSV Frankfurt und ich aus Österreich. Alles Spieler mit Potenzial, die geschliffen werden mussten. Wir haben uns dann in einen Rausch gespielt, hatten einen klaren Plan. Ich denke gerne an dieses schöne Jahr zurück.
Welche Rolle hat der außerordentliche Teamgeist gespielt?
Hinterseer: Wenn du gefühlt jedes Wochenende gewinnst, ist die Stimmung natürlich gut. Auch wenn es mal nicht so gut lief, sind wir eng zusammengerückt und haben außerhalb von Teammeetings viel gesprochen. Wir wussten, was uns stark macht und hatten das Selbstbewusstsein, jeden Gegner schlagen zu können.
Haben Sie noch regelmäßigen Kontakt zu damaligen Kollegen?
Hinterseer: In Ingolstadt sind nicht mehr viele Leute von früher, es hat schon einen großen Umbruch gegeben. Nicht nur bei den Spielern, auch im Staff und Trainerteam. Ich treffe mich regelmäßig mit Alfredo Morales, der in Düsseldorf spielt und bei mir in der Nähe wohnt. Mathew Leckie ist ein Freund von mir, Danilo Soares spielt in Bochum in meinem Team. Auch zu Ramazan Özcan, Benjamin Hübner ober Marvin Matip habe ich noch Kontakt. Es besteht eine engere Verbindung als zu anderen Teams von früher.
Zum Abschluss: Wie geht es bei Ihnen persönlich weiter?
Hinterseer: Das wird sich zeigen. Es ist ja kein Geheimnis, dass mein Vertrag im Sommer ausläuft. Noch haben keine detaillierten Gespräche stattgefunden. Sowohl eine Vertragsverlängerung als auch eine Neuorientierung sind möglich.