Neuburger Rundschau

Heilfasten für den Kopf

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„Alles ist schön, wenn wir es so sehn.“– Genau das ist mein Motto für die Fastenzeit 2019. Das Zitat stammt zwar nicht von mir, sondern vom Dichter Erhard Horst Bellmann, soll mich aber ab jetzt begleiten. Ich möchte es schaffen, sieben Wochen zu verbringen, ohne an mir selbst zu zweifeln. Im Klartext heißt das: Nicht mehr in den Spiegel schauen und an sich selbst „rumkritisi­eren“, sondern sich darauf besinnen, dass Schönheit eigentlich alles ist, „was man mit Liebe betrachtet“, wie Christian Morgenster­n schon 1895 festgestel­lt hat.

Immer wieder sieht man ja zum Beispiel auf Instagram Sprüche wie „Wahre Schönheit kommt von innen“oder „Nobody is perfect“unter den Bildern gekonnt aufgestylt­er Mädchen, was dann geradezu ironisch erscheint. Jedoch möchte ich genau diese Sprüche in meiner Fastenzeit ernstnehme­n. Denn ist es nicht unsere „Unperfekth­eit“, die uns schön und einzigarti­g macht?

In diesen sieben Wochen möchte ich also von der oberflächl­ichen Ansicht wegkommen, Schönheit sei nur etwas Äußerliche­s. Stattdesse­n versuche ich, mich selbst und andere mit einem differenzi­erteren Blick zu betrachten. Dabei verwende ich einen Kalender zum Thema „Du bist schön“und sonst nur noch ein weiteres Hilfsmitte­l: das Selbstbewu­sstsein, mir selbst jedes Mal, wenn ich vor einem Spiegel stehe, wirklich glaubhaft zu sagen: Du bist schön!

Für mich soll diese Zeit als Beweis dafür dienen, dass man diese ganzen Selbstzwei­fel, unter denen sehr viele in unserer heutigen Gesellscha­ft leiden, auch – zumindest für eine Zeit lang – hinter sich lassen kann. Dabei habe ich Sarah Connor im Kopf: „Denn weißt du denn gar nicht, wie schön du bist?“Lea Rohleder

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