Singen hält jung
Serie (4) Über die Wintermonate wird im Bürgerhaus gemeinsam gesungen. Alte Volkslieder und bekannte Gassenhauer stehen im Liederbuch des Seniorenbeirats
Neuburg „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder“, erklingt es aus dem Bürgerhaus im Ostend. Diese Zeilen aus der Volksweise von Johann Gottfried Seume könnten das Motto des Singnachmittags des Neuburger Seniorenbeirats sein. Jeden zweiten Dienstag im Monat treffen sich die Senioren im Bürgerhaus im Ostend, um gemeinsam zu singen. Oft sind es Lieder, die vielen noch aus der Kindheit und Schulzeit bekannt sind.
Sebastian Graf, der das Seniorensingen seit acht Jahren organisiert, erklärt, dass es keine Stimmlagen wie Sopran, Alt, Tenor oder Bass braucht: „Die Mischung und der Spaß am Singen unter Gleichgesinnten machen es bei uns aus.“Über die Wintermonate, zwischen Oktober und März, treffen sich die Senioren an den Dienstagen jeweils um 15 Uhr.
Eine Band, die die Zusammenkunft instrumental begleitet, braucht es nicht. Aber Manfred Bork hat die Gruppe mit seiner Ziach lange unterstützt, jetzt ist er we- gen Krankheit ausgefallen. Seit einem Jahr spielt Stadtrat Josef Götzenberger mit einem Keyboard auf. Graf sagt: „Ich bin froh, dass wir jemanden gefunden haben, der ehrenamtlich mit uns musiziert, denn bezahlen können wir niemanden.“
Und kaum sitzt Götzenberger an seinem Instrument, da füllt sich der Raum im Bürgerhaus mit fünf Männern und 23 Frauen. Noch wird gemütlich geratscht, aber mit dem ersten Ton wird es still. „Ich spiele so eine Art Wunschkonzert“, sagt der Musiker und greift gerne Vorschläge der Teilnehmer auf, jeder kann Stücke einbringen.
Der Nachmittag beginnt mit „Im Frühtau zu Berge“, „Im schönsten Wiesengrunde“und „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“. Überwiegend gesungen wird aus dem Liederbuch „Mit einem Feuerwerk an guter Laune“, einer Liedersammlung, zusammengestellt von Klaus Giszas. Es folgen „Waldes- lust“und „Waldvogel“. Die Lieder stecken voller rhythmischer Sprünge. Götzenberger feilt teilweise mit den sangesfreudigen Senioren noch an einzelnen Stellen. „Aber aus euren Kehlen hört sich fast alles gut an“, sagt der Musiker. Die sangesfreudigen älteren Männer und Frauen gönnen sich in den zwei Stunden kaum eine Pause. Aber Zeit für einen Kaffee sowie Wasser und Apfelsaftschorle bleibt.
Zum Nachmittag dazu gehören auch erheiternde Geschichten. „Zwischen den Liedern dürfen auch mal Witze fallen, aber freilich nur anständige“, scherzt Graf. Mitten in der Runde sitzt Erwin Breisach, den man vom Seniorenkegeln kennt: „Die Lieder zum Mitsingen können die meisten hier bereits auswendig und das ist auch das Schöne daran.“Beim Kufsteinlied „Kennst du die Perle, die Perle Tirols…“oder bei „Junge, komm bald wieder“werden Erinnerungen wach.
Und viel zu schnell vergehen die zwei Stunden, bis zum Abschluss Ohrwürmer wie „Muss i denn, muss i denn, zum Städtele hinaus“angestimmt werden. „Es hat mir super gut gefallen, ich bin zwar erst zum zweiten Mal dabei, aber künftig immer“, schwärmt Elisabeth Schlegl. Jedoch machen die Senioren jetzt erst mal eine Pause vom gemeinsamen Singen im Bürgerhaus. Anstelle dessen stehen von April bis September Fahrradtouren des Seniorenbeirats auf dem Programm.