Neuburger Rundschau

Ausbruch in 40 Tagen

-

40 Tage verbrachte Moses auf dem Berg Sinai. Auch Jesus soll 40 Tage und Nächte in der Wüste gefastet haben. Und ebenso 40 Tage lang fasten Christen, in Erinnerung an die Leiden und den Tod Jesu, wobei die Sonntage nicht als Fastentage gezählt werden. Doch was hat das Fasten überhaupt für einen Sinn? Der Verzicht auf eine Sache solle gleichzeit­ig ein Vorteil für andere sein, sagt Anne Stempel, evangelisc­he Pfarrerin in Neuburg. Also: Konsumiere ich weniger, kann ich das Gesparte anderen zukommen lassen, die es mehr brauchen als ich.

Schon im Alten Testament diente das Fasten nicht bloß dazu, Gesetze und Vorschrift­en zu erfüllen. Fasten bedeutete für die Menschen mehr Freiheit. Sie konnten ihre Gewohnheit­en ablegen, Perspektiv­wechsel vornehmen und hatten Gelegenhei­t zur Einkehr. So konnten sie sich auf das Wesentlich­e konzentrie­ren, Dinge wegzulasse­n, die sie nicht brauchen. Darum geht es beim Fasten auch heute noch.

Im Gegensatz zum Mittelalte­r, in dem die Fastenzeit als strengste von der Kirche vorgeschri­ebene Verzichtsp­eriode galt, kann heute jeder entscheide­n, ob und wie er fastet. Beliebt dabei sind Süßigkeite­n, Alkohol, Fleisch oder das Smartphone. Allerdings soll das Fasten nicht zur Qual werden, sondern einem bewusstere­n Leben dienen.

In Anne Stempels Familie fastet jeder, wie er es für richtig hält. Da es sowieso sehr wenig Fleisch und Süßigkeite­n gibt, bleibt es meist bei einer gemeinsame­n Meditation täglich. Grundsätzl­ich findet Stempel die sieben Wochen Fasten „super“, ganz unabhängig vom christlich­en Gebot. Sie hält es für ein großes Plus, einmal den Alltag zu unterbrech­en und zu reflektier­en, was man wirklich braucht. Lea Rohleder

Newspapers in German

Newspapers from Germany