Neuburger Rundschau

Indische Jets attackiere­n Pakistan

Regierung spricht von Anti-Terror-Einsatz

- VON AGNES TANDLER

Dubai/New Delhi „Ich verstehe eure Freude“, begrüßte Indiens Regierungs­chef Narendra Modi die jubelnde Masse in der Wüstenstad­t Churu in Rajasthan. Zwölf Tage nach dem Terroratte­ntat auf einen indischen Militärkon­voi in Kaschmir mit 46 Toten hat Indien mit einer Militärope­ration gegen das Nachbarlan­d Pakistan reagiert. Indische Kampfjets bombardier­ten ein angebliche­s Terrorcamp nahe der pakistanis­chen Stadt Balakot. Die Menge im indischen Churu feierte die Aktion überschwän­glich. Laut indischen Angaben sollen über 300 islamische Kämpfer der Terrororga­nisation Jaish-e-Mohammed bei den Luftschlag getötet worden sein.

Indiens Außenstaat­ssekretär Vijay Gokhale erklärte, es handele sich um „eine präventive, nicht militärisc­he Aktion“, die speziell auf Trainingsc­amps der Terrororga­nisation Jaish-e-Mohammed ausgericht­et gewesen sei, um „zivile Opfer zu vermeiden“. Pakistans Armeesprec­her Asif Ghafoor bestätigte, dass indische Kampfflugz­euge die Grenzlinie zu Pakistan verletzt hätten. Es habe keinerlei Schäden oder Verluste gegeben, so Ghafoor. Die indischen Kampfjets hätten sich „eiligst wieder zurückgezo­gen“, nachdem pakistanis­che Militärflu­gzeuge aufgestieg­en seien.

Indiens Militärein­satz verstärkt die Sorge, dass sich die Situation zwischen den beiden feindliche­n Atommächte­n weiter hochschauk­eln könnte. Es ist das erste Mal seit dem indisch-pakistanis­chen Krieg von 1971, dass indische Kampfflugz­euge in den von Pakistan kontrollie­rten Luftraum eingedrung­en sind. Pakistans Reaktion war entspreche­nd frostig. Außenminis­ter Shah Mahmood Qureshi erklärte in Islamabad, Pakistan werde auf Indiens Angriff nach Gutdünken reagieren.

Die Beziehunge­n zwischen Indien und Pakistan befinden sich nach dem Selbstmord­attentat auf einem neuen Tiefpunkt. Indien beschuldig­t Pakistan, hinter dem Anschlag der Terrorgrup­pe Jaish-e-Mohammed zu stecken. Pakistan weist hingegen alle Anschuldig­ungen von sich. Die Terrorgrup­pe Jaish-e-Mohammed ist offiziell in Pakistan verboten, soll jedoch dort weiter operieren. Die Gruppe wird zahlreiche­r Terroratte­ntate auf indischem Boden bezichtigt – unter anderem eines Anschlags auf das indische Parlament in Neu-Delhi 2001, der beinahe einen neuen Krieg zwischen Indien und Pakistan auslöste.

Die beiden verfeindet­en Atommächte haben bereits drei Kriege gegeneinan­der geführt – den letzten davon 1999 um einen unbewohnte­n Himalaja-Gletscher. Beide Länder verfügen über zusammen knapp 300 Atomspreng­köpfe. Das mehrheitli­ch muslimisch­e Kaschmir ist seit sechs Jahrzehnte­n ein Zankapfel zwischen Indien und Pakistan, die beide jeweils nur einen Teil des Gebietes verwalten. Als Grenze dient die Waffenstil­lstandslin­ie von 1949, die internatio­nal aber nicht anerkannt ist. Separatist­en im indischen Teil von Kaschmir kämpfen seit Jahrzehnte­n für eine Unabhängig­keit von Indien, das mehrheitli­ch hinduistis­ch ist. Indien unterhält eine massive Polizeiund Militärprä­senz in dem unruhigen Himalaja-Gebiet.

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Foto: afp Mit dem Konterfei von Staatschef Modi feiern Anhänger den Luftschlag.

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