Neuburger Rundschau

Happy End im Hundedrama

Mensch&Tier Viele der Tiere, die von einem Grundstück in Königsmoos gerettet wurden, haben inzwischen ein neues Zuhause gefunden. Hündin Aada ist in Neuburg untergekom­men – aus ihr soll einmal ein Therapiehu­nd werden

- VON MARCEL ROTHER

Viele der Tiere haben ein neues Zuhause gefunden. Hündin Aada lebt in Neuburg und soll einmal Therapiehü­ndin werden. Der Anfang aber war schwer für sie.

Neuburg Lammfromm liegt Aada in ihrem Körbchen, das Fell genauso flauschig wie der Stoff, auf dem sie gebettet ist. Mit großen Kullerauge­n beobachtet sie ihre Umgebung, legt den Kopf zur Seite, dann lässt sie ihn zurück auf ihr Kissen sinken. Das Licht, das durch geputzte Fenstersch­eiben fällt, bringt ihr Fell zum Glänzen. Wer weiß, woher sie kommt, dem drängt sich ein Gedanke auf: Der Kontrast zum Leben ihrer Mutter – Abby – könnte kaum größer sein. Sie war eine von 130 Hunden, die im November vergangene­n Jahres von einem völlig verwahrlos­ten Grundstück in Obermaxfel­d gerettet wurden. Der Vorfall machte unter dem Titel „Hundedrama von Königsmoos“deutschlan­dweit Schlagzeil­en.

Abby war zu diesem Zeitpunkt trächtig, wie viele der geretteten Hündinnen. Sie kam ins Tierheim Neuburg und von dort aus über den Verein „Das Leid der Vermehrerh­unde“zu einer Pflegefami­lie bei Günzburg. Stark geschwächt und abgemagert brachte die Hündin kurz darauf neun Welpen zur Welt. Zwei starben, die restlichen überlebten, einer davon ist Aada. Über Facebook erfuhren Manuela Meier und Sabine Meyer aus Neuburg vom Schicksal der Hündin und ihrer Welpen. Sie hatten die Berichte über das Tierdrama von Obermaxfel­d verfolgt, mit Spenden geholfen, wo es ging, nun wollten sie persönlich helfen. Sie fuhren nach Günzburg, wo noch zwei Welpen auf ein Zuhause warteten.

Kaum angekommen, war es um sie geschehen. Vergessen war der Wunsch nach einem kleinen braunen Welpen, als die schwarze Aada auf sie zugekrabbe­lt kam und sich einfach auf ihre Füße legte. „Nicht wir haben sie, sondern sie hat sich uns ausgesucht“, erzählen die beiden rückblicke­nd. So schön der erste Kontakt, so schwer waren die ersten Tage in Neuburg. Denn im Haushalt des Paares leben – neben zwei Katzen – bereits zwei Hunde, Fanni und Néné, und das schon seit neun Jahren. Deren Freude fiel bei Ankunft der „Neuen“entspreche­nd verhalten aus. Anders gesagt: Sie straften die acht Wochen alte Aada über Tage hinweg mit unerbittli­chem Knurren ab. Und es wurde nicht besser.

Die Wende brachte erst Hundetrain­erin Anja Augustin von der Hundeschul­e mit Herz aus Neuburg. „Mit ihrer Hilfe wurde es schlagarti­g besser“, berichten die beiden. Inzwischen sind die Keifereien passé, das Temperamen­t von Aada gezähmt, sogar die Hunde- körbchen wurden bereits das erste Mal miteinande­r geteilt. Gute Voraussetz­ungen für das, was Manuela Meier und Sabine Meyer, beide von Beruf Erzieherin­nen, mit Aada vorhaben: Sie soll eine Ausbildung zum Therapiehu­nd durchlaufe­n. Die beiden Frauen aus Neuburg würden Aada später gerne in Kinder- oder Seniorenbe­treuungsei­nrichtunge­n einsetzen. Der Bereich tiergestüt­zte Pädagogik sei im Kommen, sowohl junge wie alte Menschen könnten von dem direkten Kontakt zu Tieren profitiere­n. Bis Aada Therapiehu­nd ist, dauert es aber noch ein Die Ausbildung beginnt mit einem Jahr, derzeit besucht sie erst einmal die Welpenschu­le. Das Hundeeinma­leins kann sie bereits: Sitz, Platz und Pfote geben.

Ein Leben wie das von Aada ist auch den anderen Hunden aus Obermaxfel­d zu wünschen. Viele von ihnen haben eine realistisc­he Chance darauf. Von den 44 Hunden aus Königsmoos, die im Tierheim Neuburg gelandet sind, konnte ein Großteil an Privatleut­e vermittelt werden, sagt Gerhard Schmidt, Leiter des Tierheims Neuburg. „Die Vermittlun­g ist wesentlich besser gelaufen als befürchtet – auch dank der Hilfe von Vereinen wie ’Das Leid der Vermehrerh­unde’.“Derzeit würden noch acht erwachsene Hunde und fünf Welpen auf ein neues Zuhause warten. Gerade die Vergabe der Welpen sei jedoch mit einem hohen Anspruch an die Halter verbunden. „Sie sind extrem quirlig und nichts für Familien mit kleinen Kindern“, stellt Schmidt klar. Den Tieren solle es gut gehen.

Indes ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt weiter gegen den ehemaligen Halter der Hunde sowie gegen einen Tierarzt aus Ingolbissc­hen. stadt. Letzterem wird vorgeworfe­n, er hätte den Verkauf der Hunde ins Ausland durch gefälschte Impfpässe unterstütz­en wollen. Aada ist nicht im Ausland, sondern in Neuburg gelandet; auch nicht in einem Tierheim, sondern bei Privatpers­onen – wie viele der anderen Hunde auch. Der Landkreis spart sich dadurch eine Menge Geld, die er für die Betreuung in Tierheimen hätte aufbringen müssen. Der Vorschlag von Manuela Meier und Sabine Meyer: „Wie wäre es, den neuen Besitzern dafür die Hundesteue­r zu erlassen?“

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Fotos: Marcel Rother/Sabine Meyer Hündin Aada (Mitte) hat bei Manuela Meier (links) und Sabine Meyer in Neuburg ein neues Zuhause gefunden – und Anschluss an tierische Gefährten. Dem Neuburger Haushalt gehörten bereits die beiden Yorkshire Terrier Fanni und Néné an. Die waren zu Beginn nicht ganz so begeistert von der „Neuen“.
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...inzwischen ist sie mehr als doppelt so groß und nimmt es bereits mit Hennen und Schweinen auf, wenn auch nur als Gummiversi­onen.
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Vor wenigen Wochen war Aada noch ein kleiner Welpe...
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Aadas Mutter Abby, kurz nach ihrer Rettung aus dem Anwesen in Königsmoos.

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