Hier wird Konkretes abstrakt
Werke von Bernhard Brautferger sind derzeit im Geriatriezentrum zu sehen
Neuburg Die langen Flure des Neuburger Geriatriezentrums an der Bahnhofsstraße sind seit einigen Jahren zu einer beliebten Galerie in Neuburg geworden. Drei bis viermal pro Jahr wechselt die Ausstellung, Einzelpersonen und Gruppen zeigen dort Malerei, Grafik und Fotografie – meistens nutzen ambitionierte Hobbykünstler die Gelegenheit dazu. Am Freitagabend eröffneten Geschäftsführer Matthias Werner und Dr. Not-Rupprecht Siegel die Ausstellung eines echten Profis.
Der Fotograf Bernhard Brautferger hat sein Handwerk von der Pieke auf gelernt. Seit vielen Jahren arbeitet er als selbstständiger Werbefotograf und stellt perfekte Aufnahmen von Dingen her, die für Produktwerbung gebraucht werden – vom Modellauto bis zur Pizza. Seit einigen Jahren lebt er in Neuburg, nachdem er jahrelang viel unterwegs war, die Ausstellung „Konkret – abstrakt“ist die erste seit zehn Jahren. Mehr als sechzig Bilder hat er zusammengestellt, von denen nur die wenigsten – Aufnahmen von farbstarken Lebensmitteln – an seine Arbeit als Werbefotograf erinnern: eine krumpelige Zitrone, die Rundungen einer knallroten Paprika – scharf fotografiert bis in die letzte Pore, mittig platziert und auf tiefschwarzem Hintergrund gelegt. Der abgeblühte Samenkorb einer Sonnenblume jedoch deutet an, wohin die künstlerische Reise des Fotografen Brautferger geht – in die Verfremdung. Die glanzlosen Weintrauben sind losgelöst von ihrer Umgebung und mit kaltem Grün eingefärbt – nur die Form erinnert noch an das Lebensmittel. Bei den zwanzig Bildern der „blauen Phase“sind die fotografierten Objekte nur noch das Ausgangsmaterial. Spiegelung, Verzerrung, Filter und unterschiedliche Prozesse führen schließlich zu einer neuen Form, die in diesem Fall knallblau aus dem durchgehend schwarzen Hintergrund leuchtet. Wirbel, Spiralen und neu entstehende freie Formen können auch bunt gemischt sein, einige erinnern auch an zarte Buntstiftzeichnungen. Die Ergebnisse der experimentellen Spielereien sind überraschend und vielfältig. Man sollte sie sich jedoch bei Tageslicht anschauen.
Die Ausstellung ist bis zum 28. Juni zu sehen. Geöffnet ist das Geriatriezentrum montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 18 Uhr.