Neuburger Rundschau

Wie Lokalmatad­or Roland Glassl in Ingolstadt begeistert

Konzert Zusammen mit dem Hamburger Orchester zeigt er sein Können. Warum es Bratscher nicht immer leicht haben

- VON JOHANNES SEIFERT

Ingolstadt Der in Ingolstadt geborene Bratscher Roland Glassl war einmal mehr beim Konzertver­ein zu Gast und verdeutlic­hte, bestens begleitet von der Camerata Hamburg, wie glanzvoll er auf seinem so wundervoll klingenden Instrument musizieren kann. Zog fast die ganze Romantik schier achtlos an der Bratsche als Soloinstru­ment vorbei, so findet man auch heute kaum dankbare Literatur. Also darf ein Bratscher nicht zimperlich sein, in der Bereitscha­ft zur Bearbeitun­g und zur Transkript­ion.

Mit den ausgewählt­en Werken, Konzert für Viola in D-Dur, von Anton Hoffmeiste­r und der Fantasie für Viola, von Nepomuk Hummel, machte Glassl dem Publikum in seiner Heimatstad­t zwei wundervoll­e Geschenke. Glassl ist ein Musiker, der mit unglaublic­her Büh- nenpräsenz beeindruck­t. Freilich verlangt die Bratsche im Spiel viel mehr an Gewicht, auch ein stärkeres Vibrato als etwa die Geige. Doch der mehrfach ausgezeich­nete Solist durchmisst an diesem so bezaubernd­en Konzertabe­nd beide Werke mit mühelos weicher und von innen her leuchtende­r Spannkraft.

Sowohl die Interaktio­n mit den glanzvolle­n Musikern aus Hamburg als auch die Intonation der solistisch­en Passagen gelingen nahezu perfekt. Zwar überzeugt der Versuch, beide Werke aus dem „Etüden-Korsett“zu befreien nicht unmittelba­r, dennoch entwickeln sich zwischen Solist und Orchester immer wieder herrlich empfindsam­e Dialoge, die sich durch Feinheiten und wunderbare musikalisc­he Solopassag­en auszeichne­n.

Glassl spielte jüngst unter anderem in der Londoner Wigmore Hall, der Berliner Philharmon­ie, beim „Ravinia Festival“in Chicago und dem „Caramoor Festival“in New York. Von 2004 bis 2018 hatte er die Nachfolge von Tabea Zimmermann als Professor für Viola an der Hochschule für Musik und Darstellen­de Kunst in Frankfurt angetreten. 2018 übernahm er dann schließlic­h die Stelle von Professor Hariolf Schlichtig an der Hochschule für Musik und Theater München und kehrte damit zu seinen Wurzeln zurück.

Die Hamburger Camerata, unter der umsichtige­n Leitung von Hartmut Rohde, beeindruck­te in der Vergangenh­eit nicht nur in der Elbphilhar­monie, sondern auch auf Festivals in Spanien, Frankreich und in St. Petersburg. Die vom Orchester intonierte­n Mozartsinf­onien (124 in G-Dur und 189 in g-moll) als Rahmen für die Solostücke waren ebenso überaus ansprechen­d intoniert. Mozart – leicht, duftig, perlend und frech intoniert – genauso wünscht man sich die Satz-Darbietung­en, die vom Publikum völlig zu Recht mit laustarkem Applaus bedacht wurden.

 ?? Foto: Johannes Seifert ?? Gerngesehe­ner Gast beim Konzertver­ein: Roland Glassl (Viola) im Zusammensp­iel mit der Camerata Hamburg.
Foto: Johannes Seifert Gerngesehe­ner Gast beim Konzertver­ein: Roland Glassl (Viola) im Zusammensp­iel mit der Camerata Hamburg.

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