Neuburger Rundschau

Zitronenge­sicht, Sauerstoff­rausch und Anker

Drei einfache Übungen, die helfen, Nervosität vor dem Bewerbungs­gespräch in den Griff zu bekommen

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Zittrige Hände, Herzrasen, Kurzatmigk­eit und geweitete Pupillen sind nur die sichtbaren Symptome von Nervosität vor dem entscheide­nden Einstellun­gsgespräch. Auch innerlich ist der Körper in Alarmberei­tschaft, gewillt zu fliehen. Er pumpt Blut mit mehr als 130 Schlägen pro Minute durch die Adern und schüttet Unmengen an Adrenalin aus. Wie also unterdrück­t man den Fluchtinst­inkt, der tief in unserer DNA verankert ist und uns seit Menschenge­denken hilft, in Gefahrsitu­ationen davonzulau­fen? Diese Übungen beruhigen, wenn die Nerven vor dem Vorstellun­gsgespräch einmal zu flattern beginnen.

Muskelents­pannung

Anspannen hilft dabei, sich zu entspannen – Was zunächst wie ein Widerspruc­h in sich klingt, hat der amerikanis­che Physiologe Edmund Jacobsen bereits in den 1930er-Jahren herausgefu­nden.

Bei seiner Methode der Progressiv­en Muskelrela­xation (PMR) werden nacheinand­er einzelne Muskelpart­ien von Kopf bis Fuß angespannt und wieder entspannt.

Das geht so: Im Sitzen ist der Rücken aufrecht, der Kopf liegt gerade zwischen den Schultern und die Hände liegen bequem auf den Oberschenk­eln. Die Beine sind zusammen und die Füße stehen fest auf dem Boden. Zuerst werden die Hände, dann Unter- und Oberarme, der Nacken, der Rücken, das Gesicht und so weiter angespannt.

Jeweils zehn Sekunden sollte man die Spannung halten. Dann lässt man die Muskelpart­ie für 30 bis 45 Sekunden locker und fühlt die Entspannun­g an der entspreche­nden Stelle.

Konkrete Übungen sind etwa das Ballen der Faust, das Zusammenkn­eifen des Gesichtes wie beim Biss in eine Zitrone oder das Anziehen der Schultern.

Bei Ungeübten dauert die Übung in etwa 20 Minuten. Einfach mal ausprobier­en!

Ankermetho­de

Zugegeben, es braucht etwas Vorlauf, bevor die Ankermetho­de greift. Doch dann baut sie Stress effektiv ab. Beim Ankern wird ein positives Gefühl, wie etwa der Gedanke an den letzten Sommerurla­ub auf Ibiza oder einen schönen Ausflug mit der Familie ins Grüne, mit einer Handlung verknüpft und abgespeich­ert.

Dazu sucht man sich einen Ort, an dem man für mindestens zehn Minuten ungestört ist, schließt die Augen, hört nur auf seinen Körper und entspannt die Muskulatur bewusst.

In diesem Zustand ruft man sich einen Glücksmome­nt in Erinnerung. Ist dieser besonders intensiv, wird der Anker gesetzt. Das funktionie­rt, indem man etwa Daumen und Zeigefinge­r einer Hand zusammendr­ückt.

Nach mehreren Wiederholu­ngen der Übung wird das Gefühl mit der Handlung gekoppelt. Ist das geschehen, wirkt der dezente Fingerdruc­k unter dem Tisch beim Vorstellun­gsgespräch der Nervosität entgegen. Damit die Technik während des Jobintervi­ews zuverlässi­g wirkt, sollten Bewerber eine Woche vor Tag X mit dem „Fingertrai­ning“beginnen.

4-7-8 Atmung

Wem wenige Minuten Zeit vor dem Gesprächst­ermin bleiben, der kann seinen Puls durch die richtige Atemtechni­k herunterfa­hren.

Und das funktionie­rt so: In einer entspannte­n Sitzpositi­on atmet man die „alte Luft“zunächst vollständi­g aus. Die Zungenspit­ze wird jetzt an den Gaumen gelegt, bevor man für vier Sekunden geräuschvo­ll durch die Nase in den Bauch atmet. Dann wird der Atem für sieben Sekunden angehalten. Mit einem leisen Stöhnen entweicht die Luft anschließe­nd für acht Sekunden aus dem Mund. Die Übung sollte mindestens fünfmal wiederholt werden, damit sich die Entspannun­g entfalten kann. Der Effekt: Das Nervensyst­em beruhigt sich - man beruhigt sich.. Was man nicht vergessen sollte: Jeder Profi erinnert sich meist noch an seine Bewerbung. E wird Verständni­s für die Aufregung des Gegenübers haben. tmn/oH Schon mal geankert? Die praktische Methode, bei der man positive Gefühle mit gezielten Handlungen verknüpft, kann helfen, in Stresssitu­ationen cool zu bleiben. Das kann vor allem im Bewerbungs­gespräch Gold wert sein.

 ?? Foto: tverdohlib, stock.adobe.com ?? Zugegeben, die gelbe Frucht ist nicht nötig, um ein Zitronenge­sicht zu machen. Das Zusammenkn­eifen und Lockerlass­en der Muskeln kann man aber als Entspannun­gsübung einsetzen.
Foto: tverdohlib, stock.adobe.com Zugegeben, die gelbe Frucht ist nicht nötig, um ein Zitronenge­sicht zu machen. Das Zusammenkn­eifen und Lockerlass­en der Muskeln kann man aber als Entspannun­gsübung einsetzen.

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