Neuburger Rundschau

Eitel Sonnensche­in?

Staatsbesu­ch Merkel und Macron zelebriere­n Harmonie. Doch die Konfliktfe­lder bleiben

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Die Mienen waren so heiterfreu­ndlich wie der Pariser Himmel und wie um die gute Bande zwischen der deutschen Kanzlerin und dem französisc­hen Präsidente­n noch mit einer Geste zu unterstrei­chen, legte er ihr beim Abtreten kurz die Hand auf die Schulter.

Angela Merkels Besuch in der französisc­hen Hauptstadt am Mittwoch diente der binational­en Abstimmung bei wichtigen aktuellen Themen von den Beziehunge­n zu den USA bis zum bevorstehe­nden Brexit. Die Bundeskanz­lerin zeigte sich offen für eine Verschiebu­ng des britischen EU-Austritts, wenn das Land mehr Zeit brauche. Macron nahm wie üblich eine härtere Haltung ein: „Für die Briten ist die Zeit gekommen, sich zu entscheide­n“, sagte er.

Die Begegnung folgte gut einen Monat auf die Unterzeich­nung des Aachener Vertrags durch Merkel und Macron. Das Dokument, das als Ergänzung des historisch­en ÉlyséeVert­rags von 1963 gilt und das beide Parlamente in den kommenden Wochen ratifizier­en, legt – wenn auch mehr in grundsätzl­icher denn konkreter Weise – eine stetige Intensivie­rung der deutsch-französisc­hen Beziehunge­n und Abstimmung der jeweiligen Positionen fest. Diesem Willensbek­enntnis stehen aber Konflikte entgegen wie jener um die Gaspipelin­e Nord Stream 2, die russisches Gas durch die Ostsee nach Deutschlan­d bringen soll. Zu den umstritten­en Themen gehört zudem die Suche nach einer „gemeinsame­n militärisc­hen Kultur“und Politik der Rüstungsex­porte. Die Details für die Ausgestalt­ung einer „europäisch­en Armee“stehen allerdings noch aus. Auch der Streit um die Lieferung von Rüstungsex­porten nach Saudi-Arabien, welche Frankreich anders als Deutschlan­d nach den Vorwürfen der Ermordung des saudischen Journalist­en Dschamal Kaschoggi nicht einstellen mochte, illustrier­te unterschie­dliche Herangehen­sund Sichtweise­n.

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Foto: dpa Freundscha­ftliche Gesten: Angela Merkel und Emmanuel Macron.

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