Neuburger Rundschau

Verheirate­t – aber nicht miteinande­r

Heiner Lauterbach und Dominique Lorenz glänzen in Neuburg in der Komödie „Jahre später, gleiche Zeit“. Ein witziges und intelligen­tes, teils tiefsinnig­es Boulevard-Theaterstü­ck, das in einem einzigen Hotelzimme­r spielt.

- VON DOROTHEE PFAFFEL

Neuburg Sie treffen sich jedes Jahr zur selben Zeit im gleichen Hotelzimme­r: George und Doris. Humorvoll und glaubhaft verliebt spielen Heiner Lauterbach und Dominique Lorenz das Paar, das einmal im Jahr miteinande­r fremdgeht und dabei eine tiefe Vertrauthe­it entwickelt. Mit der Komödie „Jahre später, gleiche Zeit“von Bernard Slade erlebten die Zuschauer im Neuburger Stadttheat­er ein witziges und intelligen­tes Boulevard-Theaterstü­ck mit hervorrage­nden Darsteller­n.

Das Schauspiel beginnt mit der Stimme von Regisseuri­n Heidelinde Weis, die aus dem Off dringt. Sie erzählt die Vorgeschic­hte, das Stück ist nämlich die Fortsetzun­g von „Nächstes Jahr, gleiche Zeit“. Auch da traf sich das Paar schon zum Seitenspru­ng an einem Tag im November der Jahre 1951, 1956, 1961, 1965, 1970 und 1975. „Jahre später gleiche Zeit“knüpft daran an. Am 12. November 1976 öffnet sich der Vorhang zum ersten Mal. Zu sehen ist ein Hotelzimme­r in Kalifornie­n. Es ist ein besonderes Datum, der 25. Jahrestag der Affäre von Doris und George. Beide sind übrigens verheirate­t – nur eben nicht miteinande­r. Doch wie bei einem alten Ehepaar hat der langjährig­e Liebhaber das Jubiläum vergessen. Um die Situation zu retten, setzt sich der ehemalige Barpianist ans Klavier, spielt und singt ein Lied für seine Doris.

Haben sie sich früher Fotos ihrer Kinder gezeigt, sind es jetzt schon die Bilder der Enkel. In diesem Jahr können beide noch Witze machen über das Älterwerde­n, zum Beispiel sagt George: „Früher habe ich mir die Haare gekämmt, dann arrangiert. Jetzt rasier’ ich sie nur noch.“Und: „Leute, die sich liften lassen, sehen nicht jünger aus, nur etwas überrascht.“Die Dialoge zünden. Das Publikum lacht bei jedem Witz – und davon gibt es viele an diesem Abend.

Insgesamt sechs Mal öffnet sich der Vorhang, gibt jedes Mal wieder den Blick frei auf dasselbe Hotelzimme­r. Ein paar Requisiten ändern sich, ab 1986 steht beispielsw­eise ein Fernseher mit im Raum. Die Frisuren und die Kleider wechseln. Und auch die Themen passen sich dem Alter an, machen dem Zuschauer klar, wie die Zeit vergeht. Das Leben hinterläss­t Spuren bei George und Doris: Er wird schwerhöri­g, sie todkrank. Die Affäre setzt sich fort, mündet am Ende sogar in eine Hochzeit. Das Sexuelle tritt in den Hintergrun­d. So hat die Komödie immer wieder ernste Momente. Es geht um die Angst vor dem Tod, vor dem Alleinsein, um Verdrängun­g. Das Boulevard-Theaterstü­ck hat also durchaus Tiefgang.

Heiner Lauterbach und Dominique Lorenz überzeugen sowohl in den ernsthafte­n als auch in den lustigen Dialogen. Sie sind die perfekte Besetzung, das perfekte Paar für dieses Stück. Keine Sekunde kommt Langeweile auf, denn die Handlung hat Tempo – und das, obgleich sich die generelle Szenerie nie ändert. Der laute Applaus am Ende zeigt: Es war ein äußerst kurzweilig­er Abend mit der „Komödie im Bayerische­n Hof“.

 ?? Foto: Dorothee Pfaffel ?? Heiner Lauterbach und Dominique Lorenz waren mit der „Komödie im Bayerische­n Hof“zu Gast im Neuburger Stadttheat­er. Im Stück „Jahre später, gleiche Zeit“haben die beiden eine ganz besondere Affäre.
Foto: Dorothee Pfaffel Heiner Lauterbach und Dominique Lorenz waren mit der „Komödie im Bayerische­n Hof“zu Gast im Neuburger Stadttheat­er. Im Stück „Jahre später, gleiche Zeit“haben die beiden eine ganz besondere Affäre.

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