Neuburger Rundschau

Iran: Neue Wende im Machtkampf

Außenminis­ter Zarif soll nun doch weitermach­en

-

Teheran Irans Außenminis­ter Mohammad Javad Zarif ist nach seinem von Präsident Hassan Ruhani abgelehnte­n Rücktritts­gesuch zurück im Amt. Zarif präsentier­te sich am Mittwoch bei der Begrüßung des armenische­n Ministerpr­äsidenten Nikol Paschinjan im Präsidiala­mt in Teheran neben Ruhani. „Es ist schön, ihn wieder bei uns zu haben“, twitterte Ruhanis Stabschef Mahmud Waesi. Irans staatliche Nachrichte­nagentur Irna und andere Medien veröffentl­ichten Bilder von Zarif bei der Zeremonie und der anschließe­nden Pressekonf­erenz.

Zuvor hatte Ruhani in einem Schreiben an Zarif dessen Rücktritts­gesuch abgelehnt und ihn aufgeforde­rt, seine Arbeit wieder aufzunehme­n. „Ihr Rücktritts­gesuch ist nicht im Interesse des Landes und daher lehne ich es auch ab“, teilte Ruhani seinem Chefdiplom­aten mit. Wegen der erneuten USSanktion­en befinde sich das Land in einer schwierige­n Phase. Gerade jetzt müssten alle zusammenha­lten, um diese Phase zu überbrücke­n. Auf seiner Instagram-Seite bedankte sich Zarif für die Unterstütz­ung des Präsidente­n. Auslöser des Rücktritts war nach offizielle­n Angaben eine Nichteinla­dung Zarifs zu einem Treffen zwischen Ruhani und Syriens Präsidente­n Baschar al-Assad

Zuletzt wurde der Minister systematis­ch übergangen

am Montag in Teheran. Darüber sei Zarif so verärgert gewesen, dass er kurz vor Mitternach­t des gleichen Tages auf seiner Instagram-Seite seinen Rücktritt erklärt habe. In der Zwischenze­it sei Zarif aber versichert worden, dass es sich dabei nur um eine „protokolla­rische und bürokratis­che Fahrlässig­keit“gehandelt habe, hieß es.

Assad hatte sich am Montag unter höchsten Sicherheit­svorkehrun­gen für wenige Stunden in Teheran aufgehalte­n und war auch kurz mit Irans oberstem Führer, Ajatollah Ali Chamenei, zusammenge­kommen. Nach Einschätzu­ng von Beobachter­n in Teheran lehnte Ruhani das Rücktritts­gesuch von Zarif vor allem deshalb ab, weil für den erfahrenen Diplomaten kein gleichwert­iger Ersatz parat steht.

Zarif hatte auf iranischer Seite das Atomabkomm­en mit den UN-Vetomächte­n und Deutschlan­d ausgehande­lt. Die Vereinbaru­ng wurde 2015 zwischen dem Iran sowie Russland, Großbritan­nien, Frankreich, Deutschlan­d und China und den USA geschlosse­n, um den Bau einer iranischen Atombombe zu verhindern.

Die USA traten im Mai 2018 allerdings einseitig aus dem internatio­nalen Abkommen aus, US-Präsident Donald Trump setzte in zwei Schritten Wirtschaft­ssanktione­n gegen Teheran wieder in Kraft. Zarif geriet daraufhin im Iran in die Kritik. Hardliner werfen ihm ein Scheitern seiner Annäherung­spolitik an den Westen vor.

 ??  ??
 ?? Foto: Noroozi, dpa ?? Bleibt – bis auf Weiteres – an Bord: Irans Außenminis­ter Zarif.
Foto: Noroozi, dpa Bleibt – bis auf Weiteres – an Bord: Irans Außenminis­ter Zarif.

Newspapers in German

Newspapers from Germany