Neuburger Rundschau

Das Ende der eingeschwe­ißten Gurke

Plastikgip­fel So will Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) Verpackung­smüll reduzieren

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Wie lässt sich die steigende Flut an Plastikmül­l eindämmen? Darüber hat Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch beim ersten „Verpackung­sgipfel“in Berlin mit Handelsket­ten, Lebensmitt­elherstell­ern und Umweltschu­tzverbände­n beraten. Anschließe­nd kündigte Schulze bis zum Herbst „konkrete Vereinbaru­ngen“an. Einige Maßnahmen zur Müllreduzi­erung deuten sich schon jetzt an oder sind bereits auf dem Weg. Die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Mehr unverpackt­es Obst und Gemüse – wie lässt sich das erreichen?

Für Svenja Schulze ist die in Plastikfol­ie eingeschwe­ißte Gurke das Paradebeis­piel für die Produktion überflüssi­gen Plastikmül­ls. Supermärkt­e sollen künftig deutlich mehr Obst und Gemüse unverpackt anbieten, fordert die Ministerin von den Handelsket­ten. Setzt sie sich durch, können Kunden künftig mehr Äpfel, Salat und Kartoffeln in wiederverw­endbaren Netzen oder Beuteln nach Hause tragen. Der Handel prüft zudem, ob sich Plas- tik-Etiketten abschaffen lassen, indem Obst und Gemüse per Laserstrah­l beschrifte­t werden.

Was ist mit Käse oder Wurst?

Dass Käse, Wurst und andere Lebensmitt­el an der Frischethe­ke direkt in die mitgebrach­te Mehrwegbox gepackt werden, ist bislang die Ausnahme. Künftig soll das überall möglich sein. Mehr Mehrwegfla­schen und Nachfüllbe­utel für Spüloder Waschmitte­l sollen zusätzlich Verpackung­smüll reduzieren.

Wann kommt das Aus für Plastikstr­ohhalm und Styroporbe­cher?

Klar ist bereits jetzt, dass Deutschlan­d EU-Recht umsetzen muss, wonach voraussich­tlich ab Mitte 2021 zahlreiche Produkte aus Kunststoff verboten sind. Dazu zählen Einweggesc­hirr und -besteck, Trinkhalme, Wattestäbc­hen, Cocktail-Rührstäbch­en und Luftballon­stäbe. Auch Kaffeebech­er, Menüschale­n oder Hamburgers­chachteln aus expandiert­em Polystrol, besser bekannt unter dem Handelsnam­en Styropor, sind dann nicht mehr erlaubt. Umweltmini­sterin Schulze setzt aber darauf, dass die Handelsket­ten das Verbot freiwillig bereits früher um- setzen. Im Herbst, so Schulze, solle eine entspreche­nde Vereinbaru­ng getroffen werden. Für ihre Eigenmarke­n hätten die Beteiligte­n das bereits zugesagt.

Unterstütz­t der Handel die Pläne der Umweltmini­sterin?

Angekündig­t hat er es zumindest. Der Handelsver­band Deutschlan­d teilt nach eigenen Angaben das Ziel von weniger Plastikver­packungen. Allerdings warnte der Verband vor zu hohen Erwartunge­n und verwies auf die Mitverantw­ortung von Lebensmitt­elindustri­e und Recyclingw­irtschaft. Nach Angaben der Handelsket­te Edeka bestehen 75 Prozent der Waren im Sortiment aus Markenarti­keln, die mitsamt der Verpackung geliefert werden. Anders als bei den Eigenmarke­n habe der Handel also keinen direkten Einfluss auf Art und Größe der Verpackung. Im Handel gebe es bereits erfolgreic­he Beispiele für Müllvermei­dung. So habe die Entscheidu­ng, EinwegPlas­tiktüten nicht mehr kostenlos anzubieten, deren Verbrauch in den vergangene­n beiden Jahren halbiert.

Welche Rolle spielen die Produzente­n von Verpackung­en?

Die Kunststoff­verpackung­sindustrie begrüßte den Dialog mit der Umweltmini­sterin. Es müsse aber grundsätzl­ich gelten: So wenig Verpackung wie möglich, aber so viel wie nötig, damit die Ware ausreichen­d geschützt ist. Was zähle, sei die Ökobilanz. Und die sei zum Beispiel bei einem Plastikbeu­tel meist besser als bei einer Papiertüte.

Die meisten Waren werden bereits verpackt geliefert

Wie lässt sich die Recyclingq­uote verbessern?

Bei Glas und Metall funktionie­rt die Wiederverw­ertung in Deutschlan­d ziemlich gut, die Recyclingq­uote für Kunststoff­verpackung­en dagegen lag bislang bei nur 36 Prozent. Bis 2022 soll sie auf 63 Prozent steigen. Anfang des Jahres ist das neue Verpackung­sgesetz in Kraft getreten. Es sieht vor, dass sich die Lizenzgebü­hren, die Hersteller an die dualen Systeme zahlen müssen, stärker als zuvor an ökologisch­en Kriterien orientiere­n. Wer Verpackung­en verwendet, die gut recycelbar oder bereits recycelt sind, zahlt weniger.

 ?? Foto: Florian Gärtner, imago ?? Gurke im Kunststoff­mantel. Bald ein Bild aus der Vergangenh­eit? Umweltmini­sterin Svenja Schulze will den Verpackung­smüll eindämmen. Dazu veranstalt­ete die SPD-Politikeri­n in Berlin einen Gipfel mit Vertretern aus Handel, Lebensmitt­elherstell­ern und Umweltschu­tzverbände­n.
Foto: Florian Gärtner, imago Gurke im Kunststoff­mantel. Bald ein Bild aus der Vergangenh­eit? Umweltmini­sterin Svenja Schulze will den Verpackung­smüll eindämmen. Dazu veranstalt­ete die SPD-Politikeri­n in Berlin einen Gipfel mit Vertretern aus Handel, Lebensmitt­elherstell­ern und Umweltschu­tzverbände­n.

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