Die Deutschen werden geiziger
Studie Immer weniger Menschen spenden Geld. Sie strafen vor allem die Kirche ab
Berlin In Deutschland spenden immer weniger Menschen Geld. Wie aus der Studie „Bilanz des Helfens“des Deutschen Spendenrates hervorgeht, gaben im vergangenen Jahr 20,5 Millionen Personen ab zehn Jahren Geld für gemeinnützige Organisationen. Die Zahl der Geldspender nehme seit Jahren ab, 2017 hätten noch 21,3 Millionen Menschen gespendet.
Bianca Corcoran-Schliemann vom Marktforschungsinstitut GfK, das die Studie erhob, bezeichnete diese Entwicklung als „Wermutstropfen“. Denn diejenigen, die etwas spenden, geben immer mehr: Das Spendenvolumen stieg im gleichen Zeitraum um drei Prozent auf rund 5,3 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Spendensumme stieg um drei Euro auf 38 Euro. Dies sei der höchste jemals gemessene Durchschnittswert. Der Dezember sei wie schon in den Vorjahren der mit Abstand wichtigste Spendenmonat, hieß es weiter.
Im Deutschen Spendenrat haben sich 63 Spendenorganisationen aus den Bereichen soziale und humanitäre Hilfe, Umwelt, Tierschutz, Kunst und Kultur zusammengeschlossen. Am häufigsten spendeten die Menschen für humanitäre Hilfe (73,7 Prozent). Die Not- und Katastrophenhilfe erhielt 12,6 Prozent der Spenden. Zuwächse im Spendenaufkommen verzeichneten besonders Bereiche wie Umwelt- und Naturschutz, während der Anteil kirchlicher Organisationen am Spendenvolumen weiter zurückging. Zudem flossen mehr Spenden für Projekte im Inland (63 Prozent) als im Ausland (37 Prozent) – hier scheinen die Deutschen mehr Vertrauen zu haben.
Laut Corcoran-Schliemann spielen die Medien eine wesentliche Rolle dabei, welche Organisationen Geldzuwendungen erhalten. Über Themen wie Nahrungsmittelverschwendung und Plastikmüll werde beispielweise häufig berichtet. Dies könne für viele Menschen ein Anreiz sein, an Umweltorganisationen zu spenden. Mediale Aufmerksamkeit könne aber auch einen gegenteiligen Effekt haben: „Ich kann mir vorstellen, dass die Berichte über Missbrauch Leute davon abhalten, Geld an kirchliche Organisationen zu geben“, sagte die Spenden-Expertin.
Die Generation über 60 gab der Studie zufolge über die Hälfte des Spendenaufkommens. Die größten Beträge pro Person kamen derweil von den 40- bis 49-Jährigen: Im Durchschnitt spendeten Menschen dieser Altersgruppe 326 Euro. Die unter 30-Jährigen gaben mit durchschnittlich 122 Euro pro Jahr die kleinsten Beträge.
Dass jüngere Menschen weniger und seltener Geld spenden, sei alarmierend, sagte Corcoran-Schliemann. Organisationen müssten für diese Gruppen Anreize schaffen, zu spenden. „Wir wissen, dass es schwer ist, einen Nichtspender zum Spenden zu motivieren“, betonte sie – und fügte hinzu, dass junge Menschen sich oft anderweitig für einen guten Zweck engagieren.