Reiche Männer, arme Frauen
Der Gender Pay Gap zeigt die Lohnlücke in Deutschland zwischen Männern und Frauen. In Ingolstadt liegt dieser Wert besonders hoch. Warum?
Ingolstadt Es wird wieder der 18. März sein. Genauso wie in den Jahren davor. Es hat sich also nichts getan in Sachen Gleichberechtigung. Zumindest nicht beim Einkommen. In fünf Tagen ist das Jahr 77 Tage alt und – rein rechnerisch – haben Frauen in Deutschland bis zu diesem Tag „umsonst“gearbeitet. Denn im Vergleich zu Männern verdienen sie immer noch 21 Prozent weniger. Das hat viele Gründe: Teilzeit, Berufe mit traditionell geringem Einkommen wie in der Pflege oder im Servicebereich, weniger Führungsaufgaben. Mancher Unterschied ist aber nicht erklärbar. Der Equal Pay Day am 18. März soll darauf aufmerksam machen, dass die Einkommensunterschiede immer noch groß sind. Besonders in Ingolstadt. Gäbe es einen lokalen Equal Pay Day, dann wäre der erst sehr viel später als der bundesweite: am 15. Mai. Da sind mit 135 Tagen schon mehr als ein Drittel des Jahres vorbei.
Ausgerechnet hat das Anja Assenbaum, Gleichstellungsbeauftragte bei der Stadt Ingolstadt. Gründe für die große Lücke in der Stadt – rund 36 Prozent – gibt es einige. So seien die Berufsfelder in der Stadt sehr männlich geprägt durch Industrieunternehmen oder Bundeswehr, erklärt Assenbaum. Nicht nur, dass in diesen Branchen und Berufen traditionell besser gezahlt wird. Hinzu kommt, dass die meisten – gut bezahlten – Führungspositionen von Männern besetzt sind. Zum Vergleich: Während ein Mann, der in Ingolstadt Vollzeit arbeitet, im Mittel 5027 Euro verdient, kommt eine Frau laut einer Studie der Agentur für Arbeit nur auf 3236 Euro (Stichtag 31. Dezember 2017). Das Männergehalt in Ingolstadt wird nur noch von den weiteren Technikstandorten Böblingen (unter anderem Daimler) und Erlangen (Siemens) getoppt mit 5187 beziehungsweise 5341 Euro. Allerdings gibt es deutlich mehr Städte und Regionen, in denen Frauen mehr verdienen als in Ingolstadt, allen voran München mit einem Gehalt von 3740 Euro. Bayernweit liegt der Gehaltsunterschied zwischen in Vollzeit arbeitenden Männern und Frauen bei 17 Prozent. Gerade, wenn Männer sehr gut verdienen, sagt Assenbaum, würden Ehefrauen mitunter gar nicht oder nur wenig arbeiten. Zum einen, weil es nicht erforderlich fürs Familieneinkommen sei, zum anderen rechne es sich wegen des Ehegattensplittings oftmals kaum. Auf dem Gehaltszettel der Frauen stehen dann oft große Lohnabzüge.
Doch Assenbrunner rät Frauen davon ab, sich aus dem Arbeitsleben zu verabschieden. Spätestens bei Renteneintritt sei das schmerzlich spürbar.
Lässt man die Unterscheidung nach Geschlechtern weg, dann steht Ingolstadt sogar an der Spitze des Gehaltsrankings, und zwar mit einem mittleren Monatsverdienst von 4635 Euro, dicht gefolgt von Erlangen (4633 Euro).
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Veranstaltung Um auf die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen, findet am Samstag, 16. März, in Ingolstadt eine Veranstaltung statt. Teilnehmer sollen mit roten Taschen symbolisieren, dass sie für gleiche Bezahlung eintreten wollen.