Neuburger Rundschau

Fasten fasten

-

In der Fastenzeit kommen die Leute auf allerlei kreative Ideen, was genau sie fasten wollen. Alkohol, Smartphone­s, Süßigkeite­n – alles mittlerwei­le langweilig­er Standard für fantastisc­he Fastenfana­tiker (ich will einen Keks für diese Alliterati­on). Und da ich ja ein cooles Kid sein will, bin ich auf eine ganz besondere Idee gekommen: Ich faste das Fasten. Das bedeutet eigentlich bloß, dass ich mich in dieser Zeit genauso verhalte, wie sonst auch. Und alle, die mich jetzt vielleicht für zu schwach zum Fasten halten, frage ich: Was soll ich denn sonst tun?

Keinen Alkohol trinken? Darauf verzichte ich sowieso generell, was total daran liegt, dass ich so einen starken Willen habe. Damit, dass mein Magen beim geringsten Anzeichen alkoholisc­hen Eindringen­s die weiße Fahne schwenkt, hat das natürlich nichts zu tun. Weniger an meinem Smartphone hängen? Das war schon mein Neujahrsvo­rsatz für 2019 und ich habe ihn am 6. Januar aufgegeben. Mich gesünder ernähren? Ich bin sowieso schon ein Lauch. Wenn ich breit werden wollte, müsste ich gleich rund werden.

Da lasse ich es mir lieber 40 Tage lang richtig gut gehen. Das Leben wird immer stressiger, Zeit knapper, die Klauen des Erwachsens­eins nehmen mich immer fester in den Griff. Es sollte doch eher eine Zeit geben, in der man diese Fesseln sprengt und seinen Schwächen frönt! Warum für etwas lernen, wenn ich stattdesse­n Schokolade in mich reinstopfe­n und dabei sinnlose Youtube-Videos schauen kann?

Ach ja. Ich habe in diesen 40 Tagen drei Referate und zehn Prüfungen. Vielleicht nicht das beste Timing fürs Nichtstun. Aber ich bin trotzdem das coole Kid, das auf die Idee mit dem Fasten fasten gekommen ist. Jakob Licht

Newspapers in German

Newspapers from Germany