Keine Lust zu sitzen
Konzert Das Konzert von Pam Pam Ida im Kolpinghaus dürfte schon jetzt eines der Neuburger Konzerthöhepunkte 2019 gewesen sein. Nur die Bestuhlung im Saal war fehl am Platz
Neuburg Niemand feiert Pam Pam Ida so wie Pam Pam Ida. Daher war Sänger Andreas Eckert sicher: „Jetzt gibt’s an multiplen musikalischen Orgasmus in Neibuag. So steht’s a moang in da Zeitung.“Er sollte recht behalten – offensichtlich. Ob das Publikum seiner Vorhersage wirklich gefolgt ist, war freilich nicht auszumachen. Eindeutig war aber: Die Begeisterung über sich selbst trug Pam Pam Ida am Donnerstag voller Dialekt in den ganzen Konzertsaal im Kolpinghaus.
Dabei lag von Anfang an ein schwerer Bremsklotz mitten im Saal. Stuhlreihen waren dort aufgebaut, mancher freute sich womöglich schon auf einen ruhigen Abend im Sitzen. Der Band war das merklich ein Dorn im Auge – nach gerade einmal zwei Liedern löste sie die Sitzgemeinschaft auf. „Ihr merkt’s, mir ham a super Tanzfläche aufbaut“, scherzte Eckert. Sofort sprangen die Fans in den ersten Reihen auf, halfen Pam Pam Ida dabei, die Bremsen zu lösen. „Macht’s euch mit uns a bissal zum Affen“, sagte Eckert – wenig später standen schließlich alle. Es sollte kein Abend für Faule werden. Das Publikum einfach aufzufordern, die Stühle gemeinsam beiseite zu räumen, traute sich die Band aber nicht. Dem Publikum selbst war das egal, manche tanzten gleich auf den Stühlen.
Es war kein wilder Abend vor rund 400 Besuchern im vollen Kolpinghaus. Pam Pam Ida, die gerade auf Tour durch die ganze Republik sind, benehmen sich auf der Bühne nicht daneben, sie zerstören keine Instrumente. Ganz im Gegenteil: Sie ehren sie. Mehr als ein Dutzend davon steht bei ihnen auf der Bühne, und die Band experimentiert damit. Wirr klingt das aber nie, vielmehr platzt der Abend vor Kreativität und Freude. Sich selbst nicht zu ernst nehmen wollen die sechs Musiker aus Sandersdorf am östlichen Rand des Landkreises Eichstätt, wie sie selbst sagen. Den ganzen Abend gestalten sie in tiefem Bairisch, was das Unternehmen einfach macht: So brauchen sie nichts vorzuspielen, können singen und reden, wie ihnen der Mund gewachsen ist. Es könnte auch mit einer Karriere als Mundart-Kabarettist klappen, wenn der musikalische Erfolg einmal ausbleiben sollte – angesichts solcher Auftritte scheint das aber unwahrscheinlich. Als die Zuschauer im Saal sich, früh am Abend, geschlossen kurz wieder setzten, kommentierte Eckert das mit den Worten: „Ja, des is Neibuag! Kaum gibt’s die Möglichkeit, hocken si alle hi.“
Es sollte – abgesehen von der Pause – die letzte Gelegenheit gewesen sein, in der das Publikum auf den Stühlen saß. Thematisch wie musikalisch bespielte Pam Pam Ida eine riesige Bandbreite, gleich beim ersten Lied wusste jeder, wo der Abend hingehen sollte: „Thommy“, eine herzzerreißende Ballade über den tragischen Unfalltod eines Katers, der erst kürzlich für viel Geld sterilisiert und nun vom Rasenmäher der Nachbarin überfahren wurde. Sänger Eckert schmachtete derart übertrieben, dass kein Zweifel übrig blieb: Pam Pam Ida steckt voller Ironie. Zwar blieb es nicht immer seicht, auch ernste Themen nahm sich die Band vor. Doch nie mahnten sie mit erhobenem Zeigefinger, sondern wollten ihre Besucher stets zum Lachen bringen. Dabei waren sie durchweg erfolgreich.
Provozieren will Pam Pam Ida nicht. Höchstens Eckert tut es, mit seinen Tänzen im Stile einer Schlange. Die Musik ist eingängig, es ist Pop-Musik in Mundart. Wenn sie sich mit dem Weltgeschehen auseinandersetzen, dann zwar kritisch: „Die Dinge, die ich kaufe, geben mir Sinn. Ich habe sie mir hart verdient“, war ihr konsumkritisches Mantra, mit dem sie zur Pause geschlossen aus dem Saal marschierten. Widerspruch hat die Band da nicht zu erwarten. Grenzen zu überschreiten, hat sie nicht nötig. Ihrem Publikum bereitet Pam Pam Ida einen kurzweiligen, unterhaltsamen Abend. Die Musik überrascht, der Humor ist trocken. Nicht nur in Neuburg wird Pam Pam Ida ihr Publikum bewegen.