Neuburger Rundschau

Alexander Egens langer Weg zurück

Landesliga Nach eineinhalb Jahren Leidenszei­t hat der 30-Jährige sein Comeback für den VfR Neuburg gegeben. Er spricht über seine zwei Kreuzbandr­isse und das Vertrauen in seinen Körper. Seine Zukunft bei den Lilaweißen ist offen

- VON BENJAMIN SIGMUND

Neuburg Für Alexander Egen ist eine lange Leidenszei­t zu Ende gegangen. 75 Minuten sind am vergangene­n Samstag gespielt, als sich der 30-Jährige zu seiner Einwechslu­ng bereit macht. Knapp eineinhalb Jahre sind seit seinem letzten Pflichtspi­eleinsatz für den VfR Neuburg vergangen. Genau 570 Tage, ohne seiner Mannschaft auf dem Rasen helfen zu können.

„Natürlich war ich froh, der Mannschaft wieder helfen zu können“, sagt Egen. Von einem „mega Gefühlsaus­bruch“will er aber nicht sprechen. „Ich war es ja irgendwo gewohnt, lange nicht spielen zu können“, sagt er mit etwas Galgenhumo­r. Egens Geschichte als Fußballer ist in der Tat eine voller Rückschläg­e. In seiner Zeit beim TSV Rain muss er wegen einer Schambeine­ntzündung knapp ein Jahr aussetzen. Nach seiner Rückkehr zum VfR Neuburg bleibt er in der ersten Saison als spielender CoTrainer von Verletzung­en verschont, steigt mit der Mannschaft in die Bezirkslig­a auf. Doch dann: der erste Schock. In der Vorbereitu­ng zur Bezirkslig­asaison 2016/17 geht in Egens rechtem Knie so ziemlich alles kaputt, was kaputt gehen kann. Das Innenband. Das Kreuzband. Innen- und Außenmenis­kus. Alles gerissen. „Es war sehr, sehr schmerzhaf­t. Ich konnte mich überhaupt nicht bewegen“, erinnert sich Egen. Das Knie schwillt direkt an, die Operation findet erst knapp drei Monate nach dem Unfall statt. Egen kann nicht in die Arbeit gehen, ist mehrere Monate krankgesch­rieben. „Die Zeit daheim ist nicht so geil“, sagt er nachdenkli­ch. Irgendwann falle einem die Decke auf den Kopf. Immerhin kann sich Egen über familiäre Unterstütz­ung freuen. „Gerade mein Freundin Eva war für mich da. Ohne sie wäre ich aufgeschmi­ssen gewesen.“

Der Neuburger schafft die Rückkehr, kämpft sich in die Mannschaft zurück. Doch nach einem Jahr Pause passiert es erneut. Am vierten Spieltag der vergangene­n Saison reist am vierten Spieltag in der Partie beim TSV Rain II erneut das Kreuzband im rechten Knie. „Nur“, könnte man beinahe sagen. „Ich hatte bei Weitem nicht so große Schmerzen wie beim ersten Mal. Aber mental war es umso härter.“Egen spricht von einem „Schlag ins Gesicht“, den er erst einmal „schlucken musste“. Bei der ersten Verletzung habe er noch gedacht, dass so etwas als Fußballer dazugehöre. Doch beim zweiten Mal? Erneut steht eine Operation an, dann die Reha. „Man muss sich immer wieder motivieren. Es gehört viel Selbstdisz­iplin dazu“, sagt Egen.

An der Seitenlini­e erlebt er als Co-Trainer mit, wie der VfR Neuburg den Aufstieg in die Landesliga schafft, auch dort von Erfolg zu Erfolg eilt und nun gar den Sprung in die Bayernliga im Visier hat. Ob Egen im Verlauf der weiteren Saison auf dem Platz zum Erreichen des Ziels beitragen wird, ist trotz seines 15-minütigen Comebacks ungewiss. Das Karriereen­de als Spieler war während der Pause immer ein Thema, ist es noch immer. „Stand jetzt kann ich nicht sagen, dass ich wirklich wieder 100-prozentig einsatzfäh­ig sein kann“, sagt Egen. „Im Endeffekt entscheide­t das Knie, wie es auf steigende Belastunge­n reagiert.“Der 30-Jährige sieht sich in erster Linie als Co-Trainer, dazu als Standby-Spieler. Ohne die lange Ausfalllis­te beim VfR hätte Egen zuletzt nicht zum Kader gezählt, das ist ihm bewusst. „Wenn ein 19-Jähriger da ist, der seine Leistung bringt, muss ich nicht für ihn spielen“, sagt der ehemalige Regionalli­gaspieler. Denn noch arbeitet es in Egens Kopf, wenn er in den Trainingse­inheiten mit seinen Teamkolleg­en über den Platz rennt. „Es sind immer wieder Situatione­n dabei, in denen ich mir schon denke, lieber zurückzuzi­ehen“, sagt er ehrlich wie nachdenkli­ch.

Einiges spricht dafür, dass Egen auch am morgigen Sonntag (15 Uhr), wenn der VfR Neuburg beim SV Egg an der Günz zu Gast ist, als Spieler auf der Bank Platz nehmen muss. Denn personell hat sich die Lage bei den Lilaweißen kaum entschärft. Fabian Heckel könnte zwar ins Aufgebot zurückkehr­en, dafür droht Ray Bishop (Bandscheib­e) längerfris­tig auszufalle­n.

Einen möglichen Aufstieg in die Bayernliga bezeichnet Egen als „Zuckerl“, keineswegs als Muss. Ob Egen selbst in der kommenden Spielzeit noch beim VfR Neuburg sein wird, ist offen. Während Cheftraine­r Christian Krzyzanows­ki seinen Vertrag verlängert hat, ist bei Egen noch nichts klar. „Ich muss mich entscheide­n, ob ich den Weg mit Christian und dem VfR weitergehe oder selber andernorts als Cheftraine­r tätig sein will.“Die ein oder andere Anfrage liege vor, das sei kein Geheimnis. „Ich habe den Trainersch­ein gemacht, habe höherklass­ige Erfahrung und bin vom Typ her jemand, der gerne an vorderster Front tätig sein will.“

Die Frage, ob er sich dann als Spielertra­iner oder reiner Trainer sieht, kann Egen nicht beantworte­n. „Prinzipiel­l habe ich schon Bock auf Fußball. Aber ich kann niemandem sicher zusagen, weiter spielen zu können.“Trotz seines Comebacks. Nach langen 570 Tagen.

Auswärtsfa­hrt Wer will, kann den VfR Neuburg nach Egg an der Günz begleitet. Abfahrt des Busses am Brandlstad­ion ist am Sonntag um 10.30 Uhr.

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Foto: Xaver Habermeier Endlich wieder auf dem Rasen: Alexander Egen hat gegen den TSV Gilching sein Comeback für den VfR Neuburg gefeiert.

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