Ein schwerer Abschied
Zu kurz, zu heftig. Was haben wir Dir getan, lieber Winter?
Ach, wie schmerzlich ich Dich doch jetzt schon wieder vermisse. Du bist eben erst angekommen und schon eilst Du wieder fort. Du weißt, ich bin schon immer eines Deiner Kinder gewesen, habe tagelang im Schnee gespielt, war immer auf der Suche nach dem nächsten Rodelberg, doch was nun? Gerade einmal ein paar Wochen lang durften wir das Fallen der Flocken bestaunen. Haben Dich am Ende gar die ganzen Grantler vergrault?
Du weißt doch, wie wir Menschen sind. Wir sind Gewohnheitstiere, und solange Du jedes Jahr pünktlich und andauernd kamst, hat sich doch auch keiner beschwert. Aber diese neue Mode, dass Du immer nur kurz, dafür aber jedes Mal heftiger hier aufschlägst, die gefällt uns wahrlich nicht. Du müsstest doch nur wieder regelmäßig kommen, sodass ein jeder sich an Dich gewöhnt.
Wenn Du da warst, dann kamen die Menschen wieder in den Wohnzimmern zusammen, manche haben ein Feuer angezündet. Du brachtest heiße Schokolade und kuschlige Decken, in die man sich ganz ohne schlechtes Gewissen Abende lang hüllen konnte, um all die guten Bücher zu lesen.
Bäume, Wiesen und Felder schliefen unter Deiner dicken weißen Decke. Die Tiere lagen da und ruhten die ganze Zeit. Viele Vögel nahmen sich endlich den wohlverdienten Urlaub im Süden. Ein jeder dachte mal wieder über sich selbst nach und was das neue Jahr, die nächste warme Zeit, wohl bringen möge.Was haben wir nur getan, um Dich zu kränken? Nun kommen sogar schon die Vögel früher aus dem Urlaub zurück. Gut erholt werden sie sich wohl nicht haben. Darum bitte ich Dich: Komm wieder und vor allem: Bleib länger!
In ewiger Verbundenheit, Dein Max