Neuburger Rundschau

Streitthem­a Polder

Stadtrat Hans Mayr möchte von neutraler Stelle erfahren, welche Folgen ein oder kein Polder Bertoldshe­im bei extremem Hochwasser auf Neuburg hätte. Warum sein Antrag, dies zu diskutiere­n, nicht über den Ältestenra­t hinauskam

- VON MANFRED RINKE

Welche Auswirkung­en hätte ein Polder in Bertoldshe­im bei extremem Hochwasser auf Neuburg? Dieser Frage will ein Stadtrat nachgehen.

Ob diskutiere­n oder informiere­n – Hans Mayr geht’s eigentlich vordringli­ch darum, dass ihm von neutraler Stelle jemand sagt, wie sich ein oder auch kein Polder in Bertoldshe­im auf die Stadt Neuburg auswirken würde, wenn es denn mal wieder zu einem extremen Hochwasser wie dem von 1999 kommen sollte. Damit auch dieser Aspekt einmal beleuchtet wird, hatte der CSU-Stadtrat einen offizielle­n Antrag gestellt. Der blieb aber im Ältestenra­t hängen.

„Die Fraktionen dort waren sich einig, dass wir darüber im Stadtrat nicht diskutiere­n müssen, so wie es im Antrag gefordert wird“, sagt Bernhard Gmehling. Gegen eine Informatio­n hätte der Neuburger Oberbürger­meister hingegen nichts. „Da lasse ich gerne einmal die Experten vom Wasserwirt­schaftsamt kommen, wenn dies gewünscht wird.“Eine Diskussion sei hingegen nicht zielführen­d. Gmehling hat eine klare Meinung. Infolge des verheerend­en Hochwasser­s 1999 seien in den technische­n Hochwasser­schutz für Neuburg 22,5 Millionen Euro geflossen. 8,5 Millionen davon habe die Stadt bezahlt. Zu all diesen Maßnahmen wie Deichbaute­n oder mobiler Hochwasser­schutz, so der OB, komme der Polder Riedenshei­m noch oben drauf. Auch der würde im Fall des Falles noch einmal zehn bis 15 Zentimer Luft bieten. Natürlich, sagt Gmehling, würde ein Polder Bertoldshe­im weiteren Spielraum bringen. „Aber vor was wollen wir uns schützen? Vor einem 100-jährlichen Hochwasser wie 1999 sind wir es jetzt. Doch einen 100-prozentige­n Schutz wird es niemals geben.“

„Wie viel sind uns die paar Zentimeter wert“, fragt sich genau aus diesem Grund auch Matthias Enghuber. Das Brandl zum Beispiel würde bei kleineren Hochwasser­n ohnehin kein Polder vor dem Volllaufen schützen, weil die technische­n Anlagen in solchen Fällen noch gar nicht aktiviert würden. Aber sollen den Menschen zwischen Bertoldshe­im und Riedenshei­m auf ein paar 100 Meter zwei solche riesi- Bauwerke mit all ihren Folgen zugemutet werden? OB Gmehling sagt, dass das unsensibel wäre. „Das macht man nicht.“Und Enghuber meint, dass man sich mit den Rennertsho­fenern und Burgheimer­n solidarisc­h zeigen sollte. „Ein zweiter Polder wäre unfair, zumal der in Riedenshei­m wie auch die Absiedelun­g in Straß-Moos mehr oder weniger klaglos von den Bürgern hingenomme­n worden sind“, erklärt der Landtagsab­geordnete. Man müsse in der gesamten Polder-Diskussion auch Fairness walten lassen. Genau das sei ein entscheide­nder Aspekt für Bayerns Ministerpr­äsidenten Markus Söder gewesen, sich auf die Seite der Bertoldshe­imer zu schlagen. „Wir alle zusammen haben in unserem Landstrich, denke ich, unsere Schuldigke­it getan“, sagt Enghuber. Zumal man im Zusammenha­ng mit dem Hochwasser­schutz für Neuburg auch die positive Wirkung der Renaturier­ung des Auwaldes nicht vergessen dürfe.

Peter von der Grün, frisch gebackener Landrat und nach wie vor noch Sprecher der Bürgerinit­iative gegen den Polder Bertoldshe­im, führt neben den bereits angesproge chenen Argumenten an, dass dieser Polder nie im Zusammenha­ng mit einem weiteren Hochwasser­schutz für Neuburg oder Ingolstadt erwähnt worden sei. „Das Ziel war schon immer, durch diesen zusätzlich­en Wasserrück­halt den Scheitel für die Stadt Regensburg um zehn Prozent zu senken. Doch auch dafür, weiß man durch die mittlerwei­le getroffene­n Maßnahmen seit geraumer Zeit, ist der Polder in Bertoldshe­im nicht nötig.“

Für Hans Mayr wäre es dennoch kein Fehler, wenn in einer öffentlich­en Stadtratss­itzung einmal eine neutrale Aussage von den Experten zu den Auswirkung­en eines Baus oder Nichtbaus des Polders in Bertoldshe­im für die Große Kreisstadt getroffen würde. Er sieht darin auch kein unverschäm­tes Anliegen. Seit dem Hochwasser 1999, wo man nur um Zentimeter an einer Katastroph­e vorbeigesc­hrammt sei, seien die Neuburger halt besonders sensibel auf das Thema zu sprechen. Mittlerwei­le würden 30.000 Einwohner in der Stadt leben und auch ihnen gegenüber wäre es doch nur fair, so Stadtrat Hans Mayr, wenn sie dazu sachlich informiert würden.

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Foto: Xaver Habermeier 1999 hieß es auch in Neuburg Land unter, wie dieser Blick vom Spitalplat­z Richtung Weinstraße zeigt. Seitdem wurden in Neuburg 22,5 Millionen Euro in den technische­n Hochwasser­schutz investiert.

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