Witz, Sex und ganz viel Liebe im Lindenhof
Veranstaltung Entweder man liebt den Valentinstag oder man hasst ihn. Einige Künstler aus der Region nutzen ihn, um im Lindenhof über die verschiedensten Themen zu sinnieren. Dabei kamen erstaunliche Dinge zum Vorschein
Unterhausen Für die einen ist es der Tag der Liebe – für andere nur eine Geschäftsidee, um den Blumenumsatz in der blütenarmen Zeit anzukurbeln. Für eine Handvoll WortKünstlerinnen und einen Künstler aus der Region war der Valentinstag eine gute Gelegenheit zu einer Veranstaltung, die im Unterhausener Lindenhof stattfand. Dort etabliert sich gerade die „Kleinkunst im Lindenhof“mit einer Reihe unterschiedlicher Angebote.
Geschichtenerzählerin Carla Teigeler erzählte zum Anfang vom wachsenden „Begehren“und darüber, wer den ersten Schritt machen darf. Der Bauernsohn Ansgar dagegen hat keine Wahl, als er in einen Brunnen springt und tief unten mit einer Nixe ein erotisches Abenteuer erlebt. Alles ist anders, als er wieder auftaucht. Was machen aber die vielen Singles am „Kuscheltag mit kirchlichem Segen“, an dem die Farbe Rot aus allen Regalen leuchtet?
Die geschäftstüchtigen Chinesen haben die Alternative: Einkaufen statt Kuscheln. Waltraud Götz erzählt: „Der Single-Day in China ist der umsatzstärkste Shopping-Day weltweit“. Eike Angel aus Oberhausen singt, schreibt und „mag es auch gern, wenn es sich reimt“. Sie freut sich über die Gelegenheit, mit ihren Geschichten aus dem Alltag zum ersten Mal auftreten zu können. Es geht ums Älterwerden, um Träume und ums Kochen, um Begegnungen im Wald und ums persönliche Wohlbefinden. „Mehr Zucker“fordert sie, „um uns das Leben zu versüßen“.
Auch Georg Thaller, der einzige Mann in der Runde, fordert das Publikum auf, sich „mehr von den Ma- Moments“zu gönnen. Er sinniert über die Geheimnisse langer Beziehungen und witzelt über trendige „Gender“-Themen. Henriette Appel, bekannt aus Poetry-Slams, findet, dass der Lindenhof eine „schöne Testbühne“ist. Sie nutzt die Gelegenheit und spuckt ausgiebig aus, was sich in ihrem Kopf und auf ihrem an Gedankenfetzen so angesammelt hat. Es ist eine Fülle von Informationen, die Henriette verarbeitet: Erlebnisse, Tatsachen, Gerüchte, Skandale. Namen von Prominenten und Geschichten von Freunden sind wild gemixt, dazu Bewertungen, sozialkritisch-feministisch: „Das ist traurige Realität, nicht das ewige Gegic sülze“. Wie ein Brunnen sprudelt Henriette. Dann auf einmal: „Zack, Marsch, Ende“. Applaus!
Vicky Müller-Toussa las am Ende des Abends aus „Sex – aber mit Vergnügen“von Dario Fo von einem Pärchen, dessen Leidenschaft sich in Luft auflöst. Ein Zauberer rät ihnen, „die Liebe jeden Tag neu zu erfinBlock den“. Abstruse Körperveränderungen zur Steigerung der Lust haben jedoch keinen Erfolg. Entscheidend ist die Liebe – und die hat mit Sex nur am Rande etwas zu tun. So viel Kreativität und Erkenntnisgewinn wurde in der vollen Gaststube mit viel Applaus belohnt. Valentinstag einmal anders und ganz ohne Rosen.