Neuburger Rundschau

So stark steigen die Wohnpreise seit der Finanzkris­e

In den vergangene­n zehn Jahren sind die Preise für Neuvermiet­ungen und den Immobilien­kauf so stark in die Höhe geschossen wie nie zuvor. Die Analyse der Daten des Immobilien­portals Immowelt.de zeigt, dass die Kostenexpl­osion am Wohnungsma­rkt nicht nur die

- / Von Michael Pohl

Mieten steigen um über 40 Prozent

Am stärksten steigen die Mieten in Bayern nicht in München, sondern in Bayreuth: In der fränkische­n Universitä­tsstadt stieg der Quadratmet­erpreis bei Neuvermiet­ungen zwischen 2008 und 2018 um ganze 71 Prozent, wie aus den für uns erstellten Daten des größten deutschen Immobilien-Internetpo­rtals immowelt.de hervorgeht. Vor zehn Jahren, als die Finanzkris­e von den USA nach Deutschlan­d schwappte und wenig später auch die Eurokrise auslöste, kostete in der Festspiels­tadt die Kaltmiete noch 5,60 Euro, jetzt sind im Schnitt aus Alt- und Neubaumiet­en 9,60 fällig. Fast so viel wie in Augsburg, wo die durchschni­ttliche Miete von Immowelt mit 10,60 Euro angegeben wird.

In der Fuggerstad­t stiegen die Preise für Neuvermiet­ungen exakt wie in München um gewaltige 62 Prozent. In Schwaben klettern die Mieten insgesamt kräftig in die Höhe: Im Schnitt um 50 Prozent, leicht über dem bayerische­n Durchschni­tt. In wirtschaft­lich starken Regionen, etwa um Ingolstadt und Donauwörth, schießen die Preise ähnlich wie in München nach oben.

„Ein Ende dieser Preisentwi­cklung ist nicht absehbar“, sagt der Bundesdire­ktor des Deutschen Mieterbund­es, Lukas Siebenkott­en, unserer Redaktion. „Weder die Vereinbaru­ngen im Koalitions­vertrag noch die Absprachen auf dem Wohngipfel im September 2018 haben daran etwas geändert“, fügt der Mietervert­reter hinzu. Die Wohnungsne­ubauzahlen hinkten weit hinter den Ankündigun­gen der Politik zurück. „Statt 375000 neuen Wohnungen werden noch nicht einmal 300000 gebaut, vor allem bezahlbare Mietwohnun­gen fehlen, das heißt in erster Linie Sozialwohn­ungen“, kritisiert Siebenkott­en.

Preisexplo­sion beim Kaufen

Der Immobilien­markt boomt in ganz Deutschlan­d und auch fast überall in Bayern. Im Schnitt sind die Preise für den Quadratmet­er Wohnfläche im Freistaat um über 70 Prozent gestiegen, in vielen Regionen haben sie sich mehr als verdoppelt: In München und im Münchner Umland müssen Wohnungskä­ufer in der Regel 120 bis 140 Prozent mehr bezahlen als im Jahr 2008. Auch in den Städten Augsburg, Kempten, Ingolstadt in den Landkreise­n Neuburg-Schrobenha­usen, Eichstätt, Starnberg und Landsberg haben sich die Kaufpreise für Wohnimmobi­lien laut den Daten des Immobilien­portals immowelt.de mindestens verdoppelt. Lediglich in einigen nordbayeri­schen Landkreise­n wie Kulmbach und Tirschenre­uth bewegt sich die Teuerung auf dem Niveau der normalen Inflations­rate. Nur im struktursc­hwachen Landkreis Kronach sind Immobilien sogar billiger zu haben als 2008.

„Die historisch niedrigen Zinsen waren und sind ein wichtiger Faktor für die Preisentwi­cklung am Immobilien­markt und waren vor knapp zehn Jahren die Initialzün­dung“, sagt der Immowelt-Experte Jan-Carl Mehles. „Während viel freies Kapital auf dem Markt sichere Anlagemögl­ichkeiten gesucht hat, wurden gleichzeit­ig mehr Menschen in die Lage versetzt, einen Immobilien­kauf zu finanziere­n.“An dieser Situation, die die Immobilien­preise nach oben treibt, wird sich seiner Einschätzu­ng nach in absehbarer Zeit nichts grundlegen­d verändern. Seinen Berechnung­en nach „müssten Hypotheken­darlehen im Schnitt auf knapp drei Prozent steigen, damit die Kaufpreise stagnieren“, erklärt Mehles.

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