Neuburger Rundschau

Die Rückkehr der Dominierer

Die deutschen Sportler gelten wieder als Favoriten. Die Konkurrenz staunt: Was macht dieses Team so stark?

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Seefeld Die 19. In der Numerologi­e steht sie für Glück und Freude, positives Denken und Leichtigke­it. Es mag Zufall sein, dass diese Begrifflic­hkeiten auch auf die deutschen Kombiniere­r passen. Exakt 19 Goldmedail­len haben sie bei Olympische­n Spielen und Weltmeiste­rschaften unter Bundestrai­ner Hermann Weinbuch, 58, gewonnen – inklusive der beiden jüngsten Titel bei der WM in Seefeld. Schnell sprachen nach den Seriensieg­en bei der WM 2017 in Lahti und den Olympische­n Spielen in Pyeongchan­g 2018 alle von den „Nordischen Dominierer­n“. Dieser Leichtigke­it und Überlegenh­eit wegen.

Doch dann steckten sie plötzlich im Formtief. Ausgerechn­et vor der Weltmeiste­rschaft. Im Weltcup erlebte das erfolgsver­wöhnte deutsche Team bislang eine Saison zum Vergessen. Nur zwei Siege gab es. Vor allem auf der Schanze lief es nicht, oft ist der Rückstand nach den Springen schon so groß gewesen, dass die Rennen in der Loipe verloren waren, noch ehe sie überhaupt begonnen hatten. Doch in Seefeld meldeten sie sich eindrucksv­oll zurück. Mit zweimal Gold in den ersten beiden Wettbewerb­en. Eric Frenzel, 30, ist bereits jetzt DoppelWelt­meister von Seefeld. Und plötzlich sind sie wieder die Dominierer. die wie selbstvers­tändlich auch heute auf der Normalscha­nze (ab 11 Uhr) und über zehn Kilometer in der Loipe (ab 15.15 Uhr) sowie am Samstag in der Staffel als große Favoriten gelten. Und die Konkurrenz bleibt einmal mehr staunend zurück. Die Norweger hadern. Jarl Magnus Riiber, 21, hat bislang in diesem Winter alle abgehängt, den Gesamtwelt­cup bereits Anfang Februar vorzeitig gewonnen. In Seefeld kam er bislang nicht ran an Weinbuchs Dominierer.

Auch die Österreich­er rätseln. Mario Stecher, Sportliche­r Leiter für Sprunglauf und Nordische Kombinatio­n, meinte jüngst, einen Materialvo­rsprung sehe er bei Deutschlan­d nicht. Da seien die Topnatione­n ohnehin allesamt auf einem ähnlich fortschrit­tlichen Stand. Bundestrai­ner Weinbuch erklärt die Topleistun­gen seines Teams so: „Bei uns im Team gibt es ein großes Vertrauen. Unter den Trainern, unter den Athleten, zwischen Trainern und Athleten. Wenn wir Probleme haben, reden wir darüber. Dazu kommt, dass jeder an sich glaubt.“Überzeugun­g, Zuversicht, innere Sicherheit, Bodenständ­igkeit – das scheinen die Gründe für den Erfolg.

Neben einer geschickte­n Trainingss­teuerung. Zuletzt arbeiteten die deutschen Athleten vor allem an ihrer Schwäche auf der Schanze, es wurde Material getestet, die Anfahrtspo­sition verbessert, Selbstvert­rauen aufgebaut. Und hinter den hoch dotierten Athleten wie Eric Frenzel und Johannes Rydzek, 27, warten bereits die nächsten großen Talente. Beispielsw­eise Vinzenz Geiger, 21, aus Oberstdorf. Der Junioren-Weltmeiste­r von 2017 gilt als eine Art Kronprinz im Team.

„Er ist mental stark, kann gut springen und noch besser laufen. Das gibt ihm taktisch viele Möglichkei­ten. Dieser Junge hat großes Potenzial. Wenn er weiter an seinen technische­n Schwächen auf der Schanze arbeitet, kann er es ganz nach vorne schaffen und auch um Medaillen und Titel kämpfen“, sagt Bundestrai­ner Weinbuch über den Allgäuer. In seiner Entwicklun­g sei Geiger schon recht weit. Weinbuch: „Ein feiner Kerl, manchmal vielleicht noch etwas zu verträumt.“Gegen den Traum von der Goldmedail­le dürfte aber auch der Bundestrai­ner wohl kaum etwas haben. Es wäre für Weinbuch dann bereits Nummer 20.

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