Abwechslungsreiches Jazz-Wochenende
Freitag und Samstag sind im Hofapothekenkeller in Neuburg ganz unterschiedliche Stilrichtungen zu hören
Neuburg Der Neuburger Jazzclub eröffnet das Märzprogramm mit sehr unterschiedlichen Stilrichtungen. Das Trio Grünen wird den Freitagabend mit zeitgenössischem Piano Jazz gestalten. Das Adrian Mears New Orleans Hardbop Quintett dürfte dann am Samstag ein ganz anderes Publikum begeistern.
● Freitag: Vollständig improvisiert, ohne jegliche Absprachen. So funktioniert das Zusammenspiel von Grünen. Das Klaviertrio mit dem etwas sperrigen Namen besteht aus dem außergewöhnlichen Pianisten Achim Kaufmann, dem Bassisten Robert Landfermann und dem Schlagzeuger Christian Lillinger. Die drei trafen sich erstmals anlässlich der Konzertreihe „Nicht ohne Robert“im Kölner Loft im April 2009. Landfermann und Lillinger laden zu dieser Reihe ständig wechselnde Gäste ein. Bemerkenswert war, wie schnell Kaufmann, Land- und Lillinger eine gemeinsame Klangsprache fanden, die nur diesem Trio zu gehören schien: manchmal spröde, manchmal mit absurdem Einschlag, rau, überbor- versponnen. Jeder der drei Protagonisten geht mit seinem Instrumentarium an die Grenzen und verlässt sich nicht auf standardisierte Rollenzuweisungen. Dabei entfermann stehen merkwürdige neue SoundKombinationen: präpariertes Klavier, Flüstertüte und gequetschter Arco-Bass. Polyrhythmische Mikrostrukturen tauchen auf und werden liebevoll zerlegt, die Musiker treffen sich in unerwarteten Unisono-Gesten oder lassen sich von einem surrealistisch anmutenden Bop-Thema zu Improvisationen verleiten.
● Samstag: Es ist noch gar nicht so lange her, da zauberte das Reizwort „New Orleans“in Modern-JazzKreisen allenfalls ein müdes Lächeln auf die Gesichter. Die Klischees von Bierzelten, zweitklassigen europäischen Revival-Bands oder scheppernden Schellackplatten waren allgegenwärtig. Doch die Zeiten ändern sich. Immer mehr Bands engagieren Drummer, die den klassischen New-Orleans-Style beherrschen. Dieser kommt von den marschierenden Brassbands, in denen meist zwei Perkussionisten mitmadend, chen. Zusammen erzeugten sie jenen unverkennbaren „Second Line“-Swing, der mit der Art, wie die Modern-Jazz-Schlagzeuger swingen, wenig gemein hat. Der australische Posaunist Adrian Mears hat nun mit Kevin Chesham einen Drummer in seine Band geholt, der diesen besonderen Groove auf das Schlagzeug überträgt. Auf diesem mit dem Kontrabassisten Stephan Kurmann konstruierten Rhythmusteppich baut der Pianist Peter Madsen das harmonische Grundgerüst, mit dem Mears und der Saxofonist/ Bassklarinettist Domenic Landolf die Themen ausbreiten. Die fünf bestechen durch ihr launiges Interplay, das diesen charismatischen Sounds noch zusätzliche Reize verleiht.