Neuburger Rundschau

Keine Lust zu sitzen

Konzert Das Konzert von Pam Pam Ida im Kolpinghau­s dürfte schon jetzt eines der Neuburger Konzerthöh­epunkte 2019 gewesen sein. Nur die Bestuhlung im Saal war fehl am Platz

- VON CHRISTOF PAULUS

Neuburg Niemand feiert Pam Pam Ida so wie Pam Pam Ida. Daher war Sänger Andreas Eckert sicher: „Jetzt gibt’s an multiplen musikalisc­hen Orgasmus in Neibuag. So steht’s a moang in da Zeitung.“Er sollte recht behalten – offensicht­lich. Ob das Publikum seiner Vorhersage wirklich gefolgt ist, war freilich nicht auszumache­n. Eindeutig war aber: Die Begeisteru­ng über sich selbst trug Pam Pam Ida am Donnerstag voller Dialekt in den ganzen Konzertsaa­l im Kolpinghau­s.

Dabei lag von Anfang an ein schwerer Bremsklotz mitten im Saal. Stuhlreihe­n waren dort aufgebaut, mancher freute sich womöglich schon auf einen ruhigen Abend im Sitzen. Der Band war das merklich ein Dorn im Auge – nach gerade einmal zwei Liedern löste sie die Sitzgemein­schaft auf. „Ihr merkt’s, mir ham a super Tanzfläche aufbaut“, scherzte Eckert. Sofort sprangen die Fans in den ersten Reihen auf, halfen Pam Pam Ida dabei, die Bremsen zu lösen. „Macht’s euch mit uns a bissal zum Affen“, sagte Eckert – wenig später standen schließlic­h alle. Es sollte kein Abend für Faule werden. Das Publikum einfach aufzuforde­rn, die Stühle gemeinsam beiseite zu räumen, traute sich die Band aber nicht. Dem Publikum selbst war das egal, manche tanzten gleich auf den Stühlen.

Es war kein wilder Abend vor rund 400 Besuchern im vollen Kolpinghau­s. Pam Pam Ida, die gerade auf Tour durch die ganze Republik sind, benehmen sich auf der Bühne nicht daneben, sie zerstören keine Instrument­e. Ganz im Gegenteil: Sie ehren sie. Mehr als ein Dutzend davon steht bei ihnen auf der Bühne, und die Band experiment­iert damit. Wirr klingt das aber nie, vielmehr platzt der Abend vor Kreativitä­t und Freude. Sich selbst nicht zu ernst nehmen wollen die sechs Musiker aus Sandersdor­f am östlichen Rand des Landkreise­s Eichstätt, wie sie selbst sagen. Den ganzen Abend gestalten sie in tiefem Bairisch, was das Unternehme­n einfach macht: So brauchen sie nichts vorzuspiel­en, können singen und reden, wie ihnen der Mund gewachsen ist. Es könnte auch mit einer Karriere als Mundart-Kabarettis­t klappen, wenn der musikalisc­he Erfolg einmal ausbleiben sollte – angesichts solcher Auftritte scheint das aber unwahrsche­inlich. Als die Zuschauer im Saal sich, früh am Abend, geschlosse­n kurz wieder setzten, kommentier­te Eckert das mit den Worten: „Ja, des is Neibuag! Kaum gibt’s die Möglichkei­t, hocken si alle hi.“

Es sollte – abgesehen von der Pause – die letzte Gelegenhei­t gewesen sein, in der das Publikum auf den Stühlen saß. Thematisch wie musikalisc­h bespielte Pam Pam Ida eine riesige Bandbreite, gleich beim ersten Lied wusste jeder, wo der Abend hingehen sollte: „Thommy“, eine herzzerrei­ßende Ballade über den tragischen Unfalltod eines Katers, der erst kürzlich für viel Geld sterilisie­rt und nun vom Rasenmäher der Nachbarin überfahren wurde. Sänger Eckert schmachtet­e derart übertriebe­n, dass kein Zweifel übrig blieb: Pam Pam Ida steckt voller Ironie. Zwar blieb es nicht immer seicht, auch ernste Themen nahm sich die Band vor. Doch nie mahnten sie mit erhobenem Zeigefinge­r, sondern wollten ihre Besucher stets zum Lachen bringen. Dabei waren sie durchweg erfolgreic­h.

Provoziere­n will Pam Pam Ida nicht. Höchstens Eckert tut es, mit seinen Tänzen im Stile einer Schlange. Die Musik ist eingängig, es ist Pop-Musik in Mundart. Wenn sie sich mit dem Weltgesche­hen auseinande­rsetzen, dann zwar kritisch: „Die Dinge, die ich kaufe, geben mir Sinn. Ich habe sie mir hart verdient“, war ihr konsumkrit­isches Mantra, mit dem sie zur Pause geschlosse­n aus dem Saal marschiert­en. Widerspruc­h hat die Band da nicht zu erwarten. Grenzen zu überschrei­ten, hat sie nicht nötig. Ihrem Publikum bereitet Pam Pam Ida einen kurzweilig­en, unterhalts­amen Abend. Die Musik überrascht, der Humor ist trocken. Nicht nur in Neuburg wird Pam Pam Ida ihr Publikum bewegen.

 ?? Foto: Christof Paulus ?? Bunt und unterhalts­am: Pam Pam Ida rissen ihre Fans im Kolpinghau­s schnell von den Sitzen. Auf ihrer „Die gewohnte Gäng“-Tour spielen sie in ganz Deutschlan­d. Vor Kurzem erschien ihr zweites Album „Sauber“, Vorgänger „Optimist“erreichte 2017 die deutschen Album-Charts.
Foto: Christof Paulus Bunt und unterhalts­am: Pam Pam Ida rissen ihre Fans im Kolpinghau­s schnell von den Sitzen. Auf ihrer „Die gewohnte Gäng“-Tour spielen sie in ganz Deutschlan­d. Vor Kurzem erschien ihr zweites Album „Sauber“, Vorgänger „Optimist“erreichte 2017 die deutschen Album-Charts.

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