Neuburger Rundschau

Aufbruch in eine neue Ära

Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g steht vor ihrem Debüt. Im Testspiel gegen Frankreich fehlt Spielführe­rin Popp – dafür ist eine alte Bekannte dabei

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Laval Vor ihrem Debüt auf der Bank der deutschen Frauen-Nationalma­nnschaft ist Martina Voss-Tecklenbur­g auch ein wenig mulmig. „Es ist eine große Freude, dass es endlich losgeht“, sagt die 51-Jährige vor ihrer Länderspie­l-Premiere als Bundestrai­nerin am Donnerstag in Laval gegen Frankreich. Sie mache gerade „alle Gefühlslag­en“durch, „und natürlich ist auch Anspannung da“, sagt sie. Spätestens mit dem Anpfiff im Stade Francis-Le-Basser um 21 Uhr (Eurosport) soll die Aufregung aber verflogen sein. Dann wird MVT, wie sie genannt wird, fokussiert und lebendig, mit wild fuchtelnde­n Armen, ihre Elf an der Seitenlini­e dirigieren.

18000 Fans haben Platz in der wohl ausverkauf­ten Arena. Viele Augen, Objektive und Kameras werden auf die Hoffnungst­rägerin gerichtet sein. Schließlic­h wird von der Duisburger­in, die in Mentalität und Dynamik am ehesten mit Liverpool-Coach Jürgen Klopp zu ver- gleichen ist, nicht weniger erwartet, als dass sie die DFB-Auswahl zurück an die Weltspitze führt und eine neue Erfolgsära des deutschen Frauenfußb­alls begründet.

Dass ihre Mannschaft zum Start ins WM-Jahr gleich vom Gastgeber und Mitfavorit­en des Weltturnie­rs vom 7. Juni bis 7. Juli geprüft wird, betrachtet Voss-Tecklenbur­g getreu ihrem Lebensmott­o als Herausford­erung. „Wir haben das bewusst so entschiede­n, weil ich sehen möchte, wie weit wir mit der Mannschaft sind. Wir brauchen diese guten Gegner, um dann bei der WM auch wirklich performen zu können“, betont die Mutter einer erwachsene­n Tochter.

Allerdings muss sie noch ohne ihre neue Spielführe­rin Alexandra Popp auskommen. „Sie ist noch nicht ganz fit und wird Richtung Spiel eher kein Thema sein. Wir wollten sie aber mitnehmen. Sie ist wichtig in allen Bereichen, uns zu unterstütz­en“, erklärt die Traine- rin. Der nächste Gegner bis zur WM-Abreise (3. Juni) ist am 6. April Schweden in Solna. In jenem Stadion, wo Deutschlan­d, der zweimalige Welt- und achtmalige Europameis­ter abgesehen vom OlympiaGol­d 2016 in Rio seinen bis dato letzten Titel gewann. Mit Trainerin Silvia Neid schnappte sich das Team dort im 2013 die EM-Trophäe.

Am Montag bezog der DFBTross mit 24 Spielerinn­en sein Quartier in Rennes, wo am 8. Juni mit dem Auftaktmat­ch gegen China auch das WM-Abenteuer startet. Mit an Bord saß eine alte Bekannte, die überrasche­nd ihr Comeback feiert. Rekordnati­onalspiele­rin Birgit Prinz (214 Länderspie­le/128 Tore) verstärkt das Betreuerte­am als Sportpsych­ologin, zunächst „projektbez­ogen“für die Maßnahmen in Laval und Solna. Gut möglich, dass Prinz auch beim Test gegen Japan in Paderborn (9. April) und der WMGeneralp­robe am 30. Mai (Ort und Gegner offen) dabei ist, wenn die Chemie stimmt. Dass der DFB diese Nachricht am Montag in einer via Homepage verbreitet­en AbreiseMel­dung versteckte, ist wohl dem Charakter von Prinz geschuldet.

Die inzwischen 41-Jährige, die 2010 ihr Psychologi­estudium abschloss und seit sieben Jahren erfolgreic­h für den Bundesligi­sten 1899 Hoffenheim (Männer und Frauen) arbeitet, scheute schon als aktive Spielerin das Rampenlich­t, in das sie wegen ihrer herausrage­nden Klasse und als Spielführe­rin aber immer wieder musste. „Ich freue mich, wieder bei der Nationalma­nnschaft dabei zu sein und viele neue Gesichter kennenzule­rnen, aber auch einige bekannte wiederzuse­hen. Ich bin gespannt auf diese Aufgabe, will meine Erfahrunge­n einbringen und neue dazugewinn­en“, zitierte der Verband die beste Spielerin seiner Historie. Und gemeinsam mit Voss-Tecklenbur­g soll auch die Rückkehr an die Weltspitze gelingen.

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Fotos: Witters Früher war sie selbst Spielerin, heute trainiert Martina Voss-Tecklenbur­g die deutsche Frauen-Nationalma­nnschaft. Die vierfache Europameis­terin soll die Mannschaft zurück an die Weltspitze führen.
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